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A1-/A2-Milch: Wissenschaftlicher Status Quo

Datum: 06.12.2019Quelle: KErn

 

 

Im Bild: Die Referenten des Kern-Wissenschaftsseminars bei der Podiumsdiskussion (v.l.): Prof. Dr. med. habil. Johannes Erdmann, Prof. Dr. med. Jörg J. Meerpohl, Christine Röger, Prof. Dr. Kay-Uwe Götz, Jutta Saumweber, Prof. Dr. Gerd Harzer (Foto: Kern)

 

 

A2-Milch hat schon vor Jahren in Australien und Neuseeland den Milchmarkt erobert. Jetzt ziehen auch die USA und europäische Länder wie Holland, Österreich und Großbritannien nach und bieten A2-Milch an. Verbraucher berichten von gesundheitlichen Vorteilen der A2-Milch. Was ist dran an den beobachteten Effekten? Antwort auf diese und weitere Fragen gab ein Wissenschaftsseminar des Kompetenzzentrums für Ernährung (Kern) am 2. Dezember 2019 in Freising.

Der Unterschied zwischen A1- und A2-Milch scheint marginal zu sein, liegt er doch nur in einer anderen Aminosäure an einer bestimmten Position im Beta-Casein. Dennoch wird dieser kleine Unterschied mit einer besseren Verträglichkeit und einigen nicht-übertragbaren, schwerwiegenden Erkrankungen in Verbindung gebracht. Dazu gehören Diabetes, Autismus oder Herz-Kreislauf-Beschwerden. Verbraucher in Australien, Neuseeland und zunehmend auch in den USA sowie in europäischen Ländern berichten von gesundheitlichen Vorteilen der A2-Milch – im Gegensatz zur herkömmlichen A1-Milch.

Eine verlässliche Bewertung der A2-Milch aus wissenschaftlicher Sicht stand bis dato aus. Das Kompetenzzentrum für Ernährung hat zusammen mit Cochrane Deutschland an der Universität Freiburg die aktuelle wissenschaftliche Literatur gesichtet und bewertet.

 

21 Studien untersucht

Eine Recherche in wissenschaftlichen Datenbanken, Studienregistern und Internet ergab 31 Humanstudien. Diese wiesen auf einen Zusammenhang zwischen dem A1- und/oder A2-Milchverzehr und verschiedenen gesundheitlichen Einflüssen hin. Davon waren 10 noch nicht abgeschlossen, sodass 21 Humanstudien für die wissenschaftliche Bewertung vorlagen.

Die 21 eingeschlossenen Studien lieferten Daten zu den Endpunkten Diabetes Typ 1, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische Erkrankungen, Magen-Darm-Beschwerden, multiple Myelome und Asthma. Eine Studie untersuchte, ob es Unterschiede zwischen A1- und A2-Milchverzehr und der Erholungszeit nach dem Leistungssport gibt.

 

Die Studienergebnisse und ihre Bewertungen

Die eingeschlossenen Studien wurden im Hinblick auf ihr Risiko für Verzerrungen untersucht und mit Hilfe des Werkzeuges GRADE (Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation) umfassend qualitativ bewertet.

Die Studienergebnisse waren widersprüchlich. Einige Untersuchungen zeigten einen Zusammenhang zwischen dem A1- und/oder A2-Milchverzehr und den untersuchten gesundheitlichen Einflüssen in Menschen, andere nicht.

Hinzu kommt, dass sämtliche randomisierte-kontrollierte Studien lediglich Stoffwechselparameter als Endpunkte verwendet haben, keine Erkrankungen. Diese Parameter, wie zum Beispiel ein hoher Cholesterinspiegel, erhöhen das Risiko für bestimmte Erkrankungen, führen aber nicht zwingend dazu und sind nicht deren alleinige Ursache.

Die qualitative Bewertung der Studien mit Hilfe von GRADE ergab lediglich eine „moderate“, „niedrige“ oder sogar „sehr niedrige“ Vertrauenswürdigkeit der Ergebnisse.

 

Fazit

Gemäß den umfangreichen Forschungsergebnissen lässt sich derzeit keine Empfehlung für die A2-Milch aussprechen. Um tatsächliche Empfehlungen geben zu können, sind weitere, hochwertige Studien, die aussagekräftige Daten ergeben, notwendig.

KErn hat zusammen mit dem MRI eine Übersicht über die aktuelle wissenschaftliche Literatur erstellt, die unter dem Namen “FREISPRUCH FÜR DIE MILCH!” erschienen ist. Download:

 

Roland Sossna / moproweb

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