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Alltägliche Paradoxie

Datum: 16.07.2021Quelle: VMB

In der vergangenen Woche hat der VMB über die neuen Kontraktpreise für die Produktgruppe der “weißen Linie” berichtet. Von Interesse war vor allem die Preisbewegung bei der Konsummilch. Von “wenigen Cent plus” war seitens der Milchverarbeiter die Rede, nur 1 (!) schlappen Cent pro Liter für Vollmilch und die fettarme Variante müssen die Verbraucher fortan mehr berappen. Bei den Milchbauern wird sich dies sehr unterschiedlich auswirken, je nach Verwertung der jeweiligen Molkerei. Und auch die neuen Endverbraucherpreise (EVP) von Quark/Topfen wurden vom VMB angesprochen: Diese schienen auf den ersten Blick ebenfalls (nur) um 1 Cent/250-g-Packung angehoben worden zu sein, 4 Cent mehr waren es für die 500-g-Packung. Der zweite Blick brachte aber wieder einmal ein schier unglaubliches und völlig unlogisches Vorgehen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) zutage.

Seit gut einem Jahr waren die EVP für das Segment Quark/Topfen für den sogenannten Preiseinstiegsbereich, also die Eigenmarken des LEH unverändert geblieben. Die 500-g-Packung Magerquark war mit 75 Cent ausgewiesen, die 250-g-Packungen mit unterschiedlichen Fettstufen mit 54 Cent. Nach jahrelanger Marktbeobachtung seitens des VMB konnte man seinen eigenen Augen kaum trauen, dachte eher an eine Verwechslung bei den Preisauszeichnungen, als Anfang des Monats die neuen Auslobungen an den Kühlregalen kontrolliert wurden. Aber es ist tatsächlich bei allen Lebensmittelhändlern das identische Preisschema: Sowohl Magerquark in der 500-g-Packung (jetzt 79 Cent) wie auch die 250-g-Packungen Magerquark und mit 20 Prozent Fett (jetzt 59 Cent) liegen mit jeweils plus 4 Cent in den Regalen. Die fettreiche Variante mit 40 Prozent Fett der 250-g-Packung kostet aber durch die Bank überall nur 55 Cent, wurde also nur um einen Cent verteuert. Auf den Punkt gebracht: Fetter Quark ist billiger als magerer Quark! Angesichts der aktuellen Fettverwertung und der Rahmpreise ein Paradoxon. Dagegen ist bei Konsummilch die Preisdifferenz völlig nachvollziehbar: Vollmilch kostet dem Verbraucher 8 Cent/Liter mehr als die fettarme Variante.

Dass im Biergarten Radler den gleichen Preis hat wie eine gestandene (nicht abgestandene!) Maß Bier, daran hat man sich schon gewöhnt. Auch dort erreichen die Preise für einfaches Mineralwasser durchaus ab und an das stolze Preisniveau von alkoholischen Getränken wie eben einer Maß. Wenn diese ökonomische Unlogik jetzt auch noch Einzug bei den Preisen für Standardmilchprodukte hält, fühlt man sich an manches, mittlerweile verschwundene politische System erinnert: Dort war es billiger, Schweine mit Brot und Semmeln zu mästen als mit Getreide.

 

Abb.: Colourbox

Roland Sossna / moproweb

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