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Brexit-Abkommen dringend nötig

Datum: 29.09.2020Quelle: Arla Foods

 

Ein neuer Report der London School of Economics (LSE), der von Arla Foods in Auftrag gegeben wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass ohne entsprechende Maßnahmen der britischen Regierung und der EU der Lebensmittelsektor und die Verbraucher auf beiden Seiten nach dem Ende der Brexit-Übergangszeit stark beeinträchtigt werden. Allerdings können das Vereinigte Königreich (UK) und die EU durch entsprechende Zusammenarbeit, die Beeinträchtigungen nach dem 1. Januar 2021 minimieren.

Der Report “Vulnerabilities of Supply Chains Post-Brexit”, der vom Trade Policy Hub (TPH) der LSE Consulting erstellt wurde, zeigt auf, wie eng die Lebensmittelsektoren in UK und der EU miteinander verflochten sind. Gegenwärtig werden insgesamt 40 Prozent der von Haushalten und Unternehmen in UK konsumierten Agrar- und Lebensmittelprodukte aus der EU importiert. Im Molkereibereich werden 15 Prozent aller verkauften Produkte nach UK importiert. 99 Prozent davon stammen derzeit aus der EU.

Ein No-Deal-Szenario, mit hohen Zöllen, wird die Preise vieler Produkte in die Höhe treiben. Selbst bei einem Austritt mit einem Abkommen werden nichttarifäre Handelshemmnisse, wie vermehrte Bürokratie und Zollkontrollen große Auswirkungen haben, die Preise erhöhen und die Produktverfügbarkeit verringern. Diese Veränderungen werden über die Lieferkette zurückfließen und sich auf die Lebensmittelproduzenten und -verarbeiter in der EU auswirken. Die Autoren des Reports zeigen anhand von Berechnungen auf, dass Dänemark, Spanien, die Niederlande, Belgien, Frankreich, Italien, Griechenland, Polen, Zypern und Irland voraussichtlich die stärksten Rückgänge bei Lebensmittelexporten nach UK verzeichnen werden.

Laut dem Report werden sich die Auswirkungen eines Brexit mit einem No Deal unverhältnismäßig stark auf den Lebensmittel- und Getränkesektor auswirken, für den die durchschnittlichen Zölle für EU-Exporte nach UK von 0 Prozent auf 17,7 Prozent steigen werden, was mehr als viermal so hoch ist wie in anderen Sektoren.

Peter Giørtz-Carlsen, Europa-Vorstand von Arla Foods: „Wir haben uns konsequent für einen möglichst freien Handel nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU eingesetzt. Dies wäre das beste Ergebnis für den europäischen Lebensmittel- und Getränkesektor, einschließlich der Milchindustrie. Es besteht die Gefahr, dass bei einem No-Deal-Szenario der britische Markt für Milchprodukte aus der EU erheblich beeinträchtigt wird.“

 

Ein No-Deal wird auch Auswirkungen auf Verbraucher in der EU haben

Auch die Verbraucher in der EU werden die Auswirkungen spüren. Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Durchschnittspreise für britische Markenprodukte, die in die EU importiert werden, im Rahmen eines No Deals um 27,9 Prozent steigen werden. Und auch die Preise für britische Nichtmarkenprodukte in die EU werden um 13,2 Prozent zulegen.

 

Diese Preiseffekte bei einem No Deal beschränken sich nicht nur auf Produkte in den Supermarktregalen, sondern wirken sich auch auf die landwirtschaftliche Produktion aus. Wichtige Materialien für die Herstellung von Lebensmitteln werden ebenfalls betroffen sein, dies trifft besonders deutsche Hersteller. Denn UK importiert 69 Prozent bestimmter Aluminiumprodukte, 65 Prozent bestimmter pharmazeutischer Produkte und 51 Prozent bestimmter Düngemittel aus Deutschland. Diese Produkte werden wahrscheinlich aufgrund zusätzlicher Kosten durch Zölle und nichttarifäre Ausgaben teurer werden.

 

Eine Lösung ist möglich

Der Bericht macht jedoch deutlich, dass auch ein Lösung für diese Situation in Reichweite ist. Ein Handelsabkommen für Lebensmittel und Getränke würde den Verbrauchern in Großbritannien und der EU große Vorteile bringen. Und selbst wenn ein Brexit-Deal zustande kommt, sollten die EU und UK die Schaffung neuer nichttarifärer Handelshemmnisse und Zollvorschriften vermeiden, insbesondere für verderbliche Waren.

„Dieser Bericht zeigt, wie integriert die Versorgungskette mit Lebensmitteln zwischen UK und der EU ist, und welchen gegenseitigen Nutzen beide Seiten daraus ziehen. Aufgrund dieses Freihandels haben die Verbraucher in Großbritannien und der EU Zugang zu einer großen Auswahl an qualitativ hochwertigen, erschwinglichen Produkten. Wir wollen sicherstellen, dass dies auch nach dem 31. Dezember 2020 so bleibt. Und wir wissen, dass die Verbraucher dies auch erwarten. Aber damit dies geschehen kann, ist es unerlässlich, dass wir ein zollfreies Abkommen erreichen. Zudem ist entscheidend, dass die britische Regierung, die EU und die Mitgliedstaaten pragmatische und sinnvolle Schritte unternehmen, um die Auswirkungen nichttarifärer Handelshemmnisse zu begrenzen“, so Peter Giørtz-Carlsen.

Dr. Elitsa Garnizova, die den Trade Policy Hub leitet und eine der Autorinnen des Reports ist, fügt hinzu: „Die Zölle, die auf Lebensmittel und Getränke erhoben werden, sind in der Regel sehr hoch, so dass ein No-Deal-Brexit unweigerlich tiefgreifende Auswirkungen auf die Auswahl für Kunden haben wird. Selbst wenn Strategien für das Risikomanagement vorhanden sind, wird sich ein No-Deal erheblich auf den Sektor der Frischlebensmittel auswirken. Dies muss von den politischen Entscheidungsträgern in den kommenden Wochen berücksichtigt werden.“

Der Report geht auch auf eine längerfristige Perspektive ein und zeigt, dass sich die Warenströme von Nahrungsmitteln und Getränken zwischen dem Vereinigte Königreich und der EU in den kommenden Jahren erheblich verändern werden; unabhängig davon, zu welchem Abschluss die Verhandlungen kommen und welche Schritte unternommen werden. Die Autoren betonen, dass langfristige Strategien der Markt- und Produktdiversifizierung zwar zur Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Lebensmittelindustrie beitragen können, kurzfristig jedoch die Gefahr eines Überangebots in der EU bei Produkten besteht, die normalerweise nach UK exportiert werden, wie etwa Rinder-, Schafs- und Schweinefleisch sowie Milchprodukte.

 

Der vollständige Report ist hier erhältlich.

 

Roland Sossna / moproweb

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