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EDA Jahrestagung 2021

Datum: 01.10.2021Quelle: molkerei-industrie

Nachhaltige Lebensmittelsysteme und europäische Milchwirtschaft lautete das Motto der Jahresversammlung der European Dairy Association (EDA) am 1. Oktober in Brüssel. 90 Live-Teilnehmer und etwa 100 Online-Teilnehmer aus der ganzen Welt nahmen an der Veranstaltung teil.

 

EDA-Jahrestagung 2021

Nachhaltige Lebensmittelsysteme und europäische Milchwirtschaft

 

Nachhaltige Lebensmittelsysteme und europäische Milchwirtschaft lautete das Motto der Jahresversammlung der European Dairy Association (EDA) am 1. Oktober in Brüssel. 90 Live-Teilnehmer und etwa 100 Online-Teilnehmer aus der ganzen Welt nahmen an der Veranstaltung teil. In seiner Eröffnungsrede hob EDA-Präsident Guiseppe Ambrosi die Ambitionen der europäischen Milchwirtschaft im Bereich der Nachhaltigkeit hervor. Die europäische Milchwirtschaft habe nicht auf die EU-Kommission und den europäischen Green Deal gewartet, sondern habe die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ernst genommen und weit vor dem Green Deal ihren Weg zur Kohlenstoffneutralität definiert. Der Erfolg der Branche basiert auf der Exzellenz von Produkten, Prozessen und Mitarbeitern, sagte Ambros; dies werde auf globaler Ebene anerkannt und daher verlangt die Welt auch mehr europäische Mopro. Um jedoch ein Global Player sein zu können, muss die Europäische Union auf einer sicheren Basis in Bezug auf Energie, Arbeitskräfte und Nahrungsmittelsicherheit arbeiten. Ambrosi machte deutlich, dass alle Regelungen unter dem Dach von Green Deal oder Farm-to-Fork wissenschaftlich fundiert und wissenschaftlich bewertet sein müssen und forderte eine offizielle Folgenabschätzung durch die EU-Kommission.

 

 

Nachhaltige Lebensmittelsysteme und europäische Milchwirtschaft

Prof. Roel Jongeneel, Universität Wageningen, analysierte die wahrscheinlichen Folgen des Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie für die EU-Milchwirtschaft und zeigte den Weg in die Zukunft auf. Die größte Herausforderung für die EU sei nicht die Umwelt, sagte Jongeneel, und verwies auf die südliche Hemisphäre, wo die Nachhaltigkeit längst nicht so weit fortgeschritten ist wie bei uns. Aber in Zukunft werden die Auswirkungen der grünen Politik der EU dazu führen, dass die Zahl der Kühe zurückgeht. Dies wird vor allem in den etwa 15 Fokuspunkten der EU der Fall sein, in denen die Milchwirtschaft stark konzentriert ist – mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen für diese Gebiete. Die Auswirkungen der verschiedenen Zielvorgaben der Kommission (u. a. 35 % weniger Treibhausgasemissionen bis 2030, 50 % weniger Pestizide …) wurden von JRS teilweise bewertet, berichtete Jongeneel. Insgesamt könnten diese Ziele je nach Region zu einem Rückgang der Milcherzeugung um 12 % und zu einem Preisanstieg von bis zu 36 % führen. Das Einkommen der Landwirte wird nur dann steigen, wenn die Märkte günstig sind. Auf der Seite der Verarbeiter könnten kleine Akteure, die auf den heimischen Märkten aktiv sind, sowie große Unternehmen von den Änderungen profitieren, während große Genossenschaften, die von den Weltmärkten abhängig sind und ein enges Portfolio haben, die Verlierer sein könnten, so Jongeneel. Der niederländische Wirtschaftswissenschaftler empfiehlt, dass der Green Deal zwar eine langfristige Vision ist, aber in einem regionalen Ansatz schrittweise vorangetrieben werden sollte. Der Markt, d. h. handelbare Emissionsrechte, sei das beste Mittel, um Emissionen auf kosteneffiziente Weise zu reduzieren, sagte Jongeneel.

 

Der Green Deal und seine Folgen

Lukáš Víšek, Mitglied des Kabinetts von Frans Timmermans und einer der Hauptarchitekten des Green Deal, sagte, dass die Klimakrise, mit der wir konfrontiert sind, keine Zeit beim Verbessern der Nachhaltigkeit vergeuden dürfe. Die EU hat vorsorglich die Klimaziele in ein Gesetz gegossen, so dass es keine Chance gibt, dass spätere Politiker und kommende Krisen das grundlegende Ziel der Klimaneutralität ändern. Der Green Deal sei gemacht worden, um alle Prozesse für den Klimaschutz zu beschleunigen, die zum Teil schon vor Jahren begonnen wurden, wie zum Beispiel in der EU-Milchwirtschaft. Der Green Deal und die Farm-to-Fork-Strategie betrachten die gesamte Lebensmittelversorgungskette, einschließlich der Ernährung der Verbraucher und der Lebensmittelverschwendung in den Haushalten. Die Milchindustrie, so Víšek, befindet sich inmitten dieser Veränderungen in einer starken Position, da sie sowohl die Landwirte als auch die Verbraucher erreichen kann. Der Sektor kann nachhaltig produzierte Milch verlangen und die Nachfrage nach nachhaltigeren Produkten auf Seiten der Verbraucher anregen. Die Kommission werde Öko-Regelungen entwickeln, um den Landwirten zu helfen, die richtigen Praktiken anzuwenden, versprach Víšek. Letztendlich hofft Víšek, dass Lebensmittel aus der EU aufgrund ihrer Nachhaltigkeit weltweit gefragt sein werden und so den Herstellern geholfen wird, auf dem Weltmarkt zu konkurrieren, und dass in der EU hergestellte Lebensmittel zu einem globalen Nachhaltigkeitsstandard werden. Er forderte alle beteiligten Stufen der Milchkette auf, die Kommission mit relevanten Erkenntnissen (einschließlich der Kennzeichnung) zu versorgen, damit die Folgen des Green Deal wissenschaftlich fundiert und evaluiert werden können.

 

Der Weg von FrieslandCampina zur Nachhaltigkeit

Hester Maij, Corporate Director Public & Regulatory Affairs FrieslandCampina, erläuterte, wie F/C den Weg zur Nachhaltigkeit verfolgt. Die Genossenschaft, die in 38 Ländern rund um den Globus aktiv ist, hat explizite Ziele, die gemäß dem UN-Klimaplan definiert wurden. So ist F/C die erste Molkerei der Welt, die den Landwirten einen Biodiversitätsmonitor anbietet, mit dem sie ihre diesbezüglichen Fortschritte bewerten können. Da Milchviehbetriebe sehr individuell sind, kann es keine Nachhaltigkeitspolitik geben, die für alle gilt. Deshalb, so Maji, müssen die Rechtsvorschriften maßgeschneidert sein. Und die EU muss das Gesamtbild einschließlich der Nebenwirkungen betrachten. Maji verwies auf das Ziel, den Einsatz von Pestiziden um 50 % zu reduzieren, was durchaus zu einem höheren Mykotoxingehalt in Lebensmitteln führen könnte. In Bezug auf das EU-Ziel, bis 2030 einen Anteil von 25 % an ökologisch bewirtschafteten Flächen zu erreichen, führte Maji die Niederlande als Beispiel an: Der gesamte Milchmarkt dort hat ein Volumen von 10 Milliarden Euro. Wenn 25 % des Absatzes auf Bio-Milchprodukte entfallen würden, müssten die Verbraucher jährlich 250 Millionen Euro mehr für Milchprodukte bezahlen. Sie, so Maji, sehe keine Lösung für dieses Dilemma. Maji fügte hinzu, Brüssel müsse sich außerhalb der EU umsehen – die Milchwirtschaft habe Wettbewerber und brauche gleiche Wettbewerbsbedingungen. Bei der Kohlenstoffkennzeichnung sieht die F/C-Managerin einen Unterschied: “Ein Glas Milch kann nicht mit einem Stuhl verglichen werden”. Damit meinte Maji, dass Milch eine ganze Menge wertvoller Nährstoffe mit sich bringt, die man auch wertschätzen müsse. Maji plädiert dafür, Öko- und Nährwertkennzeichnung in einem Lebensmitteletikett zusammenzufassen.

 

 

Anmerkung der Redaktion: Bei der Präsentation von Lukáš Víšek wurde deutlich, dass der Kommissionsbeamte wohl noch nie einen Tag in der Wirtschaft gearbeitet hat. Er scheint nicht zu verstehen, wie abhängig jede Industrie von der Gewinnerzielung ist. Er sagte, dass Marketing nicht nur den Gewinn, sondern auch die Menschen und den Planeten berücksichtigen sollte. Und er fügte hinzu, dass die Ergebnisse von Handelsabkommen zunehmend nicht mehr danach beurteilt werden, was sie in monetärer Hinsicht bringen, sondern vielmehr, wo der Gewinn für soziale und ökologische Aspekte ist. Wie alle Bürokraten hat auch Víšek wenig Lust, über den Tellerrand zu schauen. Die EU-Milchwirtschaft agiert in einem hart umkämpften Umfeld, und die heimischen Märkte sind für ausländische Angebote völlig offen. In der Diskussion auf der EDA-Veranstaltung mit der Frage konfrontiert, wie die Kommission das (möglicherweise recht) negative Ergebnis des NZ-Freihandelsabkommens einschätzt, blieb er eine rationale Antwort schuldig.

 

Roland Sossna

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