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Keine Möglichkeit für größere Preisanhebungen

Datum: 18.11.2020Quelle: molkerei-industrie

Aktuell gibt es kaum Aussichten auf höhere Milchpreise, wie sie letzte Woche von Milcherzeugern über die Gruppierung „Milchdialog“ gefordert wurden. Dies erklärte Peter Stahl, Hochland SE und Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes (MIV), soeben auf einer online-Pressekonferenz.

Corona habe seine Spuren hinterlassen, es gab Ausfälle in den Molkereibetrieben, vor allem aber mussten Produktionen komplett umgestellt werden, was zu höheren Kosten führte. MIV-Vorstand Hans Holtorf (frischli) ergänzte dazu, dass sein Unternehmen im April nur 40% des normalen Umsatzes im Food Service erreichte und auch im Sommer die Auslastung im GV-Bereich nur bei 80% lag.

 

Vernetzte Märkte in der EU

Stahl (Aufmacherfoto) wies darauf hin, dass Deutschland kein abgeschotteter Markt ist und sich der Milchpreis dementsprechend auch über den Export bildet, wobei Mopro-Importe nach Deutschland ebenfalls zu berücksichtigen sind. Da die Märkte in der EU so stark vernetzt sind, gebe es auch keine Möglichkeiten für massive Veränderungen der Erlöse. Im Export kommen lt. Stahl auch die Spannungen zwischen der EU und den USA sowie Russland zum Tragen, hier leidet das Mopro-Geschäft an Handelshemmnissen. Der Staat sei überdies gefordert, die Branche nicht mit immer noch mehr kostenverursachender Bürokratie zu überziehen.

 

Milchpreisprognose 2020

Die Molkereien, ergänzte Stahl, hätten Verständnis für den Unmut und die Sorgen der Landwirtschaft. Um so nötiger sei ein Dialog zwischen beiden Seiten. Holtorf (Foto links) erklärte mit Blick auf den Milchpreis, dass die Milchindustrie im europäischen Vergleich durchaus nicht schlecht abschneide, der Export habe die Märkte entlastet und so kam es auch zu keinen größeren Preisabstürzen. Bezogen auf das Gesamtjahr rechnet Holtorf mit einem Milchpreisdurchschnitt von 32,5 Cent, was trotz der Pandemiefolgen nur ein Minus von einem Cent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Der aktuelle „Lockdown light“ werde eher eine Seitwärtsbewegung der Verwertung bringen, aber keine Preissprünge erlauben.

Eine pauschale Anhebung der Abgabepreise um 15 Cent (bezogen auf Rohmilch), wie sie von Milchdialog verlangt wird, könne es auch aus kartellrechtlichen Gründen nicht geben, sagte Stahl. Vielmehr bilden sich die Preise im Markt. Alle Versuche, Preise politisch festzulegen, halten sich im Markt nicht lange, vor allem wenn sie im europäischen Kontext nicht zu rechtfertigen sind. Höhere Preise im EU-Ausland nützen oft nur dem Handel und nicht so sehr den Milcherzeugern, sagte Stahl.

 

Export bleibt wichtig

Eckhard Heuser (Foto links), Hauptgeschäftsführer des MIV, glaubt nicht, dass das neue pazifische Freihandelsabkommen der neuseeländischen Milchwirtschaft allzu viel bringen wird, denn Neuseeland hatte bereits vorher zollfreien Zugang zum chinesischen Markt. Die EU ist jedoch aus Heusers Sicht gefordert, ihrerseits Freihandelsabkommen mit wichtigen Absatzregionen zu vereinbaren, Heuser: „Die Welt dreht sich weiter, aber die EU schläft ein“.

 

Die Bedeutung der Exporte für den Milchpreis sollte lt. Holtorf nicht unterschätzt werden. 50% der deutschen Milch gehen ins Ausland, in Verwertungen, die oft nicht die schlechtesten sind. Jede Molkerei müsse ihr eigenes Geschäftsmodell finden und entwickeln, die Vielfalt der Geschäftsmodelle sei auch eine Stärke der deutschen Milchindustrie.

 

Branchenkommunikation

Die gemeinsame Branchenkommunikation nimmt nun konkrete Formen an. Hierfür wird eine eigene GmbH gegründet, die einzelne Vierjahres-Verträge mit den teilnehmenden Molkereien schließen wird. Die Besetzung der GmbH mit einer Geschäftsführung läuft bereits. Die Branchenkommunikation wird beginnend im ersten Halbjahr 2021 die allgemeine und die übergeordnete Krisenkommunikation übernehmen, den Milchsektor in der Öffentlichkeit darstellen, die Milchalternativen aber nicht verteufeln.

Roland Sossna / moproweb

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