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Redet ALDI den #Haltungswechsel bei Trinkmilch schön?

Datum: 02.12.2022Quelle: VMB

Vor wenigen Tagen ließen Aldi Nord und Aldi Süd in einer gemeinsamen Presseerklärung zum #Haltungswechsel aufhorchen: “Aldi bezieht bereits 40 Prozent der Trinkmilch aus den Haltungsformen 3 und 4” war da in der Überschrift der Pressemeldung zu lesen. Und weiter im Text: “Über 40 Prozent der Frischmilch, die bei ALDI verkauft werden, stammen inzwischen aus den tierwohlgerechteren Haltungsformen 3 (Außenklima) und 4 (Bio/Premium)”. Und schlussfolgernd: “Damit haben die Discounter einen wichtigen Meilenstein ihres Tierwohlversprechens bereits ein Jahr früher erreicht als geplant”.
So weit so gut! Aber auch: So weit, so wahr? Denn diese Meldung paßt nun so gar nicht in die aktuelle “Konsumlaune” der Verbraucherschaft, wo angesichts massiver Steigerung der Lebenshaltungskosten mit Inflationsraten von um die 10 Prozent gerade Mehrwert- und Sondermilchen, also neben Markenartikeln auch Biomilchen, regionale Milchen und Tierwohlmilchen bei der Nachfrage einen durchaus schweren Stand gegen die (preislich günstigeren) Eigenmarken der Lebensmittelhändler haben. Und dann soll ALDI gerade bei der, bei Preiserhöhungen medial stark im Fokus stehenden Trinkmilch bereits ein Jahr früher als geplant sein Ziel erreicht haben?
Zu klären wäre zum einen die Frage: Bezieht ALDI nun seinen Sachstandsbericht zum #Haltungswechsel auf die “Trinkmilch” (wie in der Überschrift ausgeführt) oder auf die “Frischmilch” (wie im Text weiter geschrieben steht)? Die gesamte Palette der Trinkmilch kann ALDI mit Sicherheit nicht gemeint haben, weil in diesem Sortiment die H-Milch (die eben keine “Frischmilch” ist) einen doch erheblichen Anteil  am Gesamtabsatz von Konsummilch hat. Bezogen auf die “Frischmilch” kann die Marke von 40 Prozent aber durchaus bereits jetzt erreicht worden sein. Denn vor allem ALDI Süd hat neben der Eigenmarke “Milsani” im Preiseinstiegsbereich bereits seit Jahren eine ganze Palette Sondermilchen gelistet, von “regionaler” Bayerischer Bauernmilch bis zu den Milchen der Eigenmarke “Fair & Gut”, die als Tierwohl-, Weide- oder Bergbauernmilch ausgelobt sind. Dazu kommt noch die Biomilch, die wie die meisten anderen Frischmilchen als ESL-Variante im Kühlregal steht.
Und dann hat ALDI ja bei seinen vor gut einem Jahr formulierten “Meilensteinen” für mehr Tierwohl einige Fußnoten (das bekannte Kleingedruckte) als Ergänzung angehängt. Und auch da gilt es jetzt genau hinzuschauen: Die Ziele und Zahlen beziehen sich nämlich nicht auf die Verkaufsmenge, sondern auf den “Umsatz in Deutschland mit Trinkmilch der Eigenmarken, ausgenommen sind Markenartikel”. Und da die Mehrwertmilchen bei konventioneller Milch etwa 20 bis 30 Cent/Liter und bei Biomilch gar etwa 40 Cent/Liter teurer sind als das Niveau im Preiseinstiegsegment, könnte bei der Bezugsgröße “Anteil 40 Prozent, beim Umsatz” durchaus stimmig sein – wohl aber nur für die Frischmilch! Um seine gesteckten Ziele als erreicht oder gar schneller erfüllt als geplant zu deklarieren, ist die Kommunikation nur eine Frage der (richtigen?) Darstellung!

 

Foto: Andechser Molkerei Scheitz

Dr. Hans-Jürgen Seufferlein / VMB

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