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Schluss mit dem Desinfektionswahn

Datum: 12.05.2020Quelle: beam GmbH
Robert Wiedemann und Marco Wiedemann (von links) sind Geschäftsführer der beam GmbH, die innovative Dampfsaugsysteme herstellt. Die Geräte kommen völlig ohne Chemie aus. Foto: beam GmbH

 

 

Im Folgenden bringen wir wegen der Aktualität des Themas Hygiene einen Auszug aus einem [nicht exklusiven] Interview mit den Hygiene-Experten Robert und Marco Wiedemann von der beam GmbH aus Altenstadt, die Dampfsauger produziert.

 

Herr Wiedemann, was ist denn so falsch am Desinfizieren?

Robert Wiedemann: Ich verstehe die Hysterie nicht! Gerade im privaten Haushalt sind Desinfektionsprodukte nicht nur überflüssig, im schlimmsten Fall können sie hier sogar schädlich sein. Im privaten Umfeld sollten Desinfektionsmittel wirklich nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Um dann überhaupt einen Effekt erzielen zu können, müssen die Oberflächen erst einmal von Fettablagerungen befreit werden. Sofern keine COVID-Erkrankung vorliegt, hält das Robert-Koch-Institut eine routinemäßige Flächendesinfektion in häuslichen oder öffentlichen Bereichen nicht für sinnvoll. Hier raten die Experten des RKI stattdessen explizit zu einer angemessenen Reinigung.

 

Viele setzen trotzdem auf die Chemiekeule…

Robert Wiedemann: Leider. Auch in vielen Unternehmen wird viel zu viel Chemie eingesetzt und häufig falsch angewendet, sodass die Wirkung komplett verfehlt wird. Auch hier wird übersehen, dass vor jeder Desinfektion unbedingt eine effiziente Reinigung stehen muss. Desinfiziert werden sollte nur dort, wo es auch wirklich sinnvoll ist. Und wenn es sinnvoll ist, dann ist es in der Regel auch vorgeschrieben. Ansonsten reicht eine hygienische Reinigung völlig aus.

 

Wie wird sich die Corona-Krise auf unser Reinigungsverhalten auswirken?

Marco Wiedemann: Corona macht klar: Wir können bei der Reinigung nicht so weitermachen wie bisher. Neue Herausforderungen erfordern auch innovative Lösungen – egal, ob in Privathaushalten oder in Unternehmen. Die Menschen sind viel stärker für Hygiene sensibilisiert und das ist gut so. Ein Beispiel: Wenn Sie beim Einkaufen sehen, wie ein Angestellter in einem Laden oder Café mit einem nicht mehr ganz so sauberen Putzlappen herumwischt und diesen immer wieder im Eimer auswringt. Da haben Sie einfach kein gutes Gefühl und bezweifeln, dass es wirklich sauber ist. Vor Corona hätten Sie vielleicht darüber hinweg sehen. Jetzt nicht mehr, denn das wird nicht mehr der neuen Sensibilität in Sachen Hygiene gerecht.

 

 

Mal ehrlich, hatten wir in Deutschland bisher ein Hygiene-Problem?

Robert Wiedemann: Ja, definitiv. Schauen Sie sich doch allein das Umfeld der Gebäudereinigung an: Hier liegt der Fehler eindeutig im System. Denn als Reinigungsfirma müssen Sie den günstigsten Preis pro Quadratmeter abgeben, dann bekommen Sie den Auftrag. Ob Sie es dann in der vorgegebenen Zeit mit Ihrem Personal schaffen, die Flächen richtig zu reinigen, das ist dem Controller ihres Auftraggebers völlig egal. Durch Corona haben wir jetzt zum Glück den „Hallo-Wach-Effekt“. Jetzt sollte keiner mehr fragen, ob der Quadratmeter 50 Cent mehr oder weniger gekostet hat.

 

 

In Bezug auf den Infektionsschutz müssen ja insbesondere Arbeitgeber derzeit darauf achten, dass sich ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht gegenseitig anstecken. Mundschutz und Abstandsregel reichen da sicher nicht, welche Tipps haben Sie?

Marco Wiedemann: Egal in welchem betrieblichen Umfeld: Es muss einfach hygienisch gereinigt werden. Hygienisch reinigen heißt: Es darf nicht alibimäßig gewischt werden, sondern es muss nach dem Reinigungsvorgang wirklich sauber sein. Das gilt übrigens nicht nur für die Kontaktflächen im direkten Arbeitsumfeld wie zum Beispiel Türgriffe und Lichtschalter. Man darf ja nicht die Büro-, Sozial- und Sanitärräume vergessen. Die Mitarbeiter können noch so viel Abstand zueinander halten, Masken tragen und im Schichtbetrieb arbeiten. Das bringt alles nichts, wenn nicht auch die Toiletten oder die gemeinsam genutzte Küche regelmäßig hygienisch gereinigt werden. Unternehmen sind hier in der Pflicht, für höchste Arbeitssicherheit zu sorgen.

Roland Sossna / moproweb

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