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Stigmatisierung: Tierschutzmilch

Datum: 06.08.2021Quelle: VMB
In den vergangenen Jahren sind vom deutschen Lebensmitteleinzelhandel sukzessive Milch und Milchprodukte, mehrheitlich aber Trinkmilchprodukte,  mit dem Label des Deutschen Tierschutzbundes “Für mehr Tierschutz” in die Listungen aufgenommen worden. Der Start folgte vor mittlerweile fast 5 Jahren, im Januar 2017, durch Lidl in Kooperation mit der Privatmolkerei Bechtel mit Frischmilch der regionalen Eigenmarke “Ein gutes Stück Bayern”. Im Herbst 2017 hat dann Wettbewerber Aldi nachgezogen und in Kooperation mit der Molkerei Gropper ebenfalls ausgewählte Trinkmilchprodukte mit dem Tierschutzlabel “Für mehr Tierschutz” gelistet. Abgefüllt waren zu Beginn diese Milcherzeugnisse noch im Tetrapak und ausgelobt auch heute noch mit den Kriterien der sogenannten Einstiegsstufe (1 Stern). Produkte der “Premiumstufe” (2 Sterne), für Milchkühe zusätzlich mit Zugang zum Laufhof und/oder Weide, waren eher seltener anzutreffen. Beiden Stufen gemein ist, und da hat sich seit der Veröffentlichung der Kriterien im November 2016 nichts geändert, dass Anbindehaltung, sei es ganzjährig oder als Kombihaltung, verboten ist. Wortwörtlich “verboten”, in allen Laktationsstadien, ein so genanntes k.o. Kriterium. Darüber gab es auch keine großen Diskussionen, denn die Teilnahme war freiwillig und die Erzeugnisse sollten eine Nische bedienen. Zudem wurden und werden die Milcherzeuger auch an der Wertschöpfung beteiligt.

Mittlerweile ist die Entwicklung mit Milchprodukten, versehen mit dem Label des Deutschen Tierschutzbundes weiter fortgeschritten. Die Diskussion um das Tierwohl bei Rindern und Milchkühen ist dies aber auch. Und viel emotionaler und deutlich stärker geworden, als dies die bisher bekannten Absätze für “Tierwohlerzeugnisse” belegen können.  Und eine Zäsur war wohl der Januar diesen Jahres, man könnte sagen: It started with a … Aldi (mit wem auch anders?). Aldi führte nämlich in der zweiten Januarwoche sein Eigenmarken-Label “Fair & Gut” für tierische Erzeugnisse mit unterschiedlich strengen Anforderungen an den Tierschutz ein. Das galt auch für die mit dem Label “Fair & Gut” ausgelobte “Landmilch” mit 3,8 Prozent Fett, die auch als erste klimaneutrale Milch beworben wurde. Und ganz nebenbei hat Aldi im Januar diesen Jahres auf das Etikett die Zusatz-Info mit ins Auge stechender roter Farbe “Keine Anbindehaltung” aufgebracht. Eigentlich unnötig, denn auf den Etiketten standen schon immer und immer noch die wesentlichen Kriterien für das Tierschutzlabel aufgedruckt, so auch zur Haltungsform: “Laufstallhaltung im Sinne des Tierschutzes”, was auch immer der Zusatz bedeuten möge.

Dieser eigentlich unnötige Hinweis in rot hat in den letzten Wochen die Wettbewerber auf den Plan gerufen. Unter anderem hat Lidl seine Alpenmilch der Eigenmarke “Milbona” und auch Netto seine Bergbauernmilch der Eigenmarke “Gutes Land”, alle mit dem Tierschutzlabel, ebenfalls mit dem Hinweis “keine Anbindehaltung” versehen. Der VMB hat bei seinen Store-Checks feststellen müssen, dass die Wettbewerber den Hinweis auf den mittlerweile meist in PET-Flaschen abgefüllten Milchen sogar noch wahrnehmbarer aufgebracht haben als dies Aldi in unveränderter Weise vornimmt. Es besteht die berechtigte Sorge, dass der Lebensmitteleinzelhandel damit seine Eigenmarken im Preiseinstiegssegment mit Milch aus gesetzlich zulässiger Haltungsform weiter schwächt. Und dies, obwohl die Zusage steht, ab 2022 bis auf weiteres Milch aus Betrieben mit gültigem QM-Milch Audit, also auch aus Betrieben mit ganzjähriger Anbindehaltung, mit Haltungsstufe 1 zu kennzeichnen. Und ganz nebenbei wird mit derlei Sonderhinweisen die Milch aus Anbindehaltung, ob ganzjährig oder aus Kombihaltung, beim Verbraucher weiter stigmatisiert.

Hans-Jürgen / Seufferlein

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