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Trinkmilch wieder unter 1 Euro

Datum: 07.06.2023Quelle: VMB

Der Vorgang selbst ist keine wirkliche Überraschung. Der frühe Zeitpunkt des Vollzugs allerdings einmal mehr! Medial angekündigt, haben am heutigen Mittwoch bereits Kaufland (für die Eigenmarke “K-Classic”) und Aldi (für die Eigenmarke “Milsani”) die Endverbraucherpreise für die Produktgruppe der “weißen Linie” nach unten korrigiert. Das “Leitprodukt” Trinkmilch kostet jetzt wieder weniger als 1 Euro, auch die weiteren Produkte wurden reduziert. Und dieser Preisanpassung wird in den kommenden Tagen auf breiter Front von den Wettbewerbern Folge geleistet werden.
Bei der immer noch mit zu wenigen Impulsen ausgestatteten Nachfrage- und somit Marktentwicklung  war vorherzusehen, dass auch bei den neuen Kontrakten für die Produktgruppe der “weißen Linie” Preiszugeständnisse nicht zu vermeiden sein werden. Die Entwicklung bei den neuen Kontrakten für deutsche Markenbutter und zuletzt im April für den Standardkäse, hier mit einem Minus von etwa 15 Prozent, waren ein Vorbote. Und in dieser Größenordnung wurden nun auch die Endverbraucherpreise (EVP) für die “weiße Linie” angepasst. Die medial immer besonders im Fokus stehende Konsummilch liegt jetzt wieder unter der Marke von 1 Euro/Liter: Vollmilch reduzierte sich von zuletzt 1,15 auf 0,99 Euro, die fettarme Variante von 1,05 auf jetzt 0,95 Euro/l. Abzuwarten bleibt jetzt noch, wie die EVP für die mittlerweile zahlreichen Sondermilchen (Weide- und Tierwohlmilchen, aber auch Biomilch) angepasst werden. Eine zu große Preisdifferenz führt aus Erfahrung auch zu einem geänderten Einkaufsverhalten, gerade bei den stark in den Medien diskutierten Eckartikeln.
Rückblende: Am 30. Juni vergangenen Jahres gingen mit dem Rückenwind der weltweiten Nachfrage mit lukrativen Absatzalternativen für die Molkereien die EVP von 0,92 auf 1,09 Euro/l (bei Vollmilch) und von 0,84 Euro auf 0,99 Euro/l (bei der fettarmen Variante) in eine historische Höhe. Und die Verbraucherpreise konnten zum Jahreswechsel sogar nochmal erhöht werden, auf 1,15 bzw. 1,05 Euro für die beiden Trinkmilchvarianten. Auch die Preise für Quark/Topfen, Sahne und Kondensmilch erreichten vorher nicht gekannte Dimensionen. Der Verbraucher reagierte daraufhin mit Zurückhaltung, wie die vorliegenden Zahlen aus 2022 und auch aus dem I. Quartal 2023 zeigen. Das führte in den vergangenen Monaten dazu, dass der Handel sogar seine Eigenmarken (“Billig-Linien) in die wöchentlichen Rabatt-Aktionen einschloss.
Angesichts der immer noch hohen Inflationsrate, bei der vor allem die Lebensmittel als Preistreiber stark in den Verdacht gerückt werden, versuchen derzeit die Lebensmittelhändler sich als Inflationsbremse zu profilieren. So hat Kaufland dieser Tage angekündigt, seine Preise für mehr als 350 regionale und nationale Molkereiprodukte dauerhaft zu senken. Bei der weißen Linie werden dies neben der Frisch-, ESL und H-Milch in allen Fettvarianten auch Quark/Topfen, Sahne und die Palette der Kondensmilchen sein. So wurde der im Juni 2022 ebenfalls preislich stark angehobene Quark/Topfen (250 g) mit 20 resp. 40 Prozent Fett von 0,99 auf 0,85 Euro gesenkt. Und die Preisanpassungen wurden im harten Wettbewerb der Händler zuletzt immer weiter vorgezogen.
Die sich auf globaler Ebene zart andeutende Stabilisierung des Marktes kam für diese Kontraktrunde noch zu spät. Auch der Entwurf des Tierschutzgesetzes, der einmal mehr einen Strukturbruch und Milchmengeneinbußen zumindest in der süddeutschen Milcherzeugung befürchten lassen, hat noch nicht alle gedanklichen und kalkulatorischen “Folgeabschätzungen” erreicht.

 

Abb.: LVBM

Dr. Hans-Jürgen Seufferlein / VMB

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