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Umdenken nötig

Datum: 23.06.2022Quelle: molkerei-industrie

 

Auf der Innform-Veranstaltung “Umweltgerechte Kunststoffverpackungen” am 22. Juni 2022 in Würzburg sprach sich der Berater Dr. Bernhard Fritz für ein generelles Umdenken aus. Speziell bezogen auf die Verpackung sollen Übermaß und Abfall verringert, Wiederverwendbarkeit geschaffen und Komplexität reduziert werden. Nachhaltiges Handeln ist für den Verpackungssektor also keine Nettigkeit, sondern eine Business-Notwendigkeit.

Fritz empfiehlt der Branche die Einführung von Kennzahlen, um Status und Fortschritte bei der Nachhaltigkeit dokumentieren zu können. Over-Engineering ist zu vermeiden, stattdessen ist „Good enough“ die bessere Option verglichen mit „As good as possible“. In der Kommunikation sollten Verpackungshersteller auf die SDGs und den Green Deal verweisen und keinesfalls Green-washing betreiben, empfiehlt Fritz. Und: die Unternehmen müssen in der Lieferkette Teil der Lösung sein, nicht Teil des Problems.

 

Weniger Material und Ausstattung

Dr. Hermann Onusseit ONUSSEIT Consulting, provozierte die Tagungsteilnehmer zum Nachdenken. Vielfach wird immer noch überverpackt, nicht alles, was man einem Konsumenten „aufschwatzen“ könnte, muss man auch herstellen und verpacken, sagte Onusseit. Nachhaltige Verpackungen zeichnen sich aus durch weniger Material und weniger Ausstattung. Eingehend auf Kunststoffe zeigte Onusseit auf, dass nur 13 Prozent der in Deutschland produzierten Kunststoffe aus Rezyklaten hergestellt werden (im Verpackungsbereich sind es sogar nur 11 Prozent). Außerdem wird nur ein sehr geringer Teil der Rezyklate für den ursprünglichen Zweck wiederverwendet, in der Regel dominieren Kaskadennutzungen (Downcycling).

 

 

 

Bewertung der Recyclingfähigkeit

Katharina Müller, interseroh, schilderte eine internationale Bewertungsmethodik für die recyclingfreundliche Verpackungsgestaltung. Der mit einem Anteil von 30% national bedeutendste Verwerter von Reststoffen stützt sich dabei auf sein Kompetenzzentrum INTERSEROH Plastics Research & Development, das nach der Labornorm ISO/IEC 17025:2017 international akkreditiert ist. Die Bewertungsmethodik für Recyclingfreundlichkeit von bifa und Fraunhofer IVV umfasst drei Bereiche: Erfassung der Wertstoffe, Sortierung und Aufbereitung. Insgesamt sind bis zu 20 Score-Punkte möglich, die Gesamtzahl der erreichten Punkte zeigt auf, wie recyclingfreundlich eine Verpackung am Ende ist. Müller empfahl schon beim stofflichen Design von Verpackungen auch länderübergreifend zu denken, denn die Bewertung der Recyclingfähigkeit wie auch die Erfassung und v.a. die Verwertung erfolgen von Land zu Land unterschiedlich.

 

Getränkekarton

Benedikt Kauertz vom ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung stellte den Getränkekarton in den Fokus seines Vortragsparts. Die Bilanz des Getränkeverbundkartons wird ganz wesentlich bestimmt von Materialeffizienz, der Menge an Kunststoff und Aluminium und der Verwertung der leeren Verpackung. Distribution und Um- und Transportverpackung sind sekundär.

In der Wirkungskategorie Klimawandel zeigt der GVK im Vergleich mit den von ifeu untersuchten Einwegverpackungen immer die geringsten Umweltwirkungen. Dies liegt an dem hohen biobasierten Anteil, die Fasern stabilisieren den Verpackungskörper, die Materialien zur Flüssigkeits-, Licht,-, Sauerstoff-, etc.- barriere können somit auf ein Minimum begrenzt werden. Aus Sicht einer Ökobilanz ist auch eine thermische Verwertung sinnvoll.

Gegenüber Mehrweg-Glas MW muss die Bewertung differenziert werden, so Kauertz. Im Vergleich mit regionalen gut funktionierenden Poolgebinden hat der Karton kaum signifikante Vorteile, aber auch kaum Nachteile. Vorteile ergeben sich dort, wo Mehrweg schwierig wird (lange Strecken oder diskontinuierliche Produktion und somit lange Lagerhaltung – bspw. Saisonware). Bestgeeignete Füllgüter für Kartonverpackungen sind flüssige und pastöse Produkte. Positiv schneidet der Getränkekarton auch gegenüber PET ab, wenn dort aufwendige Barrieren nötig sind.

 

Roland Sossna / moproweb

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