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VMB: Handel prügelt die Preise in den Keller

Datum: 06.01.2021Quelle: VMB

 

Die zahlreichen Aktionen von Milchbauern in den Tagen vor und nach Weihnachten, vor allem im norddeutschen Raum, vor Auslieferungslagern und Läden des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) waren vergebens: Ungeachtet der in bilateralen Gesprächen zwischen Erzeugern und Vertretern des Handels gemachten Zusagen, hat der LEH für die neue Kontraktperiode die Einkaufspreise für Deutsche Markenbutter, Eigenmarken des Handels um 56 Cent/kg nach unten geprügelt. Bei der heutigen Notierung an der Kemptener Börse wurden die Preise für abgepackte Butter im so genannten Preiseinstiegssegment der Eigenmarken bei 3,24 Euro/kg veröffentlicht. Für die vergangenen beiden Monate lag das Preisniveau noch bei 3,80 Euro/kg netto. Die Laufzeit des neuen Kontraktes geht über zwei Monate, bis Ende Februar.

 

Auch wenn es “nur” die Butterkontrakte für die Eigenmarken sind und bei kurzer Laufzeit von maximal bis zu drei Monaten relativ schnell wieder revidiert werden können: Es war ein Schock für die Milchbauern angesichts der sowieso schon extrem angespannten nervlichen und wirtschaftlichen Situation auf den Betrieben, als das Gerücht über das Vorhaben des Platzhirschs unter den Lebensmittelhändlern, Aldi, die Runde machte: Die neuen Butterkontrakte ab Januar 2021 sollten etwa 50 Cent niedriger angesetzt werden als das zuletzt vereinbarte Niveau. Die Reaktion von zu Recht empörten Milchbauern ließ nicht lange auf sich warten: Zustellen von Zufahrten zu Zentrallagern, Proteste vor den Verkaufsläden bis zur grenzwertigen Platzierung eines Misthaufens vor einer Aldi-Filiale im niedersächsischen Himmelpforten (!): Es wurden fast alle Grenzen ausgereizt. Und die Landwirte wurden von Verantwortlichen des Lebensmittelhandels zu scheinbar konstruktiven Gesprächen gebeten und vermeintlich eingelenkt. Mit diesen kurzfristigen und auch perspektivischen Zusicherungen im Gepäck wurden die Aktionen abgebrochen. Ein Auftritt in der ARD-Tagesschau zur besten Sendezeit am 29. Dezember schien die Aktionen von Erfolg zu krönen. Es bestand die berechtigte Hoffnung, dass beim Butterkontrakt zumindest eine nur moderate und marktgerechte Preisanpassung kommen würde.

 

Denn auch die Situation am Milchmarkt ließ und lässt keine Begründung für das drastische Vorgehen des Handels gelten: Dass der LEH selbst vom Lockdown durch erhöhten privaten Verbrauch besonders profitiert, ist hinlänglich bekannt. Aber auch die Gesamtsicht des Milchmarktes, trotz der bekannten Einschränkungen im Absatz, lässt durchaus das Prädikat “relativ robust” zu. Die um die Jahreswende übliche Konsum- und Absatzdelle ist aufgrund der bekannten Einschränkungen im Personenverkehr dieses Jahr komplett anders: Viel Essen dahoam!  Die kurzfristigen Indikatoren, die Preise am Spotmarkt, waren und sind für die Jahreszeit erstaunlich stabil. Vor allem auch auf der Fettseite, wo über die Jahreswende für die Fetteinheit etwa 3,8 Cent notiert waren. Lediglich der Markt für Blockbutter, an dessen Niveau sich der LEH jetzt orientiert hat, hat seit längerem zu wenig Impulse. Die steigenden Ölpreise stärken die Kaufkraft potentieller Importländer. Einzig die nicht einschätzbaren Folgen auf die jüngsten Vereinbarungen zum Brexit und auch der im Vergleich zum Dollar starke Euro sind negativ behaftete Parameter. Und wie zur Bestätigung dieser Markteinschätzung hat sich bei der heutigen ersten Auktion des Jahres beim Global Dairy Trade in Neuseeland beim Durchschnittpreis über alle Produkte ein Plus von 3,9 Prozent, bei Butter sogar von 7,2 Prozent ergeben.

 

Der Lebensmitteleinzelhandel hat die Landwirte im Allgemeinen und die Milchbauern im Besonderen wieder einmal und ganz professionell an der Nase herumgeführt. Viele Lippenbekenntnisse, aber keine Fortschritte einer “fairen” Zusammenarbeit, keine belastbaren Zugeständnisse oder gar eine Änderung der eigenen Strategie, gerade mit Blick auf die Umsetzung der UTP-Richtlinien. Oder um es aus landwirtschaftlicher Sicht zu formulieren: Kräht der Ha(h)ndel auf dem Mist, ändert sich das Wetter – oder bleibt wie es ist! In der Wertschöpfungskette Milch wird sich ohne politische Hilfe nichts ändern!

 

Roland Sossna / moproweb

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