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VMB: Ruhe am Milchmarkt, aber Milchpreise steigen

Datum: 20.05.2022Quelle: VMB

Die Preise für Milchprodukte an den globalen Märkten und an den Spotmärkten pendelten zuletzt merklich zurück. Nach dem Preisrutsch an der Global Dairy Trade in der vorletzten Woche und dem erneuten, allerdings geringeren Rückgang in dieser Woche folgten auch die Spotmärkte. Saisonal nicht unüblich, befindet sich die Milcherzeugung in der EU im saisonalen Hoch. Aber auch einige spezielle Faktoren drücken derzeit auf die lange vorherrschende Euphorie am Milchmarkt: Eine derzeit eher verhaltene Nachfrage nach Milchprodukten, sicher auch bedingt durch den Abbau von Vorräten, aber auch durch Verunsicherung infolge des medialen Aufschlages von anstehenden massiven Erhöhungen der Verbraucherpreise.  Dazu der Lockdown in weiten Teilen Chinas, was wieder einmal zeigt, wie stark doch der Einfluss von dort auf die hiesige Wirtschaft und insbesondere die Ernährungs- und Milchwirtschaft ist. Allerdings bleiben die fundamentalen Daten weiter positiv! Die Erzeugung vor allem in der EU hängt hinter den Vorjahren zurück und wird sich auch in den kommenden Monaten nicht maßgeblich steigern lassen. Allerdings bleiben auch die Kosten für Energie, Futter und Dünger hoch.

Diese Großwetterlage wird nicht verhindern, dass in den kommenden Monaten, möglicherweise bis zum Jahresende die Milchpreise für die Milchbauern nochmals deutlich zulegen. Man kann es immer nur wiederholen: Das Zeit versetzte Aufschlagen von Marktindikatoren auf den Betrieben mit steigenden Milchpreisen ist keine neue Marktweisheit. Und eine Grundvoraussetzung ist eben auch, dass die Molkereien diesen Rückenwind in den Kontrakten verankern können. Und genau das zeichnet sich in den kommenden Monaten bei neuen Kontrakten mit dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ab.

In der ersten Maiwoche überraschte Aldi ein weiteres Mal mit einer ad hoc Preisanhebung bei Konsummilch: Anhebung des Endverbraucherpreises (EVP)  um 4 Cent und damit Fortsetzung der bekannten Salamitaktik seit Beginn des Jahres. Nachdem es bereits am 10. Januar eine Preiserhöhung um schlappe 3 Cent und am 14. Februar eine – vom Zeitpunkt her betrachtet – höchst überraschende Anpassung um 5 Cent gegeben hat, folgte eben vorletzte Woche die bereits dritte Korrektur des EVP um weitere 4 Cent: Somit kostet die Vollmilch fortan 92 Cent/l  und die fettarme Variante 84 Cent/l. Angesichts der alternativen Verwertungsmöglichkeiten kann dies aber nur ein erster Schritt sein, weitere und zwar massive Anpassungen in den kommenden Monaten sind unumgänglich. Und das wird auch zur Jahresmitte der Fall sein, hat der LEH doch in den vergangenen Wochen diese Preisanpassungen bereits vorgenommen, ohne dass es – bei den meisten Molkereien zumindest – zu Kontraktverhandlungen gekommen ist. Dass der LEH diese Anpassungen gerade bei einem Leitprodukt wie Konsummilch in sehr kleinen Schritten vornimmt und vorwegnimmt, dürfte der nicht unberechtigten Sorge geschuldet sein, die preissensiblen  Verbraucher nicht zu sehr zu (ver)schrecken. Gerade bei der Konsummilch ist diese Sensibilität durchaus angebracht, haben doch die jüngsten Zahlen einen erneuten Rückgang des Verbrauches auf knapp über 47 Liter/Person im Jahr 2021 gezeigt. Erfreulich und erstmals in diesem Jahr wurden auch die Preise im Preiseinstiegsbereich der Bio-Milch angepasst, die lange wie festgeklebt zu sein schienen: Die fettarme Variante wurde ebenso wie die Vollmilch um 6 Cent/Liter erhöht und liegen jetzt mit 1,05 bzw. 1,15 Euro im Regal – ein immer noch viel zu geringer EVP, wenn man die allgemeinen Kostensteigerungen  und die zuletzt erneut verschärften Auflagen im Ökobereich als Maßstab nimmt.

Medial am meisten aufgeschlagen haben in den vergangenen Tagen aber die teilweise massiven Preisanhebungen der EVP für Deutsche Markenbutter – sowohl im Preiseinstiegssegment wie auch bei den Herstellermarken. Während die Anpassung der EVP für die Butter, Eigenmarken des LEH, zu Beginn des Monats mit einem Anstieg um durchschnittlich 50 Cent/kg  bei der Notierung und um 20 Cent auf jetzt 2,29 Euro/250 g im Kühlregal noch weitgehend marktkonform war, überraschte die Preisfestsetzung bei den  Herstellermarken dann doch. Denn die Preise sprangen zum Teil deutlich über die Schwelle von 3 Euro/250 g und erreichten somit historische Höchstwerte. Auffällig ist, dass bei den Herstellermarken, aus Irland, den Niederlanden, aber auch aus Bayern jetzt beim 250 g Ziegel Preisunterschiede von bis zu einem Euro liegen. „Wert“ ist diesen Preis die Butter allemal, wurde dies doch jahrelang seitens der Erzeugerseite unter dem Motto „Lebensmittel sind mehr wert“ gefordert. Auf die Entwicklung der Nachfrage darf man gespannt sein, auch im Wettbewerb zu den Pflanzenfetten. Und alles unter dem Eindruck der aktuellen Rahmenbedingungen, von Inflation und Kostensteigerungen in allen Bereichen des täglichen Lebens. Und noch eine nennenswerte Bewegung im Butterregal gab es: Die Biobutter im Preiseinstiegssegment stieg Anfang April von 2,29 auf 2,69 Euro, um Anfang nochmals erhöht zu werden – auf jetzt 2,99 Euro/250 g.

Aber auch andere Mopro-Produkte wurden bereits merklich im Preis angehoben, auch die Herstellermarken, von denen es eben sehr viele in Bayern gibt. Aber die Preisanpassungen, teilweise um etwa 25 Prozent im Standardsegment Käse, haben in den Medien keine derartige Beachtung gefunden, weil dies eben für 1 Liter Milch oder 250 g Butter einfacher darstellbar ist. Diese Preisanhebungen sind jetzt gute Voraussetzungen, dass in den kommenden Monaten die Milchpreise weiter zulegen. Aber eben, um es abschließend nochmals zu betonen, zeitversetzt und unterschiedlich schnell. Denn bei den Frischprodukten, vor allem im Bereich Joghurt oder auch bei der ein oder anderen Käsesorte wie dem Mozzarella, gelten die alten Kontrakte dem Vernehmen nach eben noch etwas länger.

Roland Sossna / moproweb

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