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VMB zu den Butterkontrakten

Datum: 07.09.2020Quelle: VMB

Seit Freitag letzter Woche darf wieder einmal am marktwirtschaftlichen Sachverstand gezweifelt werden. Denn mit Wirkung vom 4. September hat Aldi den Preis für die abgepackte Butter seiner Eigenmarke (noch “Milfina” bei Aldi Süd, bald bundeseinheitlich “Milsani”), 250 g-Stück, entgegen allen Marktentwicklungen und Notierungen im Fett- bzw. Rahmbereich sowie den Kontraktabschlüssen abgesenkt. Norma ist am Samstag gefolgt, die Wettbewerber werden “klaglos” nachziehen (müssen).  Ist das noch Marktwirtschaft oder Willkür nach Laune und/oder Marktmacht in bereits erschreckender Vollendung?

Rückblende: Ende Juni begannen die ersten Lebensmittelhändler, die bis Ende des Jahres befristet reduzierte Mehrwertsteuer im Regal umzusetzen: Lidl preschte bekanntlich bereits am 22. Juni – auf eigene Kosten – mit einem Abzug von 2 Prozent vor, Aldi zog am 29. Juni nach, allerdings mit 3 Prozent Rabatt. Anfang Juli wurden dann aufgrund der positiven Marktentwicklung im Fettbereich die Butterpreise erhöht, von 1,39 auf 1,45 Euro/250 g, ohne Anpassung der Mehrwertsteuer. Bei Aldi und Penny wurden die Preise ab dem 1. Juli am Regal nicht angepasst, sondern erst an der Kasse verrechnet. Die anderen Händler reduzierten den Butterpreis auf glatte 1,40 Euro/250 g, waren damit etwas günstiger als der dreiprozentige Abzug bei Aldi ausgemacht hat. Besonders provokant verhielt sich dabei Lidl, hier wurde bis weit in den Juli hinein der Butterpreis bei am Regal ausgelobten 1,34 Euro/250 g belassen.

Bereits im August konnten die Molkereien infolge der sehr stabilen Marktsituation im Fettbereich eine Preiserhöhung von 3,36 auf 3,46 Euro/kg durchsetzen. Die Lebensmittelhändler beließen es beim sich gegenseitigen belauern – und veränderten  den Endverbraucherpreis (tatsächliche Preisbildung) nicht. Auch für den Kontrakt September gelang es den Molkereien, nochmals die Abgabepreise von 3,46 auf etwa 3,60 Euro/kg anzuheben. Insgesamt sind also die Abgabepreise binnen zweier Monate und zweier Kontraktverhandlungen um etwa 25 Cent/kg gestiegen. Und jetzt senkt der Handel die Verkaufspreise um fast den gleichen Betrag ab. Der Ziegel zu 250 g liegt jetzt bei Aldi seit Freitag mit 1,39 Euro/250 g im Regal, Rabattierung auf 1,34 Euro erfolgt an der Kasse. Optisch besser sehen wohl die neu ausgelobten 1,34 Euro/250 g der Wettbewerber wie Norma usw. aus, kostet aber wegen der ständigen Änderungen auch Geld. Man muss sich um den Lebensmitteleinzelhandel sicher keine Sorgen machen, aber Markt- und Preisentwicklungen sollten eben ansatzweise auch erklärbar, logisch sein.

Am  Butterregal kennen sich seit einigen Monaten wirklich nur noch die Insider aus. Aber wer ist das schon? Der gemeine Verbraucher kann die Preisentwicklung nicht mehr nachvollziehen – und greift entsprechend seiner in der Schule gelernten Rechenkünste meist zum wöchentlich am günstigsten Angebot. Prinzipien- und Markentreue bei hochwertigen Lebensmitteln sind leider bei zu wenigen Verbrauchern vorhanden. Denn seit Monaten wird wöchentlich Butter bekannter Markenhersteller zum Teil deutlich unter dem Preis der Eigenmarken angeboten. Dies wird übrigens auch in der laufenden Kalenderwoche so sein, auch wenn der effektive Verkaufspreis der Eigenmarken jetzt bei 1,34 Euro/250 g liegt. So liegen die Verkaufspreise für die Weihenstephaner Butter Anfang der Woche bei Kaufland und (dem bald nicht mehr existierenden) real bei unter 1,30 Euro/250 g. Und Netto aus der Edeka-Gruppe lässt es am Samstag mittels “Frau Antje” (“Beste Butter, besonders streichzart, aus bestem holländischem Rahm”) mit 1,11 Euro wieder einmal richtig krachen. Bei all derlei Preisgebaren fällt einem doch glatt wieder Frau Bundesministerin Klöckner ein, die sich derzeit nur auf ein Preis- und Lockvogelverbot für Fleisch zu konzentrieren scheint.

Roland Sossna / moproweb

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