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Zweite Fresenius-Fachtagung „Nanotechnology in Food“ in Köln

Datum: 2015-09-17 13:00:00Quelle: Akademie Fresenius

 

Verschiedene Gesetze behandeln bereits das Thema Nanomaterialien. Die jüngsten Entwicklungen bei der Regulierung von Nanomaterialien und Erkenntnisse zur Wahrnehmung des Themas in der Öffentlichkeit präsentierte die zweite Fachtagung „Nanotechnology in Food“ der Akademie Fresenius am 9. und 10. September 2015 in Köln.

Nanomaterialien spielen derzeit unter anderem in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) eine Rolle, die verlangt, dass technisierte Nanomaterialien (engineered nanomaterials) auf Lebensmitteletiketten deklariert werden müssen. Die bisherige Definition für Nanomaterialien, die auch im Rahmen der LMIV Anwendung findet, steht schon länger in der Kritik. Aus diesem Grund arbeitet die Europäische Kommission derzeit daran, die Definition an den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt anzupassen und sie der Empfehlung der Kommission aus dem Jahr 2011 anzupassen, erklärte Sirkku Heinimaa (Europäische Kommission) in Köln. Die überarbeitete Definition bezieht sich weiterhin auf technisierte Nanomaterialien (engineered nanomaterial) und deckt damit weder natürliche noch zufällig bzw. „nebenbei“ hergestellte Nanomaterialien ab.

Foto: Akademie Fresenius

Neue Novel Food Verordnung

Zu den aktuellen Initiativen der Europäischen Union im Bereich der Nanomaterialien gehört auch die Neuauflage der Verordnung über Novel Foods. Lebensmittel, die aus technisierten Nanomaterialien bestehen, sollen künftig als solche angesehen werden, sofern sie nicht schon in signifikantem Umfang vor dem 15. Mai 1997 konsumiert wurden. Ebenso ist geplant, Vitamine, Mineralien und andere Substanzen ebenfalls unter die Bezeichnung fallen zu lassen, wenn diese in „Nanoform“ gebracht worden sind. Voraussichtlich im Oktober soll die neue Verordnung im Europäischen Parlament zur Abstimmung kommen. Bislang verwendet der Vorschlag der Kommission dieselbe Definition technisierter Nanomaterialien, die derzeit noch in der Lebensmittelinformationsverordnung zu finden ist. Wenn die neue Definition angenommen wird, wird die Kommission im Kontext der Revision der Verordnung auch einen neuen Leitfaden zum Thema Nanomaterialien bereitstellen müssen. 

Industrie will klare Definition

Als Vertreterin der Industrie sprach sich Beate Kettlitz (FoodDrinkEurope) auf der Fachtagung deutlich für eine klare Definition technisierter Nanomaterialien aus, da ohne sie ein adäquates Labelling von Lebensmitteln – wie durch die Lebensmittelinformationsverordnung gefordert – nicht zu bewerkstelligen sei. Die momentane Definition werfe viele Fragen auf und erfordere somit eine angemessene Hilfestellung, damit die Industrie dazu in der Lage sei, korrekte Entscheidungen in Bezug auf die Kennzeichnung von Lebensmitteln treffen zu können, so Kettlitz. Die ELC (Federation of European Specialty Food Ingredients Industries) und FoodDrinkEurope hätten deshalb zu diesem Zweck einen eigenen „Entscheidungsbaum“ und einen entsprechenden Leitfaden entwickelt. Trotzdem bestehe Bedarf einen umfassenden regulatorischen Rahmen, der höchste Sicherheitsstandards über alle Industriebereiche hinweg festsetze, zu implementieren. Kettlitz betonte, dass eine gute Definition neben hoher Sicherheit für den Konsumenten auch ausreichende Flexibilität gewährleisten müsse, um sich verändernden Marktbedingungen anpassen zu können.


Foto: Akademie Fresenius

Nanotechnologie kein Thema für die breite Masse

Die öffentliche Wahrnehmung und Akzeptanz einer Technologie sind wichtige Einflussfaktoren für ihre Einbettung in die Gesellschaft. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich aus diesem Grund der Frage gewidmet, was die Öffentlichkeit derzeit über die Nanotechnologie denkt. Zu diesem Zweck wurden vom Institut mehrere Studien zum Thema durchgeführt. Dr. Astrid Epp präsentierte auf der Fresenius-Konferenz die Ergebnisse der Untersuchungen. So lasse sich etwa feststellen, dass das Bewusstsein für Nanotechnologie gestiegen sei, jedoch ebenso immer noch viele Menschen noch nie von ihr gehört hätten – je nach Untersuchungsland wissen 30 bis 50 Prozent der Bevölkerung nichts zum Thema. Dazu kommt, dass zwei Drittel derjenigen, die die Technologie grundsätzlich kennen, nur wenige Kenntnisse über sie haben. Eine vom BfR durchgeführte Befragung fand heraus, dass rund 40 Prozent der Deutschen noch nie mit dem Thema Nanotechnologie in Berührung gekommen sind. Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2012. 2007 hatten sich noch etwa 10 Prozent weniger Befragte so geäußert. Will heißen: Die Unkenntnis ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Dies kann unter anderem auf die Berichterstattung der Medien zurückgeführt werden. Seit 2008 sei diese rückläufig, erklärte Epp. Wenn überhaupt, werden Artikel zur Grundlagenforschung publiziert. Informationen über konsumentennahe Anwendungen kommen in den Medien dagegen so gut wie gar nicht vor. Immerhin: Die Mehrheit der erscheinenden Artikel nenne zumindest einen Vorteil der neuen Technologie, so Epp. Die Deutschen hätten eine überwiegend positive Einstellung zum Thema, jedoch hänge die Akzeptanz der Nanotechnologie stark vom jeweiligen Anwendungsgebiet ab, berichtete die Expertin weiter. Während die Akzeptanz für die Anwendung in Lebensmitteln in den letzten Jahren gesunken ist, wird ihr Einsatz zu medizinischen Zwecken befürwortet. Dies bedeutet jedoch nicht, dass das Thema in der Bevölkerung besonders präsent ist. Das Thema finde fast ausschließlich im Wissenschaftsbereich statt und sei durch einen hoch spezialisierten Diskurs charakterisiert, resümierte Epp.

Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.

 

Moproweb / moproweb

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