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Österreichische Milchwirtschaft 2018

Datum: 2019-04-09 09:00:00Quelle: VÖM

Helmut Petschar, Geschäftsführer der Kärntnermilch reg.Gen.m.b.H. und Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), zog heute in Wien eine Bilanz des Milchjahres 2018 aus österreichischer Sicht.

Nachdem das Jahr 2017 einen dringend notwendigen Aufholprozess am Milchmarkt gebracht hat, war das Jahr 2018 vor allem durch größere witterungsbedingte Anlieferungsschwankungen geprägt, die in weiterer Folge auch eine Preisvolatilität bewirkten. Während zu Beginn des Jahres die Anlieferung noch mehr als 10% über dem Vorjahreswert lag, war ab Mitte des Jahres aufgrund der Dürresituation ein Rückgang bei der Anlieferung zu bemerken, der bis in die ersten Monate des Jahres 2019 anhielt.

 

Außenhandel deutlich gestiegen

Die Exporte im Jahr 2018 konnten um 4,1% auf € 1,23 Mrd. zulegen, die Importe von Milchprodukten stiegen auf € 831 Mio., der Außenhandelssaldo erhöhte sich somit auf € 401 Mio. Für die österreichischen Molkereien war der Markt geprägt von einer schwierigen Wettbewerbslage infolge der hohen Handelskonzentration und weiters von Kostensteigerungen, die den Molkereien nicht im entsprechenden Ausmaß abgegolten wurden“, erklärte Petschar die aktuelle Situation auf den Milchmärkten.

Wichtigstes Außenhandelsprodukt ist Käse: 152.000 Tonnen wurden im Wert von € 617 Mio. exportiert, 121.000 Tonnen um € 476 Mio. importiert. Gestiegen sind sowohl Importe als auch Exporte, wobei die Durchschnittserlöse im Export leicht zulegen konnten und die Importpreise leicht zurückgingen.

Zweitwichtigste Exportgruppe sind flüssige Milchprodukte, hier kam es exportseitig zu einem Rückgang auf 655.000 Tonnen oder € 289 Mio.. Gefallen sind die Versandmilchmengen, was Hinweise auf die höhere Verarbeitungstiefe in Österreich gibt. Gestiegen sind jedoch die Importe im Ausmaß von 207.000 Tonnen im wert von € 111 Mio.

Drittwichtigste Gruppe ist der Bereich fermentierte Milchprodukte. Hier gab es leichte mengenmäßige Rückgänge bei leicht steigenden Preisen im Export, ähnlich gab es rückläufige Importmengen. Die Molkenexporte sind bei leicht rückläufigen Mengen auf € 104 Mio. gestiegen, die Importe an Molkenprodukten betrugen € 47 Mio.. Bei Butter kam es zu Importen von 17.500 Tonnen, während 3.700 Tonnen exportiert wurden.

Wichtigste Export- und Importländer waren Deutschland und Italien. Besondere Steigerungen waren im Export nach China mit einem Gesamtwert von € 28,4 Mio. festzustellen, China hat sich mittlerweile zum weltweit wichtigsten Milchimportland entwickelt. Wesentlich konnten auch die Exporte in angrenzende MOEL-Länder gesteigert werden.

 

Brexit

Das Thema Brexit hat für die Milchwirtschaft eine hohe Relevanz, zumal das Vereinigte Königreich mit ca. 480.000 Tonnen Käse und 90.000 Tonnen Butter und großen Rohmilchmengen der größte Importeur von Milch- und Milchprodukten in der Europäischen Union ist. Daher ist weiterhin ein geordneter Zugang zum britischen Markt von besonderer Bedeutung. Angesichts des nicht vorhersehbaren Ausgangs der Brexitdiskussion im Vereinigten Königreich bereitet sich die Milchwirtschaft auf einen harten Brexit vor, erwartet aber von den politischen Verhandlungen möglichst rasch Klarheit betreffend künftigem Marktzugang nach Großbritannien. Dieser hat aus Sicht der Milchwirtschaft oberste Priorität.

 

Anlieferung

Das Jahr 2018 startete mit einer zweistelligen Anlieferungssteigerung. Ab Mitte des Jahres sank die Anlieferung unter der des Vorjahres, dies vor allem aufgrund der Dürresituation in wesentlichen Produktionsgebieten Österreichs, wie auch in den wichtigen europäischen Produktionsgebieten. Die Butterpreise zeigten im Jahr 2018 eine insgesamt gute Entwicklung, wenn auch die Preise unter den Vorjahreswerten lagen. Sie bestimmten aber im Wesentlichen den Erzeugerpreis, der mit einer etwas geringeren Schwankung den Bauern ausgezahlt wurde. Der Abstand zwischen Fett- und Eiweißnotierungen konnte erst nach Räumung der Interventionslager verringert werden.

 

Milchpreise

Die Erzeugermilchpreise kamen über das Jahr 2018 mit einem durchschnittlichen Auszahlungswert von 41,78 Cent (2017 42,33 Cent) (Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen inkl. USt) um 1,3% unter den Werten des Vorjahres zu liegen. Für gentechnikfrei hergestellte Qualitätsmilch wurden Durchschnittserlöse von 33,73 (4,0% Fett, 3,4% Eiweiß, ohne USt) erzielt (- 0,9%). Insgesamt kann somit von einer weitgehenden Stabilisierung auf den Milchmärkten gesprochen werden. Die Werte im Februar 2019 lagen bei 42,97 Cent/kg (natürliche Inhaltsstoffe inkl. USt) bzw. 34,35 Cent/kg (konventionelle Milch 4,0% Fett, ohne USt).

Über das gesamte Jahr verzeichnete die Anlieferung ein Plus von 2,3% auf € 3,4 Mio. Tonnen. Deutlich gestiegen ist die Biomilch, diese erreichte mit einem Anteil von 17,9% einen neuen Rekordwert von 569.000 t. Auch in wichtigen Außenhandelsländern ist der Bioanteil deutlich gestiegen, wenn auch dort auf einem deutlich niedrigeren Niveau (ca. 3,5% in Deutschland).

 

Umsätze der Molkereien

Die Umsätze der östereichischen Milchverarbeiter sind im Jahr 2018 um ca. 3,0% auf € 2,8 Mrd. gestiegen. Zuwächse gab es mengenbedingt und im Export. Das Ergebnis der österreichischen Molkereien vor Steuern (EvS) bezogen auf den Umsatz kam im Jahr 2018 mit 0,6% auf einem sehr niedrigen Niveau zu liegen, das heißt, dass aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks die getätigten Investitionen daraus nicht finanziert werden konnten.

2018 war beim Absatz von Milchprodukten gemäß RollAMA eine differenzierte Entwicklung feststellbar. Mehr Absatz gab es bei Käse und Butter, kleinere Rückgänge bei Trinkmilch und Fruchtjoghurts, insgesamt ist auch ein höherer Milcheinsatz in Verarbeitungs- und Fertigprodukten feststellbar.

Investiert wurde in den Molkereien in moderne Produktionskapazitäten im Ausmaß von ca. € 155 Mio., um dadurch die Produktqualität und die Wertschöpfung in Österreich zu steigern.

 

Ausblick

Der Milchmarkt 2019 ist lt. VÖM insgesamt nicht schlecht gestartet. Die geräumten Interventionslager sowie international gute Nachfrage geben derzeit etwas Hoffnung für den Milchmarkt. Gefahren lauern in einem ungeordneten Brexit und den damit möglichen Marktverwerfungen, sowie in möglichen internationalen Handelskriegen.

Moproweb / moproweb

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