mi | Interview
Die Digitalisierung zieht sich wie ein Faden quer durch die gesamte Food-Lieferkette
füllt werden. Er handelt bei der Umsetzung effizienzgetrieben
und pragmatisch, was oftmals
zu Lasten kreativer Lösungen geht. Der „Ad-hoc-
Entscheider“ folgt keinem Masterplan, sondern
er will die Ideen schnell umsetzen, was oftmals zu
Reibungsverlusten beim Einbezug der Gesamtorganisation
führt. Seine Schwerpunkte setzt er in
den Bereichen Produktion, Logistik und Einkauf.
Der „Adaptierende Antreiber“ ist eine spannende
Mischung: Einerseits will er kein Pionier sein und
volles Risiko eingehen; andererseits will er auch
keinen Trend verpassen. Daher schaut er sich
an, was Wettbewerber tun und delegiert vieles
an die IT, die jedoch nicht am Geschäftsmodell
arbeiten kann. Anders der „Digitalstratege“: Er
denkt ganzheitlich über die Digitalisierung nach
und hat erkannt, dass er das Geschäftsmodell
weiterentwickeln muss. Er ist bereit, unternehmerischen
Visionen zu folgen, auch wenn das zu
Lasten einer schnellen Umsetzung geht.
mi: Lässt sich das, was Sie eben aufgezählt
haben, wirklich so strikt in Schubladen
ordnen?
Steinriede: Natürlich sollte jedes Unternehmen
seinen eigenen Weg finden, um die digitale
Transformation zu meistern. Das gilt auch
für die Beratung unserer Kunden: Auch hier
geht es darum, passgenaue Lösungen zu finden,
die im jeweiligen Unternehmen mit seinen
individuellen Besonderheiten und Anforderungen
in der Praxis funktionieren. Wenn es aber
18 9 2019 | moproweb.de
darum geht, einen systematischen Vergleich
zu ermöglichen, hilft die individuelle Sicht auf
jedes einzelne Unternehmen nicht weiter. Hier
braucht es eine Klassifizierung nach Gemeinsamkeiten.
Wie jedes Modell ist dies aber nur
ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit, um
sie besser zu verstehen und zu strukturieren.
mi: „Angesichts eines disruptiven Wettbewerbsumfelds
müssen Unternehmen
ihre Geschäftsmodelle kontinuierlich
überprüfen und adaptieren. Zudem sollte
eine Kultur etabliert werden, die Innovationen
fördert, hierarchisches Denken reduziert
und Fehler als wertvolle Ressourcen
des Wachstums anerkennt“, heißt
es in der Studie. Das hat man alles doch
schon vor zehn Jahren gehört, nur lautete
die Überschrift anders.
Havermann: „Nichts ist so beständig wie der
Wandel.“ Dieser Satz von Heraklit ist sogar
schon 2.500 Jahre alt und heute aktueller denn
je. Schon immer waren Unternehmen im Vorteil,
die sich kritisch hinterfragt und mit Innovationsgeist
an veränderte Rahmenbedingungen
angepasst haben. Was nun jedoch anders ist:
Das Tempo der Veränderungen hat sich aufgrund
der Digitalisierung und Globalisierung
enorm beschleunigt. Der technologische Fortschritt
schreitet exponentiell voran. Neue Player
erobern Märkte und verdrängen Traditionsunternehmen.
Ein Geschäftsmodell was heute
noch funktioniert, kann morgen überholt sein.
Daher hatte die Aussage aus unserem Strategiepapier
noch nie so große Relevanz wie jetzt.
mi: D ie S tudie l iefert a m E nde e inen
Sechs-Schritte-Plan zur Vorgehensweise
bei der Digitalisierung von Lebensmittelunternehmen.
Fassen Sie diesen Plan
für unsere Leser bitte kurz zusammen.
Steinriede: Die Analyse des digitalen Reifegrads
steht am Anfang jedes erfolgreichen
digitalen Transformationsprozesses, denn sie
beantwortet wichtige Fragen: In welchen Bereichen
ist das eigene Unternehmen digital
bereits stark aufgestellt? Wo besteht Handlungsbedarf?
Im Anschluss untersuchen wir
gemeinsam mit unseren Kunden das digitale
Potenzial und entwickeln daraus ein Zielbild
sowie einen Fahrplan zur Transformation. Auf
dieser Basis lassen sich im dritten Schritt neuartige
Geschäftsmodelle entwickeln und im
vierten Schritt innovative Produkte und Services.
Fünftens rekonstruieren und analysieren
wir mithilfe der Process-Mining-Technologie
bestehende Prozesse, was erhebliches Potenzial
für Kosteneinsparungen freisetzt. Last but
not least unterstützen wir unsere Kunden auch
bei der Umsetzung der Veränderungen durch
unsere Erfahrung im Projektmanagement. Ziel
ist es, eine agile Organisation zu schaffen, die
sich auch in Zukunft schnell an immer wieder
neue Anforderungen anpassen kann.