AHLEMER FACHTAGUNG 2019 KOMPENDIUM
AHLEMER FACHTAGUNG 2019 KOMPENDIUM
© Karl Allen Lugmayer Pixabay
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Proaktive Kreislauf-
wirtschaftsstrategie nötig
VerpackG aus Sicht der DSD GmbH
Unser Autor: Helmut Schmitz, DSD GmbH
Nachhaltigkeit ist nicht mehr
„nice to have“, sondern ein
echter Business Case. Dies
gilt speziell für Verpackungen
aus Kunststoff. Die Produktion von
Kunststoffen steigt weiter an, aktuell werden
weltweit 335 Mio. t erzeugt, 2030 werden
es bereits 500 Mio. t sein. Das Wachstum
erfolgt nicht so sehr in Deutschland
oder in der EU, sondern in den Schwellenländern,
wo es kaum Strukturen zur
Sammlung und Wiederverwertung gibt.
Dennoch sieht sich Europa in der Pflicht,
zur Abfallvermeidung beizutragen. Mit
dem Konzept der „Tethered Caps“ zeichnet
sich ein strikter Kurswechsel ab, die
feste Verbindung von Verpackung und
Verschluss wird den Herstellern in der EU
9 Mrd. € an Kosten verursachen – dies
zeigt deutlich, dass der Gesetzgeber nun
entschlossen ist, an die Substanz zu gehen.
Vor diesem Hintergrund brauchen auch
Molkereien eine proaktive Kreislaufwirtschaftsstrategie.
Zwar steht zu erwarten,
dass der Recyclatanteil in Foodverpackungen
deutlich steigen wird, doch steht
aufgearbeitetes, z. T. 50 % CO2 einsparendes
Material in harter Konkurrenz zu
neu produzierten Kunststoffen, da es keine
Kohlendioxid-Bepreisung gibt.
Schrittmacher der Entwicklung dürfte
der Handel sein, der ambitionierte Nachhaltigkeitsziele
verfolgt. Lidl zieht ein eigenes
duales System mit entspr. Anforderungen
auf, die Lieferanten müssen sich
nun „warm anziehen“. Die Gefahr besteht,
dass die 15 größten Handelsketten
in der EU die Dinge rund um die Verpackung
unter sich regeln und entsprechende
Vereinbarungen mit den Regierungen
treffen, denen sich die Nahrungsmittelhersteller
dann ganz einfach zu beugen
haben werden. Wie konsequent Lidl
agiert, zeigt ein Beispiel für Fruchtsaft
aus dem Sortiment des Discounters: um
eine bessere Recyclingfähigkeit der Flasche
zu erreichen wurden mehrere Monate
Haltbarkeit „geopfert“.