AHLEMER FACHTAGUNG 2019 KOMPENDIUM
AHLEMER FACHTAGUNG 2019 KOMPENDIUM
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lieber höhere Entsorgungsgebühren“ aus,
so verbleiben:
I. die Systeme komplett umzustellen (z. B.
von Einweg auf Mehrweg) oder
II. als kritisch bewertete Packmittel sukzessive
auszutauschen.
Im ersten Fall sind komplett neue Anlagen,
sowie eine angepasste Logistik erforderlich.
Dieser Weg ist nicht nur an hohe
Investition geknüpft, sondern auch mit einem
erheblichen zeitlichen Aufwand verbunden.
Zur Erhöhung der Entscheidungssicherheit
und Zeiteinsparung empfiehlt
sich der Einsatz von Simulation (Planung
und Inbetriebnahme mit Digital Twin).
Im zweiten Fall resultiert aus der Aufgabe,
ein besser bewertetes Packmittel zu
finden, welches mindestens den gleichen
Schutz bietet, die Frage: Ist dieses alternative
Packmittel mit der vorhandenen
Technik grundsätzlich verarbeitbar?
Ist die Antwort ja, so ist zu prüfen, welche
Konsequenzen resultieren. Wird verneint,
so steht wieder die Entscheidung über neue
Maschinen an. Aber auch für diese ist die
Verarbeitbarkeit im Detail zu klären.
Bewertung
Für die Bewertung der Verarbeitbarkeit gibt
es zahlreiche, aber nur zwei betriebswirtschaftlich
relevante Aspekte: Kann mit diesem
Packmittel auf dieser Maschine
1. eine ausreichende Produktqualität
(Haltbarkeit, Dichtigkeit, Maßhaltigkeit,
Convenience, …) und
2. eine wirtschaftliche Prozessqualität
und -effektivität (Störungen, Ausschuss,
Liefersicherheit, Reklamationen)
gemessen z. B. an Verfügbarkeit,
Wirkungsgrad, OEE erreicht werden?
Vorgehen
Die Komplexität der Prozesse erfordert
ein systematisches Vorgehen:
I. relevante Stufe des Verpackungsprozesses
(z. B. Primärverpackung) auswählen
II. alle Verpackungsaufgaben (VA) wie
Formen … Kennzeichnen schrittweise
betrachten
III. für jede VA alle Verarbeitungsvorgänge
(Fügen, Trennen, …) untersuchen,
ob und wie ein nachteiliger Einfluss
verringert werden kann
Über Korrekturen der Parameter (Taktzahl,
Siegelzeit, …), des Maschinenzustandes
(Instandhaltung), oder auch der Konditionierung
(Trocknung/Befeuchtung) hinaus,
sind verbesserte Technologien zu prüfen
wie u. a. partielle, anstelle vollflächiger Erwärmung,
Tiefziehen von Karton anstelle
Falten und Kleben, Dispersionskleber statt
Hotmelt, Ultraschall statt Wärmekontakt.
Es ist festzuhalten, dass das sog. Verarbeitungsfenster
nicht durch die Summe
aller Eigenschaften, sondern den verbleibenden
kleinsten gemeinsamen Nenner aller
eingrenzenden Bereiche bestimmt wird
(Abb. 1). Leider stehen keine umfassenden
Prozessmodelle zur Verfügung, welche
ausgehend von den Packstoffen (Barriere,
Bruchdehnung, Durchstoßfestigkeit, E-Modul,
Maßhaltigkeit, Oberflächenrauigkeit,
Schichtanzahl, Steifigkeit, …, Wärmeleitfähigkeit),
über die Packmittel (zulässige
Abzugskraft, Bahnlaufverhalten, Nahtfestigkeit,
Rückstellkräfte, …) die Wechselwirkung
mit den Maschinenparametern
(diskontinuierlich oder kontinuierlich, Bewegungsgesetzte,
Schwingungen, Stoß/
Ruck, Taktzahl und resultierende Verarbei