4 5 2020 | moproweb.de
Auf dem Weg in
die gelenkte Wirtschaft
Falsche Propheten und machtlüsterne Politik
mi | mi-Meinung
Roland Sossna
Redaktion
In dem Moment, an
dem dieser Kommentar
verfasst
wird, dreht sich alles darum,
wie Land, Leute und vor allem
die Wirtschaft möglichst ohne
weitere Folgeschäden auszulösen
aus der Starre der Pandemieeindämmung
ins normale
Leben zurückkehren können.
Ein weiterer Lockdown, der
nach einem Wiederaufflammen
der Infektionszahlen zweifellos
verhängt würde, käme aller
Wahrscheinlichkeit nach einem
Todesstoß für weite Teile von
Industrie und Wirtschaft gleich.
Aber auch so schon wird es
enorme Verwerfungen geben,
wenn das Land aus der Isolation
erwacht. War die Konjunktur
bis vor dem 22. März von guter
Konsumlaune im Binnenmarkt
getragen, wird sich dies nun
ins Negative umkehren. Millionenfach
drohender oder schon
erfolgter Arbeitsplatzverlust
wird die Menschen nicht gerade
zum Geldausgeben ermuntern.
Man wird sparen müssen,
am Konsum und zwangsweise
wohl auch bei allen anderen
Dingen. Hinzu kommt, dass der
Export zurückgehen wird, denn
speziell die erdölfördernden
Länder sind aufgrund des Ölpreisverfalls
knapp bei Kasse
und fallen als Absatzmotor bis
auf Weiteres aus.
Die Milchverarbeiter sind von
der Pandemie übrigens ganz
unterschiedlich betroffen. Es
gibt Unternehmen mit einem
guten Mix im Portfolio, die auch
in der aktuellen Krise durchaus
nicht schlecht dastehen. Andere
wiederum wissen nicht, wie
und wo sie ihre Produkte absetzen
sollen, zumal wenn sie sich
auf bestimmte Nischen wie z. B.
Theken- oder Gastroware fokussiert
haben. Diese Molkereien/
Käsereien werden in diesem
und zu Beginn des kommenden
Jahres durchaus große Schwierigkeiten
haben.
Für die Milchwirtschaft kann
die Krise insgesamt aber noch
immer ohne Totalabsturz ausgehen,
wenn Food Service
und Gastrobereich wieder einigermaßen
zügig anlaufen.
Kantinen und Einrichtungen
zur Gemeinschaftsverpflegung
dürften hier das Zugpferd sein,
gelingt die Rückkehr zu einer
gewissen Form der Normalität.
Aber bei den Restaurants wird
es angesichts der Auflagen zur
Seuchenbekämpfung auf Sicht
zu keiner nennenswerten Absatzerholung
kommen, zumal
hier ja drohende Arbeitslosigkeit
hemmend mit hereinspielt.
Und das Geschäft mit
Exportware für den europäischen
Tourismussektor dürfte
zumindest für dieses Jahr weitgehend
abzuschreiben sein. Die
Ausfuhren von B2B-Produkten
sind ohnehin noch immer von
den Störungen in der Logistikkette
betroffen, auch wenn
diese sich jetzt zusehends wieder
auflösen. Einige Monate
sind und bleiben verloren, das
post Corona weltweit schlechte
Wirtschaftsklima wird kein
Aufholen erlauben.
Natürlich wird sich Covid-19
auf die Milchpreise auswirken.
Wie immer mit einiger zeitlicher
Verzögerung, aber um so
nachhaltiger und möglicherweise
länger andauernd. Die Erlöse
werden nur für kurze Zeit durch
die Privateinlagerung gestützt
werden, tendenziell bewegen
sie sich zum Interventionsniveau.
Der Handel wird die Lage
ganz sicher nutzen, um den
Verbrauchern in der Rezession
billige Grundnahrungsmittel zur
Verfügung zu stellen (was auch
sonst?). Genau in solchen Zeiten
treten zuverlässig wieder die
falschen Propheten auf, BDM/
EMB und ‚Land schafft Verbindung‘
haben sich bereits in
Stellung gebracht. Und: Die Politik
hat Blut geleckt, denn das
Durchregieren nach dem Motto
„Alternativlosigkeit“ brachte Zustimmung
in der Bevölkerung. Es
wäre jetzt, mitten auf dem Weg
in die totale Staatswirtschaft
nur noch ein kleiner Schritt, um
Art. 148 und die Quote 2.0 in der
Branche zu etablieren, fürchtet
Roland Soßna.
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