PFLANZLICHE MILCHALTERNATIVEN
Roland Gianotten:
Wir arbeiten im
Bereich der Alternativprodukte
sehr
intensiv sowohl mit
großen und mittleren
Unternehmen
sowie mit kleinen
Startups zusammen
Felix Weber:
Mit Experten aus
verschiedenen
Abteilungen
bietet Zentis
einen all-inclusive
Service, wie er
traditionell auch
Molkereien zur
Verfügung steht
8 8 2020 | moproweb.de
mi: Wie stellen Sie sich genau auf die
Unternehmen ein, die Milchalternativen
produzieren?
Weber: Wir haben ein eigenes Team gebildet,
das diese Kunden betreut. Das Team
ist breit aufgestellt und besteht aus Experten
der folgenden Abteilungen bei uns im
Haus: Market Intelligence, Innovationsmanagement,
Marketing, Produktentwicklung
und Vertrieb. Dabei geht es um einen
allumfassenden Rundumservice, den wir
traditionell auch den klassischen Molkereien
bieten. Unser Team bündelt das langjährige
Know-how im Hause Zentis für pflanzenbasierte
Milchalternativen. So können
wir jeweils sehr gute und durchdachte Lösungen
für eingesetzte Rohwaren als auch
Prozesstechnik vorschlagen.
Zentis verfolgt traditionell eine eng am
Markt als auch am jeweiligen Kunden orientierte
Arbeitsweise. Wir verstehen uns
dabei als Wegbereiter und Impulsgeber
für unsere Kunden und wollen sie bei ihrer
Entwicklung partnerschaftlich begleiten.
mi: Wie unterscheidet sich denn die Produktentwicklung
für Ersatzerzeugnisse
von der für Mopro?
Hermans: D ie G rundrezepturen s ind ä hnlich.
Ein Unterschied z. B. bei pflanzenbasierten
Alternativprodukten auf Sojabasis ist,
dass wir hier über unsere Fruchtzubereitungen
stabilisieren müssen. Dazu verwenden
wir die klassischen Stabilisierungssysteme.
Soll ein Alternativprodukt beispielsweise
bei den Nährwerten mit denen klassischer
Mopro gleichziehen, können wir auch Calcium
und Vitamine zugeben.
mi: Und das führt zu nicht gerade kompakten
Zutatenlisten in der Deklaration.
Leutgöb: Das stimmt. Zahlreiche pflanzliche
Alternativprodukte, Fleischalternativen
aber auch Milchalternativen weisen lange
Zutatenlisten auf. Beim Verbraucher besteht
aktuell noch eine höhere Toleranz gegenüber
komplexen Zutatenlisten, als bei klassischen
Molkereiprodukten. Aber auch bei
den Alternativen erkennen wir den Trend
hin zu Clean Labels. Andererseits ist das
Anforderungsprofil an die Alternativen oft
ähnlich von klassischen kuhmilchbasierten
Milchprodukten. Ich denke da z. B. an die
unterschiedliche Proteinmenge. Das Protein
der Milch wirkt texturgebend, wenn ähnliche
Produkte auf Pflanzenbasis erstellt werden
sollen, müssen pflanzenbasierte Eiweiße
oder Stabilisatoren eingesetzt werden.
mi: Und woher bekommen Sie dieses Eiweiß?
Weber: Bereits im vergangenen Jahr hat
Zentis eine Beteiligung an Sunbloom Proteins
erworben. Dieses Spin-off des Freisinger
Fraunhofer Instituts IVV befasst sich
mit der Gewinnung von Proteinen aus Sonnenblumen.
Wir sind hier somit auf dem
Gebiet bestens für unsere Kunden aufgestellt,
um trendgerechte Alternativprodukte
gezielt anbieten zu können.
mi: Was ist denn die beste Basis zur Herstellung
der Alternativprodukte?
Leutgöb: Es gibt verschiedenste pflanzliche
Rohstoffe die dafür genutzt werden. So entscheidet
sich der Einsatz von Soja, Kokos,
Mandeln oder Hafer jeweils danach, wie
das Produkt positioniert und was es leisten
soll. Sensorisch überzeugen Kokos und
Hafer viele Verbraucher, bei Soja konnte
der prägnante Eigengeschmack weitgehend
neutralisiert werden. Aus Sicht der Nachhaltigkeit
ist für uns Hafer der Sieger. Er kann
regional angebaut werden, braucht im Vergleich
beispielsweise weniger Wasser und
hat somit auch einen geringeren CO2-Fußabdruck.
In Nordamerika aber auch in Europa
gibt es bereits Joghurtalternativen auf
Haferbasis, ein amerikanischer KeyPlayer
ist hier z. B. sehr aktiv. Haferdrinks sind ein
wahrer Renner, sie wuchsen 2019 um 69 %
im Umsatz und um 71 % in der Tonnage.
mi: Kann es sein, dass diese Alternativprodukte
auch wieder nur einen Hype darstellen?
Gianotten: Wir sind davon überzeugt, dass
pflanzlichen Alternativen einen echten und
bleibenden Trend darstellen. Früher war es
eine Nische – heute ist es schon Mainstream.
Übergeordnete Trends wie „Healthy me!“
und „Healthy Planet!“ begünstigen den Erfolg
der Milchalternativen. Dazu kommen
natürlich noch Qualität und die hohe Convenience,
verbunden mit Bio und Regionalität.
Themen wie Nachhaltigkeit und Natürlichkeit
sind in den Medien und auch in
den Köpfen der Verbraucher präsent … und
Greet Hermans:
Soll ein Alternativprodukt
bei den
Nährwerten mit
denen klassischer
Mopro gleichziehen,
müssen
wir Calcium und
Vitamine zugeben
Lukas Leutgöb:
Auch bei den
Alternativen
erkennen wir
den Trend hin zu
Clean Labels
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