Der Milchindustrie-Verband berichtet
aus seinen Arbeitsfeldern
Wissenschaftskommunikation –
Dialog im Spannungsfeld
Unsere Autorin: Dr. Gisela Runge, Geschäftsführerin, Milchindustrie-Verband
Die Relevanz von Kommunikation
steigt in allen Bereichen,
auch in der Wissenschaft. So
äußert sich die Bundesforschungsministerin
Anja Kaliczek jüngst
wie folgt: „Wissenschaftskommunikation
sollte ein selbstverständlicher Teil des Forschungsalltags
werden.“
Eine Kommunikation zu wissenschaftlichen
Erkenntnissen, so zur Literatur, aber
auch eigenen Forschungsarbeiten gibt es
in der Lebensmittelwissenschaft bereits
vielfältig, denkt man u. a. an Gutachten,
Stellungnahmen, Vorlesungen, wissenschaftliche
Seminare, Workshops. Das betrifft
beispielsweise auch die öffentlich
geförderten Projekte der IGF (industrielle
Gemeinschaftsforschung des BMWi).
Öffentliches
Interesse an Wissenschaft
im Wandel?
Mit dem Corona-Geschehen geht ein hohes
Interesse der Medien und Verbraucher
an wissenschaftlichen Erkenntnissen einher.
10 10 2020 | moproweb.de
Wissenschaft erfährt eine hohe Wertschätzung.
Dabei erwarten gerade jüngere Konsumenten
Informationen über soziale Medien, was
ist bekannt, was ist offen und noch zu klären.
Vor allem über diese Schiene sind Verbraucher
in Zukunft erreichbar und wissenschaftliche
Hintergründe vermittelbar.
Dabei ist auch zu erläutern, wie Diskussionsprozesse
in der Wissenschaft ablaufen
und Perspektiven und Grenzen von Wissenschaft
und Forschung erkannt werden.
Experten sehen sich daher vor neuen Herausforderungen
mit Podcasts und weiteren
Formaten im Internet und auch in den sozialen
Medien. Leicht verständlich kann hier dargelegt
werden, was man weiß und was noch
unklar ist. Diesem direkten Wissenschaftsdialog
mit Verbrauchern wird zukünftig eine
deutlich höhere Bedeutung zukommen.
Stärkung von
wissenschaftlichem
Journalismus
Wissenschaftsjournalisten könnten diese
Kommunikation zwischen Experten und der
Öffentlichkeit noch stärker unterstützen
und fundierte Sachverhalte publizieren. Der
wissenschaftliche und faktenbasierte Journalismus
ist in den Redaktionen zu stärken.
Wissenschaft und
Medien gefordert
Wissenschaft und Medien müssen sich heute
zudem auch mit postfaktischen Aussagen
auseinandersetzen. Dem zu begegnen
braucht es andere, neue kommunikative
Strategien, die von der Gesellschaft und
interdisziplinär verstanden werden. Wissenschaftliche
Stellungnahmen sind hier nicht
ausreichend, so Herr Prof. Dr. Thomas Henle
(TU Dresden) beim wissenschaftlichen
Beirat des Milchindustrie-Verband 2019 in
Hamburg. Im Lebensmittelbereich wird sich
z. B. beim Thema Genome Editing zeigen,
ob eine wissenschaftsbasierte, glaubwürdige
und vertrauensvolle Kommunikation
gelingt mit entsprechendem politischem
Handeln. Insgesamt sollte in Zukunft der
Wissenschaftsdiskurs sogenannte „Glaubens-
kriege“ ablösen.
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