10 2020 | moproweb.de 13
ten wir den Verbraucher nicht auffordern
(auch mit Nachdruck), einen Müllbeutel vorausschauend
gleich dem Standardzubehör
für das Picknick hinzuzufügen?
Recyclingsteuer oder
Produktschutz?
Apropos Fragen: Auch der MIV fragt sich,
warum seitens der Bundesregierung wenig
Motivation besteht, das Verpackungsgesetz
(VerpackG) anzupassen. Es bezieht
sich auf die Vermeidung von Verpackungen
bzw. deren Abfälle und fordert eine entsprechende
Recyclingfähigkeit bzw. den
Einsatz von Rezyklaten. Das irritiert, wenn
das Ziel eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft
ist. Dass der CO2 Ausstoß ein großes
Problem im Klimaschutz ist und jetzt auch
die EU eine CO2-Steuer beschlossen hat,
spiegelt sich im Gesetz nicht wider.
Dank Herrn Oettinger werden wir in der
EU eine Abgabe bekommen, die das nicht
recycelte Plastik besteuert – Details gibt
es noch nicht. Das wiederum ist dicht am
deutschen VerpackG. Nun fragt sich aber
die Lebensmittelbranche: Wenn einerseits
rechtliche Vorgaben verhindern, dass Rezyklate
in „Gegenständen mit Lebensmittelkontakt“
(sprich Verpackungen) verwendet
werden, andererseits eine Steuer erhoben
wird, wenn kein recycelter Kunststoff verwendet
wird, ist dies nicht etwas unausgewogen?
Ein Lebensmittelhersteller wird
sein Produkt nicht dadurch verschlechtern,
in dem er eine Verpackung wählt, aus der
Fragliches in das Produkt diffundiert. Wird
aber die Verpackung, die in Ermangelung
der Zulässigkeit einer Alternative aus dem
sogenannten Virgin-Material besteht, dennoch
besteuert werden? Wird er dafür bestraft,
dass er den Schwerpunkt bei seiner
Gesetzestreue auf den Schutz des Lebensmittels/
des Verbrauchers legt?
Und auch das chemische Recycling, das
geeignet ist, Kunststoffabfälle zu recyceln,
die sonst verbrannt werden, ist im Gesetz
nicht berücksichtigt.
Auch die Milchbranche sieht die Entwicklung
in Deutschland und der EU nicht ohne
Umwelt- und Klimaschutz. Aber muss es
immer ein Verbot sein? Gerade wenn geltende
Gesetze in verschiedene Richtungen
zeigen, wünscht man sich oft nur Klarheit.
Es gibt auch keinen Grund für das Plastik-
Bashing. Kunststoff hat in vielen Bereichen
seine Berechtigung, so werden Lebensmittel
sicher vor dem Verderb geschützt und
nebenbei die noch klimaschädlichere Lebensmittelverschwendung
reduziert.
Recycling und Kreislaufwirtschaft sind
wichtig, haben aber ökonomische und ökologische
Grenzen, was im Recycling-Hype
und Weltverbesserungsdenken vergessen
wird. Es gibt viele intelligente und ökologisch
sinnvolle Verpackungen und durch innovatives
Recycling können Stoffkreisläufe
geschlossen werden. Es bleibt die Erkenntnis,
dass der Verbraucher ebenso die Basis
legt, durch Sammeln und Sortieren für eine
gute Qualität der Wertstoffe zu sorgen –
und die Umwelt sauber zu halten.
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