4 10 2020 | moproweb.de
Post Corona
Eine ganz neue Situation auch für die Milchwirtschaft
Ganz offenbar hat
die Pandemie Einiges
verändert. Die
Stimmen, die erklären,
dass die Situation post Corona
nicht mehr mit der vorherigen
vergleichbar sein werde,
werden immer zahlreicher. Und
sie kommen aus quasi allen Bereichen
von Wirtschaft und Gesellschaft.
Eine ganz neue Normalität
zeichnet sich ab: noch
stärkerer Einfluss des Staates
auf Wirtschaft und persönliches
Leben, Kaufzurückhaltung
einhergehend mit Unsicherheit
über die eigene Zukunft, aber
auch Stärkung der Regionalität
und höhere Nachfrage nach
„gesunden“ Lebensmitteln.
Die internationale Managementberatung
Munich Strategy
hat kürzlich in einer Studie
„Food & Packaging beyond Corona“
festgestellt, dass „Systemrelevanz“,
die speziell auch
der Milchindustrie zuerkannt
wurde, allein keine Überlebensgarantie
für Unternehmen darstellt.
Vielmehr kommt es auf
die Widerstandsfähigkeit gegen
Krisensituationen an, die vom
Risikoprofil abhängt, die wiederum
vom Produktportfolio, den
angesprochenen Zielgruppen,
der Distribution und natürlich
vom Grad der Etablierung einer
Marke geprägt ist. Laut der zitierten
Studie können Markenplayer
mit einer EBIT-Quote von
mi | mi-Meinung
durchschnittlich 7,1 Prozent mit
mehr als dem Doppelten reiner
Handelsmarkenhersteller rechnen.
Wachstum über Minirendite
dürfte post Corona noch
problematischer werden als bisher,
denn ein Massengeschäft
braucht immer Unmengen an
Nachschub. Wie störungsanfällig
dieser sein kann, hat der
Lockdown zur Genüge gezeigt.
Zudem stößt die Beschaffung
im Zuge der durch die Pandemie
angestoßenen Re-Regionalisierung
an natürliche Grenzen,
auch wenn mehr regionaler Bezug
durchaus die Krisenanfälligkeit
einer Produktion mindern
kann. Es kommt eben darauf
an, was genau in einem Betrieb
abläuft. Munich Strategy bringt
es auf den Punkt: „Wenn die
Krise Stockungen in der Supply
Chain verursacht, Rohwarenpreise
sprunghaft steigen oder
Zusatzkosten für eine erhöhte
Komplexität in der Produktion
entstehen, könnte das die Handlungsspielräume
der Hersteller
begrenzen.“
Ein ganz anderer Aspekt der
zu beobachtenden Veränderungen
ist das gestiegene Bewusstsein
für Gesundheit oder Gesunderhaltung.
Zwar sind durch
das Virus hierzulande kaum zusätzliche
Todesfälle verursacht
worden (das Aufschieben von
medizinischen Behandlungen/
Operationen und deren Folge-
ROLAND SOSSNA
REDAKTION
wirkungen auf die Volksgesundheit
lässt Corona möglicherweise
als geradezu harmlos
erscheinen), aber die Verbraucher
sind sich inzwischen in Hygienefragen
deutlich mehr im
Klaren als früher. Ob vor diesem
Hintergrund der Trend zu weniger
Verpackung anhalten kann,
ist fraglich. Eine der Corona-
Spätfolgen könnte durchaus darin
bestehen, dass wieder mehr
Kunststoffe verwendet werden.
Es sei denn, die Hersteller von
Verpackungen bekommen den
Spagat zwischen Kontaminationsschutz
und geringerem Ressourcenverbrauch
hin.
Alles in allem, die Pandemie
hat die Welt tatsächlich verändert,
auch wenn die Auswirkungen
in ihrer Gänze noch gar
nicht vor Augen stehen. Dass die
Politik, nicht nur bei uns, sondern
fast überall, überreagiert
und überreguliert und damit
enormen Schaden verursacht
hat, ist inzwischen sogar schon,
wenn auch stark verklausuliert,
offiziell bestätigte Tatsache.
Was wird erst passieren, wenn
uns jedes Jahr neue Coronawellen
erreichen wie wir es z. B. bei
Influenza gewohnt sind? Werden
wir es am Ende doch noch
lernen, hysteriefrei mit einem
Phänomen wie Covid-19 zu leben,
fragt sich Roland Sossna.
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