(Foto: Zott)
Die Abwasserbehandlung im Werk Mertingen der Zott SE & Co.
KG liefert beträchtliche Mengen an Biogas (Foto: Zott)
1 2021 | moproweb.de 25
Das im Faulturm
gebildete Biogas
wird über zwei kleine
BHKW mit zusammen
150 kW elektrischer
Leistung in Wärme
und Strom umgesetzt
(Foto: Zott)
Energie aus dem Abwasser
Ein zweiter Weg zur Energienutzung aus Reststoffen wurde direkt im
Werk aufgebaut. Am Standort Mertingen wird eine eigene, vollständige
Abwasserbehandlung durchgeführt, deren Faulturm signifikante Mengen
an Biogas liefert, das noch bis vor ca. 10 Jahren zu einem erheblichen
Teil über eine Gasfackel energetisch indiskutabel „verwertet“ werden
musste. Diese Energieverschwendung konnte inzwischen mit einem über
die Jahre immer ausgereifteren Konzept zur Reststoffverwertung abgestellt
werden. Das im Faulturm gebildete Biogas wird über zwei kleine
BHKW mit zusammen 150 kW elektrischer Leistung in Wärme und Strom
umgesetzt. Die elektrische Energie wird direkt für den Betrieb der Abwasserbehandlungsanlage
verwendet und deckt deren Bedarf zu 36 %.
Der Prozesswärmebedarf der Abwasserbehandlung kann über die beiden
BHKW zu 100 % bereitgestellt werden. Die weitere überschüssige Wärmenergie
wird in einem benachbarten Bürogebäude, einer Lagerhalle und
einer dort integrierten, kommunalen Fußballhalle genutzt. Hier können
insgesamt 75 % des Heizenergiebedarfs abgedeckt werden, so dass die
Wärme aus der Biogasverfeuerung zu den meisten Zeiten vollständig
verwertet werden kann. Im Jahr 2020 wurden so über 911.000 kWh an
Strom und fast 400.000 kWh an Wärme produziert, was insgesamt über
660 t CO2 Emissionen vermieden hat. Der Anteil des Fettflotats, der nicht
direkt im Faulturm verwertet werden kann, geht an BENC.
Mehrfache Win-Win-Situation
Insgesamt ist die aktuell realisierte Reststoffnutzung ein Win-Win-
Modell. Zott muss das Spülwasser nicht mehr in die Verfütterung geben
und kann auch die anderen Reststoffe (KAT 3) energetisch nutzen.
BENC bekommt ein für die Vergärung sehr viel besseres Substrat. Alles
erfolgt streng regional, so dass keine Reststoffe weit transportiert
werden müssen. Die angeschlossenen Haushalte in Mertingen freuen
sich über nachhaltig erzeugte Fernwärme und von BENC werden pro
Jahr insgesamt ca. 9.000 t CO2 eingespart, Tendenz steigend.
Zott nimmt mit seinem Energiekonzept am Projekt BlueMilk teil.
Hierbei untersucht die Technische Hochschule Ingolstadt (THI), wie
sich die Systemeffizienz in der Milchindustrie durch einen höheren
Einsatz erneuerbarer Energien steigern lässt. Der nächste bei Zott
geplante Schritt ist hier die Identifikation von Systempotenzialen
in Reinigungsanlagen durch die Nutzung der stetig ausgebauten
Wärmerückgewinnungssysteme. Ein Einsatz von Wärmepumpen zur
Erhöhung des Temperaturgefälles vor allem bei den Zwischenspülungen
mit Wasser, wird für diesen Einsatzzweck ebenfalls geprüft.
Zott in Mertingen
Die Zott SE & Co. KG hat ihr Werk in Mertingen über die Jahre hin deutlich
ausgebaut. Organisatorisch werden heute drei Werke unterschieden:
Werk I produziert Milchsnacks, Werk II ist für die Herstellung von
Joghurt, Desserts, Mozzarella und Fruchtzubereitungen zuständig und
im Werk III stellt die Hit-Pack SE & Co. KG Verpackungsbecher her.
Zott verarbeitet am Standort Mertingen pro Jahr ca. 530 Mio. kg
Milch. Beschäftigt werden am Standort knapp über 1.400 Mitarbeiter.
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