4 1 2021 | moproweb.de
Was kommt
nach Corona?
Aussicht auf ein ordentliches Milchjahr 2021
mi | mi-Meinung
In den letzten Wochen des
Jahres 2020 standen für
den Milchmarkt 2021 zwei
große Ungewissheiten im
Raum: die weitere Entwicklung
der Corona-Pandemie und die
Gefahr eines harten Brexits.
Letzterer hätte hohe Zölle für
den Handel mit Milchprodukten
zwischen den verbleibenden 27
EU-Ländern und dem Vereinigten
Königreich bedeutet. Bei Lieferungen
von rund 500.000 Tonnen
Käse, 80.000 Tonnen Butter
und 300.000 Tonnen Sauermilcherzeugnissen
sowie nicht unerheblichen
Mengen an Milchpulver
wären die Auswirkungen vermutlich
massiv gewesen. Durch das
Last-Minute-Handelsabkommen
von Heiligabend entfallen Zölle
und Importquoten. So gibt es für
den Warenaustausch weiter eine
gute Perspektive, auch wenn
mehr Formalitäten, die durch
den neuen Status als Drittland
unvermeidbar sind, vermutlich
eine etwas dämpfende Wirkung
haben werden.
Zweite große Unsicherheit ist
der weitere Verlauf der Corona-
Pandemie. Durch den Start der
Impfungen in den letzten Tagen
von 2020 besteht aber eine berechtigte
Hoffnung auf eine Besserung
der Lage. Die Nachfrage
nach Milchprodukten bislang war
trotz der gravierenden negativen
Folgen der Pandemie für die
weltweite Wirtschaft robust. Das
Weltmilchaufkommen, das im
Laufe von 2020 stärker gewachsen
ist als ursprünglich erwartet,
wurde gut aufgenommen. Es haben
sich keine neuen Bestände
an Milchprodukten gebildet. Dazu
hat die konstant hohe Nachfrage
des weltgrößten Importeurs
China maßgeblich beigetragen.
Hauptfolgen der Corona-Ausbrüche
waren überall, dass eine teilweise
Umschichtung des Absatzes
vom Außer-Haus-Konsum auf
den Lebensmitteleinzelhandel
stattgefunden hat. Diesen Prozess
haben die Marktbeteiligten
gut gemeistert, obwohl es keine
Vorbereitung geben konnte.
Auch die Exporte Deutschlands
nach den südeuropäischen Ländern
sind weniger stark gesunken
als zunächst befürchtet, wenngleich
das Tourismusgeschäft
dort stark gelitten hat, mit negativen
Folgen für Einkommen und
den Bedarf in der Gastronomie
und Hotellerie.
Es bleibt allerdings der Wermutstropfen,
dass die Preise am
Milchmarkt während der ersten
Verunsicherung zu Beginn der
Pandemie eingebrochen sind.
Sie haben sich zwar rasch wieder
erholen können, aber das Niveau
von Anfang 2020 bislang nicht
wieder erreicht. Damit sind die
Milchpreise für die deutschen
Milcherzeuger 2020 im dritten
Jahr in Folge gesunken, bei
gleichzeitig steigenden Erwartungen
der Gesellschaft hin zu
mehr Nachhaltigkeit.
In den ersten Monaten von
2021 wird der Konsum von Milchprodukten
voraussichtlich stärker
als üblich auf den Lebensmitteleinzelhandel
konzentriert
bleiben, da zunächst pandemiebedingt
mit anhaltenden Einschränkungen
des öffentlichen
Lebens zu rechnen ist. Im weiteren
Jahresverlauf dürfte sich das
Leben schrittweise normalisieren,
sofern der Kampf gegen die Pandemie
erfolgreich geführt wird.
Dann wird der Außer-Haus-Konsum
zunehmend zu seiner alten
Stärke zurückkehren und der Absatz
in den Supermärkten wieder
in normalere Bahnen kommen.
Es bleiben viele Fragen offen,
was genau in der Nach-Corona-
Zeit kommen wird: Wie entwickeln
sich Einkommen, Beschäftigung
und Inflation? Verändert
sich die Arbeitswelt dauerhaft
oder entstehen aus der Krise
neue Verbrauchertrends? Sicher
ist aber, dass auch 2021 weiter
(Milchprodukte) gegessen werden
– in Deutschland, Europa und
der Welt. Damit und bei niedrigen
Beständen am Jahresanfang,
einem erfolgreich abgeschlossenen
Handelsvertrag mit dem
Vereinigten Königreich und wahrscheinlich
einer weniger stark
expandierenden Milcherzeugung
besteht die Aussicht auf ein ordentliches
Milchjahr 2021.
Monika Wohlfarth
ZMB, Berlin
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