mi-Meinung: - Kommentar: Marktkrise: Die Politik wird es nicht richten - Klartext: Verkehrte Welt im Milch-Comic

molkerei-industrie_04_2016

mi | mi-Meinung REDAKTION Der Milchpreis bewegt sich nun allmählich dort hin, wo er eigentlich schon länger hätte sein müssen, nämlich auf das von der Interventionsverwertung vorgegebene Niveau. Überraschend lang haben die Molkereien landauf und landab ihre Auszahlung angesichts der Markterlöse hoch zu halten vermocht, doch sehr viel länger scheint dies jetzt nicht mehr durchzuhalten sein, will man nicht gravierende und damit gefährliche Eingriffe in die Geschäftsguthaben riskieren. 4 4 2016 | moproweb.de Marktkrise: Die Politik wird es nicht richten Hoffnungen auf ein Ende des russischen Embargos werden sich kaum erfüllen Verkehrte Welt im Milch-Comic Skandal: Die Schlechten werden belohnt, die Guten bestraft Cartoons und Comics verbinden die meisten von uns mit ihrer Kinderund Jugendzeit. Micky Maus oder Fix & Foxi (gibt es das eigentlich noch?), später auch Superman oder Spiderman haben unsere Phantasien beflügelt und uns möglicherweise auch ein bisschen erzogen – denn den Schlechten ging’s in diesen Heften ja am Schluss immer schlecht. Hätten sich die Macher des Comics „Mensch. Macht. Milch“, AbL und Germanwatch, doch nur an die Tradition gehalten, dass Gut belohnt und Schlecht bestraft wird, hätten sie sicher weniger Stuss fabriziert. In diesem Werk geht es aber den Schlechten gut, d.h. den „Milchkonzernen“, die ihre bäuerlichen Lieferanten schamlos ausplündern. Dagegen geht es den Guten, also natürlich (!) den Bauern, schlecht, weil sie nun vom Bumerang ihrer Überschussproduktion eingeholt werden. Eine total verkehrte Welt, die sich dem Leser angesichts des verworrenen Storytellings auch nur schwer erschließt. Aber sei’s drum, ein netter Versuch war es ja und Hauptsache ist bei uns eh‘ immer, dass Steuergelder verbraten werden, diesmal freigegeben vom keinem geringeren als dem Bundesentwicklungsminister, von dem ja alle Welt weiß wie er tickt, meint Roland Soßna. Die seit nun gut einem Jahr anhaltende und sich beschleunigende Baisse im weltweiten wie im nationalen Milchmarkt ist eine der bisher längsten und ernstesten, die der Milchmarkt seit Auftreten der ersten großen Volatilitätsbewegung Ende der vergangenen Dekade mitmacht. Hatten sich die Marktauguren vor ein paar Monaten noch zur Jahresmitte 2016 erste Anzeichen einer Erholung ausgerechnet, sind alle Perspektiven inzwischen auf den Jahreswechsel 2016/17 verschoben worden. Und niemand kann mit Sicherheit sagen, ob dann wirklich endlich die von allen ersehnte große Wende eintreten wird. Spekuliert wird, möglicherweise auch aus einer gewissen Verzweiflung heraus, ob Russland sein Embargo für westliche Lebensmittel nach zwei Jahren Dauer im Spätsommer wieder aufheben wird. Tatsächlich laufen vor allem getragen vom Bauernverband auch einige Initiativen in Richtung Agrarpolitik, dass diese doch bitteschön wieder mit den Russen sprechen und für eine Aufhebung sorgen sollte. All dies ist durchaus verständlich, dürfte aber wie so viele Initiativen, die auf eine Verbesserung der Marktbedingungen zielen, am Ende von eher wenig Erfolg gekrönt sein. Es geht dem Kreml ja keineswegs um eine gute Versorgung seines Volkes, sondern um eine passende Retourkutsche für die Wirtschaftssanktionen des Westens, die im Zuge der Krim- und Ukrainekrise eingesetzt wurden. Dass sich die russische Milchwirtschaft unter dem Schirm des Embargos ein wenig weiter entwickeln kann, ist nur angenehmer Nebeneffekt. Zumindest diese Redaktion glaubt nicht an ein baldiges Ende der Liefersperre Russlands. Damit bleiben eigentlich nur Initiativen auf EU-Ebene, die den Milchpreis stützen und stabilisieren. So manche Ideen dafür geistern durch die Lande, sie alle aber haben ein großes Manko: die für einen echten Einkommenseffekt nötigen Milliardensummen stehen schlichtweg nicht zur Verfügung. Die EU, man darf es ruhig hart formulieren, hat angesichts der verschiedenen Krisen (Finanzen, Griechenland, Flüchtlinge) keine Möglichkeit, Partikularinteressen wie den Milchpreis zu adressieren. Damit bleibt nur eins: die Sache irgendwie aussitzen und schnellstens privatwirtschaftliche Instrumente entwickeln, die eine neue Marktvolatilität in Dauer und Preisreaktion dämpfen können, meint Roland Soßna.


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