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molkerei_industrie_05_2016

Materialfluss-Visualisierung über das Tool matCONTROL (Foto: sysmat) In der Politik wurde dem Thema „Digitalisierung“ hohe Priorität eingeräumt: Ganze drei Ministerien, neben dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und das Bundesministerium des Inneren (BMI), haben eine „Digitale Agenda“ zusammengestellt. Diese soll die digitale Revolution in Deutschland auf den richtigen Weg führen. Daten sind das Gold des 21. Jahrhunderts „Digitale Revolutionen werden nicht auf dem Papier gemacht, sondern finden in den Unternehmen statt“, meint Rainer Schulz. Auch in der Molkereiindustrie vernetzten Hersteller ihre Produktionsprozesse zunehmend digital miteinander. Die Möglichkeit der Vernetzung zeigt sich in vielen Bereichen: Das Erfassen von Daten beginnt dabei auf dem Bauernhof und endet mit der Auslieferung an den Einzelhandel. Doch viele Unternehmen wenden sich den neuen technologischen Optionen noch nicht zu. Die Zurückhaltung bei den Investitionen wird in einer Studie von Bitkom Research auf die hohen Kosten zurückgeführt. 72 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die hohen Investitionskosten bisher von der Nutzung der neuen Industrie-4.0-Technologien abhalten. Hinzu kommt eine gewisse Furcht vor Datenklau und dem eventuellen Verlust von Betriebsgeheimnissen. Diese Scheu ist langfristig gefährlich, gerade auch für kleine Molkereibetriebe: „Unternehmen verkennen die enormen Potenziale, die ihnen ihre Daten bieten“, so Schulz. Auch Bundesminister Dobrindt sagte bereits in seiner Rede: „Wer heute Big Data als Angstkulisse beschreibt, wer heute Big Data zum Angstwort macht, der hat nicht verstanden, dass zukünftig jedes Produkt 50 Prozent seines Wertes aus dem Datenanteil aus der Digitalisierung erhalten wird.“ Der digitale Wandel erschließt neue Möglichkeiten und Märkte, gegen die Unternehmen sich nicht sperren sollten. „Andernfalls verlieren Betriebe auf lange Sicht enorm an Wettbewerbsfähigkeit“, so Schulz. Nicht von heute auf morgen Denn die Tatsache, dass Deutschland sich nicht in der digitalen Revolution, sondern im digitalen Wandel befindet, sollte Molkereibetriebe aufatmen lassen. „Es ist wichtig, dass Unternehmen auch die kleinen, kostengünstigen Schritte hin zur smarten Factory nutzen. Wer nach und nach Anlagen und Lager modernisiert und so auch die Mitarbeiter an die neuen Technologien gewöhnt, schafft mehr Akzeptanz für den digitalen Wandel“, verdeutlicht Schulz. Diesen Grundsatz verfolgte der Experte auch bei der Entwicklung seiner Software zur grafischen Darstellung des Materialflusses. Die einfache Bedienoberfläche ermöglicht nicht nur das schnelle Erfassen des Materialflusses, sondern auch das einfache Verständnis der Produktionskette für alle Mitarbeiter. Zusätzlich bietet die sysmat GmbH eine Inhouse-Inbetriebnahme für die Unternehmen. So werden einerseits Kosten bei der Digitalisierung gespart und andererseits Mitarbeiter während der Inbetriebnahme geschult. Zudem mahnt Schulz Geduld an: „Ein Wandel findet nicht plötzlich von heute auf morgen statt. Es ist ein ständiger Prozess. Für neue Technologien muss immer erst eine Akzeptanz in der Gesellschaft geschaffen werden. Unternehmen, die weiterhin wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen jedoch jetzt anfangen, die nötigen Prozesse anzustoßen, um die Möglichkeiten des digitalen Wandels zu nutzen“, so Schulz abschließend. Der Experte für Modernisierung von automatischen Anlagen und Hochregallagern hat bereits Mitte der Neunzigerjahre angefangen, ältere Anlagen digital miteinander zu verknüpfen. Dazu entwickelte er einen sogenannten grafischen Materialflussrechner, der es Unternehmen ermöglicht, den gesamten Materialfluss der Produktion auf einer einfachen grafischen Bedienoberfläche zu erfassen. Die komplette Produktion wird optimiert und so werden Kosten eingespart. Störungen im Materialfluss werden schneller erkannt und können zügig behoben werden. Anlagen verschiedener Hersteller werden mithilfe von Schnittstellen verknüpft. Insgesamt verfügt der grafische Materialflussrechner über 20 Schnittstellen. Schulz ermöglicht damit bereits kleinen Molkereibetrieben erste Schritte hin zur digitalen Fabrik. 5 2016 | moproweb.de 35


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