RUBRIKEN - Kommentar

Milch-Marketing_08_2016

KOMMENTAR ❚ Das MHD-Mantra Das MHD-Mantra In Deutschland landen Unmengen von Lebensmitteln im Abfall. Warum? Weil viele Verbraucher immer noch nicht begriffen haben, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum kein Verfallsdatum ist. So einfach ist das laut mantramäßig verlautbarten offiziellen Erklärungen. Und ganz offiziell will da jetzt unser Landwirtschaftsminister für Abhilfe sorgen. Die Idee: Die flankierende Einführung eines „Verbrauchsverfallsdatums“. Nebenbei bemerkt, eine grausame Wortschöpfung, bei der es ja wohl eher nicht um ein Verfallsdatum für den Verbrauch geht, oder? Aber mal der Reihe nach. Hintergrund für die aktuellen Gedankenspiele rund um MHD und – nennen wir es einmal - VVD ist eine „Studie“ des Landwirtschaftsministeriums aus dem Jahr 2012, bei der herauskam, dass in Deutschland Lebensmittel im Wert von 235 Euro pro Kopf und Jahr in der Mülltonne landen. Und jetzt kommt‘s: Der Löwenanteil davon entfällt auf Obst und Gemüse (44 Prozent), Backwaren (15 Prozent) und Speisereste (zwölf Prozent). Sehr interessant! Also werden in erster Linie Lebensmittel weggeworfen, die zum weit überwiegenden Anteil überhaupt nicht mit einem MHD versehen sind! Und da stellt sich natürlich auch die Frage, woher unsere Politiker eigentlich wissen wollen, aus welchen Gründen die Verbraucher welche Lebensmittel in die Tonne kloppen? Vielleicht gibt es ja ganz andere Gründe als den intellektuell überforderten Bürger, der den Sinn des MHD immer noch nicht kapiert hat? Wie wäre es zum Beispiel mit einer schlechten oder gar fehlenden Einkaufsplanung von Konsumenten, die vielleicht noch mit leerem Magen in den Supermarkt gehen? Hand aufs Herz! Die Erfahrung, dass man sich dann den Einkaufswagen so richtig mit Dingen, die man nicht braucht, vollpackt, hat ja wohl jeder schon gemacht. Kontrollverlust beim Erlebniseinkauf könnte man das auch nennen. Und wenn man dann zuhause feststellt, dass man sich zum Kauf von zu vielen Produkten hat hinreißen lassen? Macht doch nichts! Angesichts der Billigpreise von Lebensmitteln in Deutschland dürfte die finanzielle Hemmschwelle, sich überschüssiger Lebensmittel über die Mülltonne zu entledigen, wahrscheinlich 08/16 · milch-marketing.de 3 auch nicht sehr hoch sein. Eine Frage der Wertschätzung eben. Stichwort Wertschätzung: statt wie angekündigt, jetzt zehn Mio. Euro in so einen Murks wie die Entwicklung intelligenter Verpackungen (z. B. Joghurtbecher mit elektronischem Chip!) zu stecken, könnte man ja auch einmal eine Kampagne starten, die das Bewusstsein der Verbraucher für Lebensmittel und ihre Wertigkeit schärft und die auch Anregungen für einen bewussteren Umgang mit ihnen gibt? Mit zehn Mio. Euro könnte man da sicher schon einiges bewegen. Wär doch mal eine Idee, oder? Frank Wegerich (fw@blmedien.de) Wenn hochwertige Lebensmittel im Handel systematisch verramscht werden, muss man sich nicht wundern, wenn die Wertschätzung der Konsumenten für die Produkte auf der Strecke bleibt Das


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