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molkerei-industrie_04_2017

Tabelle 2: Linienverfügbarkeit in Abhängigkeit von der Losgröße Tabelle 3: Spezifische Kosten des Loses während der Abfüllung Ultra-Clean-Zyklus Umrüsten im Hygienestatus Zeit (min/Los) 41 32 Linienverfügbarkeit (%) 49 62 Qualitätsmenge (E/Los) 10.000 10.000 Verluste (€/Los) Rohstoff 38 27 Verpackung 14 9 Arbeitszeit 17 9 Energie 9 5 79 50 in Ct/Becher 0,8 0,5 4 2017 | moproweb.de 39 Im ersten Schritt werden Systemkosten während der Abfüllung kalkuliert. Sie werden in der Tab. 3 dargestellt. Da das Anfahren einer Maschine aus dem Ruhezustand mehr Zeit beansprucht, als wenn bei einem laufenden Prozess lediglich ein Umrüstvorgang stattfindet, wird bei der Kalkulation zwischen diesen beiden Zuständen unterschieden. Im ersten Fall wird also ein Ultra-Clean-Zyklus ohne Rüstzeiten betrachtet, während es im zweiten Fall um eine Abfüllung nach dem Umrüsten unter Wahrung des Hygienestatus geht. Bei letzterem sind die Anfahr- und Einlaufzeiten deutlich verkürzt, sodass die Linienverfügbarkeit von 49 auf 62 % ansteigt. Die systemspezifischen Kosten des 10.000er Loses ergeben sich aus den Verlusten an Rohstoff, Verpackung, Arbeitszeit und Energie. Sie sind im Ultra-Clean-Zyklus nennenswert größer als beim Umrüsten im Hygienestatus und belaufen sich auf 0,8 Cent je Becher, während im zweiten Fall nur 0,5 Ct/E entstehen. Zu jedem Los gehören auch Rüstarbeiten, die in unterschiedlicher Intensität anfallen. In die Kalkulation einbezogen werden die Kosten für Personal, Energie und ggf. Betriebsstoffe. Sie werden in der Tab. 4 beschrieben. Verständlicherweise sind sie bei einem Ultra- Clean-Zyklus insbesondere für die Energie und Betriebsstoffe wesentlich größer als beim Umrüsten im Hygienestatus. Berechnet man die kompletten Ultra-Clean-Rüstkosten für ein 10.000er Los und legt diese auf die produzierten Becher um, so entstehen Kosten von immerhin 2,7 Cent je Becher. Dagegen fallen die 0,4 Cent je Becher beim Umrüsten im Hygienestatus kaum in die Waagschale. In der Tab. 5 werden die Systemkosten, die während der Abfüllung und beim Rüsten anfallen, zusammengefasst. Sie beschränken sich auf die beschriebenen Kostenarten, d. h. die Anlagekosten sind darin nicht enthalten, da sie als jahresfixe Kosten betrachtet werden. Wenn für ein 10.000er Los ein kompletter Ultra-Clean-Zyklus erforderlich ist, entstehen dafür Kosten von 3,5 Cent je Becher, die zu den normalen Produktionskosten hinzu zu addieren sind. Aber auch wenn ein Umrüsten im Hygienestatus für das zu produzierende Los ausreicht, werden Mehrkosten für das Los in Höhe von 0,9 Cent je Becher fällig; dies ist vor allem auf die Linienverfügbarkeit zurückzuführen, die schlechter ist als bei größeren Losen. Bezieht man die Linienleistung auf die Summe von Abfüll- und Rüstzeiten, so spricht man von der Linieneffizienz. Im betrachteten Modellfall liegt diese für ein 10.000er Los – Losgröße (E/Los) 2.000 5.000 10.000 50.000 100.00 Zeit (min/Los) 23 30 41 130 241 Linienverfügbarkeit (%) 17 33 49 77 83 Losgrößen spezifische Mehrkosten (€/Los) Tabelle 4: Kosten des Loses für Rüstarbeiten Ultra-Clean-Zyklus Umrüsten im Hygienestatus Personalkosten (€/Los) 119 32 Energie, Betriebsstoffe 153 12 (€/Los) Rüstkosten (€/Los) 273 44 in Ct/Becher 2,7 0,4 Tabelle 5: Kosten und Linieneffizienz (10.000 E/Los) Ultra-Clean-Zyklus Umrüsten im Hygienestatus spez. Kosten eines Loses* in Ct/Becher 3,5 0,9 Linieneffizienz 9 % 30 % *) ohne Maschinenkosten selbst wenn man von dem günstigen Fall eines Umrüstens im Hygienestatus ausgeht – bei lediglich 30 %. Wird hingegen ein kompletter Ultra-Clean-Zyklus für das Los fällig, sinkt die Linieneffizienz auf dramatische 9 %. Aber die schlechten Werte sind nicht unabwendbar, sondern lassen sich durch organisatorische und technische Maßnahmen verbessern, auf die Herr Rädler im dritten Teil dieser Veröffentlichungsreihe eingeht. Mit Hilfe der vorgestellten Modellrechnun- gen lassen sich dann auch investive Maßnahmen solide bewerten. Die beschriebenen Ergebnisse basieren auf einem Simulationsmodell, bei dem viele Parameter individuell wählbar sind. Wer diesen Ansatz in einem Unternehmen der Lebensmittelindustrie für seine unternehmensspezifische Situation nutzen möchte, wende sich bitte an den Autor, der bei der Umsetzung einer solchen Fragestellung gerne behilflich ist.


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