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GEA ergänzt Portfolio um Flaschen
und Dosenabfüllung
1 2018 | moproweb.de 23
daran interessiert sind, ihre Lieferanten
zu halten, könnten somit eventuell auch
durch die Verbesserung dieser Aspekte Lieferanten
an sich binden.
mi: In aller Munde ist nun eine Änderung
der Milchlieferverträge, in denen Mengen
und Preise vorab festgelegt werden sollen.
Kann dies Milchpreiskrisen abhalten oder
mildern?
Hess: Das Marktgeschehen kann selbstverständlich
weder von einer einzelnen Molkerei
noch von einer einzelnen Region beeinflusst
werden, sodass die Erwartungen an
eine Reform der Lieferbeziehungen diesbezüglich
nicht zu hoch sein sollten. Schließlich
ist weniger das heimische Milchangebot
als die globale Importnachfrage für
die Preisbildung auf unserem Milchmarkt
entscheidend.
In Deutschland sind die Milch-Lieferbeziehungen
jedoch weitgehend durch eine
vollständige Abnahmegarantie bei vollständiger
Andienungspflicht gekennzeichnet.
Während einer länger anhaltenden Tiefpreisphase
kann diese Regelung für einzelne
Molkereien und ihre Milcherzeuger zu
einer gemeinsamen „Flucht in Ketten“ werden,
und zwar insbesondere dann, wenn
einige Landwirte ihre Milchproduktion
auch dann noch deutlich ausweiten, wenn
seitens der Molkerei hierfür nur noch eine
sehr niedrige Verwertung auf dem Spotmarkt
erzielt werden kann.
Unterstellt man, dass Spotmarktgeschäfte
mit Rohmilch volatiler und damit
risikoreicher sind als andere Verwertungsbereiche
der Molkerei, und werden die Molkereierlöse
als ein durchschnittlicher Milchpreis
an die Erzeuger weitergegeben (wie es
gegenwärtig weithin üblich ist), so wird das
höhere Marktrisiko des Spotmarktes unter
den gegenwärtig herrschenden Lieferstrukturen
mitunter auch auf diejenigen Erzeuger
umgelegt, die selbst keine Wachstumsschritte
in ihrem Betrieb vollzogen haben. In
Zeiten guter Spotmarktgeschäfte profitieren
diese Erzeuger über den gemeinsamen
Durchschnittspreis der Molkerei zwar umgekehrt
auch wieder vom Spotmarkt, aber
unserer Befragung zeigt, dass die Landwirte
insgesamt eher konstante Milchpreise über
einen längeren Zeitraum vorziehen und dafür
im Mittel sogar im Vergleich zur aktuellen
Situation leichte Milchpreis-Abschläge
hinnehmen würden.
Mit anderen Worten: Eine Änderung der
Milch-Lieferbeziehungen kann das globale
Marktgeschehen nicht ins Gegenteil
kehren, aber ein präziseres Milchmengen-
Management und effizientere Preissignale
zwischen Landwirten und Molkereien
könnten mancherorts dazu führen, dass
Tiefpreisphasen im Einzelfall weniger tief
und weniger lang ausfallen, und mögliche
Vermarktungsrisiken bei der Ausdehnung
der Milchproduktion bewusster eingegangen
werden als in der Vergangenheit.
mi: Können Milcherzeuger ihr Risiko wirklich
effektiv über Warentermingeschäfte absichern?
Hess: Theoretisch ja, aber in der Praxis
scheiden sich noch immer die Geister daran,
ob dies auch für das Gros der Betriebe
in naher Zukunft eine realistische Option
sein kann. Gemäß unserer Befragung
wünschen sich ca. 40 % der Landwirte eine
Absicherungsmöglichkeit am Warenterminmarkt,
wodurch der Wunsch nach stabilen
Auszahlungspreisen und einer Möglichkeit
zum aktiven Risikomanagement zum Ausdruck
kommt. Nur wenige Milcherzeuger
möchten hierbei jedoch selbst an der Börse
in Erscheinung treten. Die meisten wünschen
sich hingegen, dass entsprechende
Absicherungsmöglichkeiten durch ihre
Molkerei angeboten werden, d. h. als Zusatzoption
zur regulären Lieferbeziehung
wünscht man sich meist eine Preisabsicherungsmöglichkeit
für Teilmengen.
Wir haben jedoch auch ca. 20 leitende
Manager von Molkereien in Nordwestdeutschland
befragt. Mehrere Genossenschaftsmolkereien
arbeiten gegenwärtig an
entsprechenden Modellen, aber die meisten
Befragten standen Warentermingeschäften,
welche der Landwirt durch die Molkerei
tätigt, eher skeptisch gegenüber. Gründe
hierfür sind befürchtete Interessenkonflikte
sowie die Einschätzung, dass das
landwirtschaftliche Produktionsrisiko sehr
betriebsindividuell ist. Entscheidungen über
Absicherungsgeschäfte sollten demnach
eine Angelegenheit zwischen Landwirt und
seiner jeweiligen Hausbank sein.
Für die überwiegende Zahl der Milcherzeuger
wird daher auch in Zukunft ein wesentlicher
Teil der Hoffnungen im Hinblick
auf eine Abfederung von Marktpreisrisiken
in der Gestaltung ihrer Milch-Lieferbeziehung
liegen.
NACHRICHTEN
GEA hat die Übernahme des slowenischen
Komplettanbieters für die Getränkeindus-
trie Vipoll abgeschlossen (Foto: GEA)
Mit dem Abschluss der Akquisition des slowenischen
Maschinenbauers VIPOLL d.o.o.
im Januar stärkt GEA seine Marktposition
als Komplettanbieter für die Getränkeindustrie.
VIPOLL entwickelt und produziert Abfülltechnologien
für Softgetränke, Bier und
Milchprodukte. Nun kann GEA auch Getränke,
die keiner sterilen Verarbeitung bedürfen,
in Glas- und PET-Flaschen sowie Dosen
abfüllen. Das Unternehmen ist bereits
heute Innovationsführer für Blas- und Füllverfahren
im Segment aseptische Getränke,
speziell für PET- und HDPE-Flaschen.
VIPOLL liefert hauptsächlich Abfüllmaschinen
und Komponenten für die
Getränkeverarbeitung, darunter Pasteure,
Verschließsysteme, Förder-, Flaschenreinigungs
und CIP-Technik. Zudem planen
und bauen die Ingenieure komplette Linien
für die Getränkeabfertigung. Die VIPOLL
Strategie als flexibler Maschinen-
und Prozessintegrator gibt Kunden die
Möglichkeit, ihre Abfüllanlagen gemäß
technischen und kommerziellen Marktanforderungen
optimal zusammenzustellen.
Für GEA zählt das Abfüllen zu den
Schlüsseltechnologien der Getränkeindustrie,
die im wettbewerbsintensiven Markt
um mehr Flexibilität und Effizienzgewinne
ringt. Zunehmend stellen Kunden die
konventionelle Chargen- auf eine kontinuierliche
Produktion um. gea.com