| mi-Meinung
Reda kti on
Er liegt zwar weder im Interesse der Briten,
noch in dem der EU, aber wenn es zu
einem harten Brexit kommt, dann wird
die Milchwirtschaft beider Seiten schwer in Mitleidenschaft
gezogen. Viel wird davon abhängen,
welche Partei sich am Ende uneinsichtiger
zeigen wird: Theresa May, die von der ewig drohenden
EU nichts mehr wissen will, oder eine EU,
die an Großbritannien ein Exempel statuieren
will, um weitere Mitgliedstaaten vom Austritt
abzuhalten. Teuer wird der Brexit aber allemal
– für beide Seiten.
Die EU-Moproexporte nach Großbritannien
sind in der Summe um Einiges höher als das, was
seinerzeit an Absatz durch das russische Emmi
4 3 2018 | moproweb.de
Extreme
Marktverwerfungen drohen
Ein harter Brexit wird nur Geschädigte hinterlassen
bargo verloren gegangen ist. Im Jahr 2016 wurden
466.000 t Käse und Quark aus der EU ins UK
verkauft, im Gegenzug setzte das UK 126.000 t
Käse in der EU ab. Dazu kamen mengenmäßig bedeutende
Positionen im Bereich Joghurt, das UK
führte ca. 350.000 t aus der Gemeinschaft ein
und lieferte 37.000 t zurück. Bei Konsummilch
gestaltet sich der Markt völlig zuungunsten der
Engländer: sie lieferten 620.000 t in die EU und
bezogen nur ein Fünftel dieses Volumens aus
Kontinentaleuropa. Alleine der EU-Export von
Käse ins UK bindet ca. 3,9 Mio. t Milchäquivalent,
in etwa entsprechend der Anlieferung Österreichs.
Die Parallele zum russischen Embargo
zeigt die alarmierende Dimension des Brexit:
seinerzeit wurden pro Jahr „nur“ 260,000 t EUKäse
2013 nach Russland geliefert.
Die Warenströme werden de facto zum Erliegen
kommen, sollten sich die EU und Großbritannien
nicht über eine Handelsvereinbarung
einigen können. Ein harter Brexit würde
automatisch die Einsetzung von Zöllen gemäß
WTO bedeuten. Hierdurch würden sich die EUMoproexporte
ins UK um geschätzte 1,7 Mrd. €
verteuern, im Gegenzug müssten europäische
Kunden über 650 Mio. € an Zöllen entrichten,
wollten sie weiterhin z. B. britischen Cheddar in
ihren Sortimenten führen. Die Mehrausgaben
pro Kopf würden sich für das UK auf umgerechnet
18 €/Jahr belaufen, wenn die dortigen
Verbraucher weiterhin EU-Mopro verzehren
wollten. Kaum ein Festlands-Produkt wird da
im UK wettbewerbsfähig bleiben. Da nach ei-
Ein gutes Gewissen im Paradies
Endlich sind die richtigen Leitplanken gesetzt
Je länger Angela Merkel im Amt ist, desto
mehr nähert sich das Land dem angestammten,
über die Geschichte hin leider immer
wieder ein wenig verlorenen Paradies. Mit dem
neuen Dreieinhalbjahresplan der Vorsitzenden,
an dem sich das Streben und Wirken der gesamten
Nation zu orientieren hat, wird in kürzester
Zeit zweifellos wieder der Idealzustand erreicht.
Und dieses Programm heißt „Bio“. Es verspricht
nicht nur unerhörten Genuss und Schlaraffennem
harten Brexit möglicherweise auch neue
Produktstandards gelten werden, müssten EUHersteller
ihre Erzeugnisse zumindest reformulieren,
sofern überhaupt noch ein Warenverkehr
stattfinden würde.
Der harte Brexit hat darüber hinaus auch
noch ganz andere Implikationen. Ohne eine sanitäre/
phytosanitäre Vereinbarung ist der grenzüberschreitende
Warenverkehr unmöglich.
Dazu kommen Fragen wie die nach geschützten
Herkunftsbezeichnungen oder ganz allgemein
auch nach den Markenrechten. Denn der harte
Brexit würde auch hier eine Zäsur bringen.
Auf der anderen Seite würde Großbritannien
auch nicht mehr von den Handelsvereinbarungen
profitieren, die die EU über Jahrzehnte
im Drittlandsbereich pflegt. Auch hier würden
WTO-Zölle eingeführt, die Briten müssten bei
allfälligen Exporten alle Auflagen des jeweiligen
Abnehmerstaates erfüllen, und, und, und.
Insgesamt erscheint der Brexit wie ein gordischer
Knoten, bei dem ein Durchschlagen die
Dinge nur noch verschlimmern würde. Selbst in
einer zweijährigen Übergangsfrist ab 2019 wird
es fast unmöglich, für beide Seiten, UK und EU,
tragbare Regelungen auszuhandeln. Bedauerlicherweise
ist die Milchwirtschaft aufgrund
der großen Bedeutung des UK-Marktes in einer
extrem empfindlichen Lage, es drohen enorme
Marktverwerfungen, wenn weder die britische
Regierung noch die EU Vernunft im Sinne der
Verbraucher und Erzeuger annehmen, warnt
Roland Soßna.
land für alle, sondern 100 Prozent Natur allenthalben
und damit ein gutes Gewissen für uns,
die wir doch so sehr den Weltmeistertitel in Sachen
Moral und Nachhaltigkeit ersehnen.
In Kürze wird es im Markt also nur noch gentechnik,
farbstoff-, zucker-, salz-, glyphosat-
und lactosefreie Mopro geben, die komplett
nach den strengen Maßstäben der Bio-Verbände
und unter permanent höchstem Glücksempfinden
für die Nutztiere hergestellt werden. Abgegeben
werden sie zu attraktiven Minipreisen,
damit auch der Kleinstrentner sie sich leisten
kann, dem sie, weil knapp über der Sozialgrenze,
nicht gratis verabreicht werden, bzw. damit
auch die Angehörigen der Mittelschicht, die 85
Prozent ihres Einkommens für die Wohnungsmiete
aufwenden müssen, vom Angebot profitieren.
Und das Beste ist, mit „Bio“ lässt sich
endlich auch die verdammte Marktvolatilität
ausschalten, freut sich Roland Sossna.