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Goldene Zeiten
für Rabattjäger?
Das Duale System soll ökologischer werden
Bislang mussten Kunststoffverpackungen nur zu 36 % wiederverwertet
werden, das soll sich mit dem Verpackungsgesetz
deutlich nach oben ändern (Foto: Mtm plastics)
Verpackungen, die gut verwertbar sind, Rezyklate enthalten
oder aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt
werden, sollen in Zukunft Rabatte bei der Berechnung
der Grüner-Punkt-Gebühren bekommen. So steht es im
Verpackungsgesetz. Wie das allerdings in der Praxis umgesetzt werden
soll, bleibt offen.
Bislang ist es so, wer verpackte Produkte verkaufen will, holt Angebote
über die Lizenzierung seiner Verpackungen bei bis zu zehn
Dualen Systemen ein. Er trägt Stückzahl, Gewicht sowie die Materialart
seiner Verpackungen in eine Liste ein. Nachweise, wie gut oder
schlecht sich eine Verpackung im Einzelfall sortieren und verwerten
lässt, werden in der Regel nicht verlangt. Bei vielen unterschiedlichen
Packungen kalkuliert das Duale System dann einen Komplettpreis,
der sich an den materialspezifischen Kosten für die Erfassung
und Sortierung orientiert – saldiert mit den Erlösen oder Kosten
aus dem Verkauf der sortierten Wertstoffe zuzüglich Aufschlag für
die eigene Dienstleistung. Wer das günstigste Angebot abgibt, erhält
den Zuschlag. Die Kalkulations-Tricks der vergangenen Jahre, die
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mehrmals fast zum Kollaps des Systems geführt haben, lassen wir
mal außen vor.
Mit dem Verpackungsgesetz, das im Januar 2019 in Kraft tritt, soll
einiges anders werden: Nach § 21 wird die neu geschaffene „Zentrale
Stelle“ gemeinsam mit dem Umweltbundesamt „Mindestanforderungen
für die Recyclingfähigkeit“ festlegen. Wer gut recycelbare
Verpackungen verwendet, soll in Zukunft belohnt werden und weniger
Lizenzentgelte zahlen. Das klingt zunächst überzeugend. Es
entspricht der Logik einer verursachergerechten Kostenzuordnung,
dass Verpackungen, die schwer oder gar nicht recycelbar sind, mit
höheren Kosten belastet werden. Sie stören die Verwertung, landen
häufig in der Ersatzbrennstoff-Aufbereitung und tragen überdies
nicht zur Erreichung der stofflichen Verwertungsquoten für die
verschiedenen Verpackungsmaterialien bei.
Die Kunststoffindustrie hat sich 25 Jahre
lang einen schlanken Fuß gemacht
Auch besteht Konsens darüber, dass nur durch ein besseres Verpackungs
Design in Zukunft mehr Kunststoffe sinnvoll verwerten
werden können. Probleme gibt es vor allem mit bestimmten
Kunststoff-Kombinationen. Aber auch dunkle Farben oder Additive,
die z. B. einigen PET-Flaschen als UV- und Sauerstoffbarriere beigemischt
werden, führen dazu, dass Verpackungen als nicht recyclingfähig
eingestuft werden.
In allererster Linie geht es um Kunststoffe. Während Papier-, Glas-,
und Metallverpackungen weitgehend problemlos recycelt werden
und schon seit 20 Jahren mehr als doppelt so hohe Recyclingquoten
erreichen müssen, konnte sich die Kunststoffbranche auf einem
niedrigen Niveau von 36 % ausruhen. Es gab keinen Anreiz, mehr
als nötig zu tun. Einer, der das in aller Deutlichkeit anspricht, ist Dr.
Michael Scriba. Er kennt das Duale System von Beginn an und ist
heute Geschäftsführer der Kunststoffrecyclers Mtm plastics: „Die
Kunststoffindustrie hat sich 25 Jahre lang einen schlanken Fuß gemacht.
Sie beschränkte sich im Wesentlichen auf das kostensparende
Reduzieren von Verpackungsgewichten und meinte, damit ihren
ökologischen Pflichten nachgekommen zu sein. Auch hört man die
Sprüche, dass man Kunststoffe in der Müllverbrennung brauche, um
kein Öl als Stützfeuer einsetzen zu müssen, teilweise heute noch“,
erklärte er im Dezember auf einer Abfallwirtschafts-Tagung Recycling
und Recyclingfähigkeit von Verpackungen, Berlin, 6.12.2017.
Überdies haben der Unterbietungswettbewerb der Dualen Systeme