
Augenschein genommenen Maschinen und
Anlagen waren nicht hygienegerecht ausgeführt.
Wie Keller ausführte, machte er
dies an Möglichkeiten für stehendes Wasser,
scharfen Ecken, verdeckten Flächen,
schlecht oder nicht erreichbaren Zonen
oder ungeeigneten Materialien aus. Viele
Fehler treten speziell bei Verbindungen
auf, Punktschweißungen sind ebenso zu
vermeiden wie Verschraubungen mit Metall
Metall-Kontakt. Wo möglich, sollte auf
Funkverbindungen statt auf Leitungen gesetzt
werden.
Probleme treten überall dort auf, wo es
zu Reibungen kommt, z. B. bei Türen oder
drehenden Teilen. Diese sollten so weit
wie möglich downstream angeordnet sein,
ggf. ist auch an eine interne Partikelabsaugung
zu denken.
Orientierung für die Betriebe hinsichtlich
der Beständigkeit von Werkstoffen
geben einschlägige Normen. Fraunhofer
IPA testet die Beständigkeit gegenüber
einer Vielzahl an verschiedenen Chemikalien
in sehr hoher Konzentration. Zudem,
so der Hinweis Kellers, muss in einer ganzheitlichen
Betrachtung von HD auch an die
biologische Beständigkeit der verwendeten
Materialien gedacht werden.
Blick in die Praxis
Ralf Diekmann, Teamleiter Konstruktion
bei Storck, schilderte aus Sicht des Anlagenbetreibers,
worauf es im rauen Produktionsalltag
ankommt. Storck strebt
nach einer „extrem“ hohen Anlagenverfügbarkeit
und betreibt die Produktion
20 6 2018 | moproweb.de
Prof. Bernd Wilke: Bei der Aseptik geht
es darum, bei Produkten mit einem pH
< 4,5 die Sporen zu inaktivieren. In Produkten
mit einem darunter liegenden
pH-Wert und unter 3 °C wachsen Sporen
nicht (Foto: mi)
rund um die Uhr an bis zu sechs Tagen/
Woche. Wegen der besonderen Produkte
ist eine Produktionsunterbrechung oft
nicht möglich, die Temperatur- und Zeitfenster
sind eng, die Rohstoffe haben oft
ein kurzes MHD und die Losgrößen werden
immer kleiner. Größere Wartungsarbeiten
sind nur über Feiertage möglich.
Mit zahlreichen Beispielen zeigte Diekmann
typische Fehler auf: falsch verschraubte
oder gebogene Polycarbonat-
Sicherheitsscheiben, die splittern, wobei
die Partikel schwer oder nicht mehr im
Produkt entdeckt werden können, abplatzender
Lack an Motoren usw., oder
Aufkleber auf Maschinen, die irgendwann
herunterfallen und das Produkt kontaminieren
können. Weitere Kontaminationsrisiken
sind die Pneumatik, Steckverbinder
und Schmierstoffe, weswegen Storck Ge-
Udo Baltinger, BGN: Zwischen HD und Arbeitssicherheit
kann es auch Konflikte
geben (Foto: mi)
Ralf Diekmann, Storck: Größere Wartungsarbeiten
sind bei uns nur über
Feiertage möglich, deswegen streben
wir nach einer extrem hohen Anlagenverfügbarkeit
(Foto: mi)
triebe nur in Hygieneausführung verbaut.
Oberhalb und in einer Zone von einem
Meter links und rechts des Produkts darf
es keine Antriebsteile geben, eine Balkonbauweise
der Maschinen mit getrenntem
Antrieb und Produkt wird bevorzugt.
Konflikte
Zwischen HD und Arbeitssicherheit kann es
auch Konflikte geben. Udo Baltinger, BGN,
skizzierte die ISO 12100:2001 Standards,
die das von maschinellen Anlagen ausgehende
Risikopotenzial begrenzen. Maschinenhersteller
müssen den Betreibern
Restrisiken in der Bedienungsanleitung offenlegen.
Verbleibende gefährliche Zonen
dürfen dann nur von speziell geschulten
Mitarbeitern „bedient“ werden.
In seinem Vortrag zeigte der BGNExperte
in der Praxis festgestellte Fehler
auf. Dabei ging er auf feststehende
Schutzeinrichtungen, die die Zugänglichkeit
von zu reinigenden Bereichen einschränken,
ebenso ein wie auf den
Konflikt zwischen geforderter Rutschfestigkeit
und von im HD geforderten
glatten Oberflächen ein. Verschlüsse von
Schaltschränken sollten mit erhabenen
statt versenkten Öffnungsmechanismen
ausgestattet sein, Abzugshauben bieten
Schmutz hervorragende Ansatzmöglichkeiten.
Baffeldecken zum Schallschutz
haben oft Toträume oder werden mit
offenen Gewinden angebracht. Insgesamt,
so Baltinger, muss gerade auch bei
Sicherheitseinrichtungen auf die Reinigbarkeit
geachtet werden.
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