
Abbildung 1: Übersicht über die Betriebsbuchhaltung in der Molkereiwirtschaft
Amtliche Meldungen Reporting
Quelle: Eigene Darstellung
6 2018 | moproweb.de 39
Ist eine Betriebsübersicht wie beschrieben
aber auch „up to date“?
Nein, da eine moderne Betriebsübersicht
sich von einem Dokumentationssystem zu
einem Controllinginstrument weiterentwickeln
sollte, um das Produktionscontrolling
in Molkereien zu unterstützen: Die
Betriebsübersicht muss eine Wirtschaftlichkeitsüberprüfung
des laufenden Produktionsgeschehens
ermöglichen, damit
kurzfristig auftretende Abweichungen
schnell erkannt und korrigiert werden
können. Gerade bei der großen Bedeutung
der Produktionskosten in der Molkereiwirtschaft
ist es nicht akzeptabel, nur anhand
der monatlichen Kostenrechnung Abweichungen
aufzudecken und zu korrigieren.
Die Zeitspanne zwischen Entstehung und
Ermittlung von Abweichungen ist zu groß
und über einen Monatszeitraum erschwert
eine Saldierung und Kumulierung von Abweichungen
eine effiziente Analyse. Das
Produktionsgeschehen muss deshalb möglichst
täglich hinsichtlich auftretender und
beeinflussbarer Unwirtschaftlichkeiten
überprüft werden, damit schnell und wirksam
auf Abweichungen reagiert werden
kann. Mengen- und Leistungsgrößen, die
täglich beeinflussbar und zu kontrollieren
sind, sind dann auch nicht mehr Teil einer
Monatskontrolle in der Kostenrechnung.
Zur Wirtschaftlichkeitsüberwachung
werden dabei die Auswirkungen der Produktionsprozesse
nicht an einer einzigen
wirtschaftlichen Größe (z. B. Stückkosten),
sondern an einem System von über- und
untergeordneten Kennzahlen gemessen
(z.B. Ausbeuten, Abfüllgewichte, Ausschussquote),
welche die Beziehungen zwischen
Einflussgröße und wirtschaftlichem Ziel
(möglichst geringe Herstellkosten) erkennbar
machen. Heutzutage spricht man dabei
von Performance Measurement.
Eine unter diesen Anforderungen moderne
und controllinggerechte Betriebsübersicht
weist folgende Eigenschaften
und Kriterien auf: Sie stellt die für die kurzfristige
Wirtschaftlichkeitsbeurteilung
und Steuerung benötigten Kennzahlen zur
Verfügung, und zwar nicht nur Ist-Mengen,
sondern auch vergleichbare Plan- bzw. Sollmengen.
Neben der Ist-Betriebsübersicht
muss es deshalb auch eine Soll-Betriebsübersicht
Rohstoffeingang
Tagesberichte der
Produktionsabteilungen und
des Betriebsraums
Betriebsraum
Bestandsbericht
bzw. Sollwerte geben. Nur so ist
die Möglichkeit von kurzfristigen Soll-Ist-
Vergleichen und die gezielte kurzfristige
Steuerung möglich.
Die Betriebsübersicht muss zur Unterstützung
des Produktionscontrollings
neben dem wichtigsten Kontrollobjekt
Rohstoff Milch bei Bedarf auch auf andere
bedeutende Faktorverbräuche in der
Produktion wie z. B. Personalstunden oder
verschiedene wichtige Materialverbräuche
(z. B. Verpackungsmaterial oder Hilfs- und
Zusatzstoffe) erweiterbar sein.
Die genannten Eigenschaften weist
eine traditionell ausgestaltete Betriebsübersicht,
auch wenn sie in einem ERPSystem
abgebildet ist, nur zum Teil auf.
Es besteht deshalb die Notwendigkeit der
Weiterentwicklung der Betriebsübersicht
zu einem Controllinginstrument.
Fazit
Eine Betriebsübersicht ist nicht old fashioned,
sondern ein sehr wichtiges Informationssystem
für eine Molkerei. Um
up to date zu sein, muss sich die Betriebsübersicht
aber zu einem Controllinginstrument
weiterentwickeln. Wie eine
controllinggerechte moderne Betriebsübersicht
erstellt werden kann, wird im
nächsten Beitrag gezeigt.
2 Vgl. Kaiser, K.: Operative Kennzahlenrechnung – ein Weiterentwicklungsansatz der Kosten- und Leistungsrechnung bei automatisierten Produktionsprozessen,
in: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis, 46. Jg., Heft 9, S. 753–758.
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