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10 7 2018 | moproweb.de
Martin Fröhlich, GKC Dr. Öttl & Partner:
Die Mitarbeiter müssen sich immer auf
verbindliche Planungsprozesse verständigen
Dr. Hans Öttl, GKC Dr. Öttl & Partner: Es
gibt Lösungen dafür, dass Lieferfähigkeit
garantiert werden kann (Foto: mi)
Dr. Klaus Hein, DMK: Gute und schlechte
Molkereien werden sich künftig durch
die Qualität ihrer Planung unterscheiden
(Foto: mi)
Wesentlich für ein erfolgreiches SCM ist
der Datenaustausch zwischen Lieferant
und Abnehmer. Hier zeigt sich Rossmann
sehr offen, die Zulieferer können Informationen
über Lagerbestände und andere
wichtige Kennzahlen online abrufen und
über Dashboards verdichtete Informationen
sowie die dahinter liegenden Daten
einsehen. Jeder Lieferant kann seinen „Lieferservicegrad“,
der über die Einzelkriterien
Liefermengentreue, Liefertagstreue,
Lieferzeitraumtreue und Palettenqualität
abgebildet wird, visualisieren. Trotzdem
kommt noch immer jede zehnte Palette zu
spät oder gar nicht an. Laut Rybak schafft
Rossmann dennoch eine „out of stock“
Quote von unter einem Prozent, was das
eigentliche Kapital für das Unternehmen
bilde. Aktionen gibt Rossmann 10 Wochen
vorab bekannt, allerdings aus Wettbewerbsgründen
ohne Preise.
Planung
hochkomplexer Prozesse
Die Absatzplanung ist der Ausgangspunkt
für wichtige Planungsaufgaben des SCM-,
Controlling und Finanzbereiches. In Molkereien
trifft „Push auf Pull“ erklärte Dr. Hans
Öttl, GKC. Dem täglichen, saisonal schwankenden
Rohstoffeingang steht ein unterschiedlicher
Absatzbedarf gegenüber. Die
eigentliche Herausforderung liegt damit
in der Synchronisierung von Rohstoff und
Absatz, beeinflusst von Nachfrageschwankungen
durch Saisonalität, Ferien, Feiertage,
Witterung etc.. Dabei muss die Planung
nicht nur den Absatz, sondern auch Produktion,
Bestände und die Rohstoffbilanzierung
(Inhaltsstoffe, Kuppelprodukte)
umfassen. Angesichts der gegenseitigen
Abhängigkeiten, der in den in Molkereien
ablaufenden Prozesse sollten die Jahresplanung,
rollierende Monatsplanung, S&OP
und Primärbedarfsplanung integriert sein.
Die Planungshorizonte erstrecken sich
vom Jahr, rollierende Monats- und Kalenderwochenplanung
bis zur Planung der
täglichen Primärbedarfe (Absatzbedarfe).
Dabei hat jeder Produktbereich seine spezifischen
Herausforderungen, wie Öttl am
Beispiel MHD bei Frischeprodukt, Aktionen
und Reifezeit bei Käse darstellte. Öttl zeigte
auf, dass es hier viel Expertenwissens
bedarf und weist aber auch auf die Risiken
hin. Mit „Big Data“ lassen sich zahlreich vorhandene
Daten bestens für Absatzprognose
und Planungsautomatisierung nutzen,
etwa wenn Saisonalitäten, Wetter, Feiertage
und Ferien, Aktionen oder allgemeine
Marktentwicklungen einbezogen werden.
Rossmann, so der Hinweis von Rybak,
plant voll automatisiert, der Forecast wird
auf Basis von Big Data erstellt. Im Warenflussmanagement
verdiene Rossmann sein
Geld, sagte Rybak, der Unternehmensgewinn
liege allein dadurch bedingt höher als
beim Branchenprimus.
Mengensteuerung
auf dem Bauernhof
Prof. Volker Krömker, HS Hannover, überraschte
mit der Aussage, dass der Gesundheitszustand
der Milchtiere heute so
gut wie nie zuvor ist. Hohe Leistung, so
der Experte, sei Ausdruck von Wohlbefinden
und guter Haltung. Die Nutzungsdauer
der Kühe steige seit Jahren, allerdings
verhindere die Ökonomie eine längere
Aufstallung, denn mit steigendem Alter
steigt unvermeidlich auch das Krankheitsrisiko.
Maximal fünf Laktationen stellen für
Krömker das Erreichbare dar.
Die Milcherzeuger haben verschiedene
Möglichkeiten, ihre Produktionsmengen an
den Markt anzupassen. Während eine verringerte
Fütterung (Kraftfutter) gesundheitliche
Probleme verursachen und längeres
Trockenstellen sowie eine verzögerte Belegung
die Fruchtbarkeit insgesamt negativ
beeinflussen kann, bilden die Verfütterung
von Milch an Kälber und das Abschlachten
bessere und kurzfristigere Möglichkeiten
zur Mengenanpassung. Zu bedenken ist dabei,
dass es ca. 100 Tage dauert, bis ein Hof
die ursprüngliche Leistung wieder erreicht,
wenn an Fütterung, Fruchtbarkeit und Trockenstellzeit
gedreht wird. Parallel gilt der
Grundsatz, dass „zukunftsfähige“ Milcherzeuger
das Melken voll ausgelastet betreiben
müssen, unverändert weiter.
Gemeinsam planen
Gute und schlechte Molkereien werden
sich nach den Worten von Dr. Klaus Hein,
DMK, künftig durch die Qualität ihrer Planung
unterscheiden. Seit 2009 plant DMK
die Rohstoffmengen voraus, seit 2016 mit
einer umfassenden Datenbasis, die nun
95 % der Michmenge und 86 % der Erzeuger
erfasst. Wie wichtig diese Planung ist,
beschrieb Hein mit dem Hinweis, dass für
ein so großes Unternehmen eine 2%ige
Unsicherheit bei der Menge bereits einen
Unterschied von 100 Mio. kg Rohstoff bedeutet.
Tatsächlich wird lt. Hein eine Genauigkeit
von unter 2 % erreicht, so dass
der DMK Monatsplan für die Rohstoffmengen
„besser“ ist als der Vertriebsplan.
DMK nutzt die Langfristplanung (5 Jahre)
speziell auch für die Steuerung der Kapazi