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Weltmarkt: Strukturelle Veränderungen

Datum: 20.10.2020Quelle: Hess, HETA2020
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In seinem Vortrag auf der 2020 online ausgerichteten Weihenstephaner Herbsttagung befasst sich Prof. Sebastian Hess, Universität Hohenheim, mit strukturellen Veränderungen im Welt-Milch-Markt. Regionale Handelsabkommen wie z.B. CETA, JEFTA oder USMCA gewinnen seit Jahren an Bedeutung, während der „echte“, durch WTO geregelte Weltmarkt seit Langem keine Fortschritte bzgl. des Marktzugangs mehr eröffnet hat. Einhergehend damit geraten bisher als fest geglaubte Bündnisse ins Wanken, die Folgen sind Verunsicherung und höhere Volatilität. Für die unmittelbare Zukunft ist von sinkender Wirtschaftsleistung, geringeren Wachstumsraten sowie zurückgehender Kaufkraft und Nachfrage auszugehen. Die Pandemie hat zumindest die Milchmärkte nur kurz verunsichert, stellt Hess fest, die Märkte haben sich schnell wieder auf das Vorkrisenniveau erholt.

Hess geht auf die beiden regionalen Handelsabkommen CETA und JEFTA ein. Das Abkommen mit Kanada ist seit 2017 in Kraft, seither sind die Käseimporte des Landes aus der EU tendenziell angestiegen, wovon Deutschland aber nicht allzu sehr profitieren konnte. Etwas anders sieht es bei dem Abkommen der EU mit Japan aus. Hier wurde eine schrittweise Erhöhung der Importquoten vereinbart, bei denen bei Käse im Jahr 2034 mit 31.000 t eine Grenze gesetzt wird. Inzwischen kauft Japan 50% seiner Käseeinfuhren in der EU, Deutschland stellt 5% der gesamten Mopro-Importe des Landes. Nach einer Schätzung von Hess wird Japan im Jahr 2034 insgesamt Mopro im Wert von 946 Mio. $ aus der EU beziehen, was einem Plus von 108% gegenüber dem Stand vor JEFTA entspricht.

Bei den regionalen Handelsabkommen (RTA) steht immer die Frage nach den Tarifquoten im Raum, zu denen Importe die Grenze passieren können. Für die vereinbarten Mengen können die Zölle bezogen auf die gewährten Importquoten reduziert oder ganz auf Null gesetzt sein. Damit stellen diese TRQ durchaus einen beträchtlichen Wert für den dar, der sie nutzen darf. Hess ist überzeugt, dass die Bedeutung von RTA in Zukunft weiter steigen wird. Dies bedeutet, dass sich der Welthandel in gewissem Maße regionalisiert, wobei Kosten- oder Qualitätsvorteile für Lieferanten weniger entscheidend sein werden als die Zugehörigkeit zu einem der Handelsblöcke.

In einer Betrachtung der deutschen Mopro-Exporte kommt Hess zu dem Schluss, dass Deutschland gerade bei Käse eher wenig Wert schöpft. Im Schnitt gehen Käseausfuhren für 4- 5 €/kg in Drittländer, während Käseimporte im Preisbereich von 8 – 10 €/kg liegen. Frankreich erzielt für seine Käseausfuhren ca. doppelt so hohe Erlöse. Dennoch wird der Käseexport für deutsche Hersteller künftig wichtiger werden.

Die Perspektiven für Exporte nach China sieht Hess nicht übermäßig rosig: der Markt wird schwieriger werden, da auch andere Länder auf ihn drängen und zugleich China seine Rohstoffbasis ausbauen will.

 

Der Vortrag von Prof. Hess ist derzeit noch auf der Website des Verbandes Weihenstephaner Milchwirtschaftler, Bio- und Lebensmitteltechnologen e.V. abrufbar. Link zur Anmeldung

Roland Sossna / moproweb

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