Wenn es um optimierte, kundenspezifische Prozesse für die Separation von Molke geht, lohnt sich der Blick auf die gesamte Prozesslinie. Sarah Meszaros, Lennart Beick und Christian Becker verraten uns, wie dabei zuverlässig und effizient neue Wertprodukte gewonnen werden. Außerdem: weshalb das modulare IDEAL-Whey-Separation-Konzept von GEA Award-würdig ist und warum es einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung sich selbst optimierender Zentrifugen darstellt.

We Did It Your Whey

Wegwerfen ist keine Lösung! Bereits in ihrer Diplomarbeit beschäftigte sich Sarah Meszaros mit der Käseproduktion sowie der Verwertung von Käsestaub aus Molke. 2013 ist daraus ein Beruf geworden – bis heute kann sie als Head of Sales Steering & Support Separation Dairy beim Technologie- und Marktführer in Oelde ihrer Berufung nachgehen. „Mich hat von Anfang an die Aufwertung fasziniert vom ehemaligen Abfallprodukt Molke zum proteinreichen Wertprodukt in seinen unterschiedlichsten Formen“, sagt Sarah Meszaros, „da schöpfe ich auch aus eigener Erfahrung. Als Mutter zweier kleiner Kinder achtet man besonders auf qualitativ hochwertige Babynahrung – und Molkenproteine spielen hier eine wichtige Rolle. Außerdem kommt keine gute Sporternährung ohne Molkenprodukte aus.“

Vom ungeliebten Nebenprodukt zum Wertprodukt, wir machen’s möglich.“– Sarah Meszaros, Senior Director Business Line Dairy

Auf ganzer prozesslinie denken

Es ist schon herausfordernd, wenn eine traditionelle Branche wie die Molkereiindustrie kontinuierlich auf Innovationskraft für mehr Effizienz, Kosteneinsparung und Ressourcenschonung setzt. „Mit dem Produktportfolio von GEA Westfalia Separator bieten wir alles aus einer Hand und decken damit die komplette Molkenverarbeitungslinie ab“, erklärt Sarah Meszaros, „erst die bedarfsspezifische Bestbesetzung und das optimale Miteinander der Stufen erzielen die maximale Ausbeute.“ Hierzu ein Überblick – beschränkt auf alles, was flüssig ist: Zunächst trennt der Klärer aus der Molke, die aus der Käsereiproduktion kommt, die Festpartikel, in erster Linie Käsestaub, heraus. Dann übernimmt der Entrahmer und trennt den Molkenrahm von der Magermolke. Für einen einheitlichen Fettgehalt des Rahms sorgt nun der Standomat – eine spezielle automatisierte Einheit für die Standardisierung. Im Anschluss werden die Bakterien im Pasteur abgetötet. Für Produkte, die hochsensitiv sind und für die Produktsicherheit essentiell ist (z. B. Babynahrung), werden zusätzlich ein bis zwei Molkenentkeimer eingesetzt, die selbst hitzeresistente Bakterien und Sporen entfernen und somit die Haltbarkeit der Produkte enorm verbessern.

Molke im Fluss der Effizienz: Schritt für Schritt entlang der Molkenlinie mit Prozesstechnik von GEA Molke im Fluss der Effizienz: Schritt für Schritt entlang der Molkenlinie mit Prozesstechnik von GEA

Und Sarah Meszaros ergänzt: „Neben komplett können wir auch abgespeckt – eine Investition, zwei Funktionen bieten wir mit dem CleanSkimmer an. Eine Option für Kunden, die aufgrund ihrer Molkenzusammensetzung auf einen Klärer verzichten können. Jedoch funktioniert das nicht bei allen Käsesorten. Letztendlich kommt die Ausbeute nicht an den Einsatz von zwei Separatoren heran – wobei die Kosten-Nutzen-Beratung eine wichtige Entscheidungshilfe sein kann.“ In puncto Wirtschaftlichkeit können sich beide Systeme sehen lassen“, argumentiert Christian Becker, Produktmanager Separation Dairy bei GEA. „Für eine handelsübliche 30.000-l/h-Linie holt der CleanSkimmer je nach Molkentyp bis zu 63.000 Liter p. a. mehr 30%ige Sahne aus der Molke als ein konventioneller Entrahmer. Betrachtet man Klärer und Entrahmer, sind es bis zu 130.000 Liter mehr Sahne aus der Molke im Vergleich zu einem einfachen Entrahmer – das Maschinenduo amortisiert sich somit in weniger als zwei Jahren.“

Bei den hohen Milchfettpreisen rechnet sich das Investment in den Klärer in unter zwei Jahren.“– Christian Becker, Product Manager Dairy

Entleerung mit system

„Ein genereller Designvorteil bei GEA-Separatoren ist das wartungsfreie Entleerungssystem, das selbst nach der 100.000. Entleerung so präzise arbeitet wie bei der ersten“, stellt Sarah Meszaros heraus, „realisiert über eine hydraulische Lösung – bedarfsflexibel, schnell und ressourcensparend. Damit klar überlegen gegenüber einer mechanisch betriebenen Variante, die zum Beispiel Federn und damit Verschleißteile einsetzt. Denn je unpräziser geleert wird, desto mehr Produkt geht verloren.“ Vorteilhaft ist auch die Separatoren-Technologie mit Direktantrieb. Sie ist wartungsfreundlich und höchst effizient, da die Energie direkt vom Motor auf die Trommelspindel übertragen wird. Mit dem Resultat: 93 % mechanische Effizienz gegenüber 76 % bei Getriebe-Modellen.

Lennart Beick aus der Abteilung Process Technology fügt hinzu: „Bei der Entleerung von Separatoren geht es aber mittlerweile nicht mehr nur um die reine Mechanik. Immer wichtiger wird es, dass die Maschinen auch zum richtigen Zeitpunkt entleeren, denn Molkenklärer oder Entrahmer werden nicht permanent gleichbleibend beschickt. Intelligente Systeme sorgen dafür, dass der Separator ,erkennt‘, wie viel Produkt er bekommt, und dann z. B. seine Entleerungsintervalle oder die Drehzahl selbständig daran anpasst.“

Die Rolle von Lennart Beick ist eine besondere, schrieb er doch schon seine Diplomarbeit zum Thema bedarfsorientierte Entleerung am Entrahmungsseparator – in Kooperation mit GEA Westfalia Separator und mit Laborversuchen und einer Prototypenphase beim Kunden vor Ort, der Molkerei Ammerland. „Der Kunde war so überzeugt, dass er gleich sieben Molkenlinien damit ausstattete. Weiterwicklungen daraus sind heute Teil des IDEAL-Whey-Separation-Konzepts.“

Ammerland und die ausbeutestarken Sieben: Blick auf fünf der sieben GEA-Milch- und Molkenseparatoren bei der Molkerei Ammerland in Norddeutschland.Ammerland und Die ausbeutestarken Sieben: Blick auf fünf der sieben GEA-Milch- und Molkenseparatoren bei der Molkerei Ammerland in Norddeutschland.

Läuft ideal – Foodtech award in Silber

Erfreulich, wenn Engagement und Beharrlichkeit beim Verbesserungsprozess belohnt werden, wie im Februar 2021, als das IDEAL-Whey-Separation-Konzept von GEA mit dem International FoodTec Award in Silber (DLG) ausgezeichnet wurde. „IDEAL Whey ist aus der Idee entstanden, all unsere Optimierungs-Features aus den Bereichen Digitalisierung, Wertschöpfung und Nachhaltigkeit für unsere Anwender verständlicher zu machen. Was wir anstreben, ist die ideale Molkenverarbeitung – darunter machen wir es nicht“, erklärt Christian Becker, der seine Aufgabe darin sieht, die Anforderungen des Marktes und die Ideen der GEA-Experten in technische Lösungen zu übersetzen und den komplexen Entstehungsprozess zu koordinieren.

Das weiße Gold steigt im Kurs

International FoodTec Award in Silver

Das Effizienz-Thema ist noch lange nicht ausgereizt. In vielen Ländern fragen Produzenten immer noch: Was machen wir mit den großen Molkenmengen? Zudem steigt die Nachfrage nach hochwertigem Käse, Molkenproteinen und Laktose. „Zur Einordnung“, so Sarah Meszaros, „wenn für 1 kg Käse 12 Liter Milch verbraucht werden, bleiben etwa 11 Liter Molke übrig. Das ist ein ungeheures Verwertungspotenzial!“ Im Hinblick auf IDEAL Whey resümiert Christian Becker: „Mit der Verknüpfung von innovativer Sensorik, mechanischem Design und smarten Regelstrategien reiht sich das Konzept als Meilenstein in die zahlreichen Ansätze von GEA ein, unsere Maschinen und Anlagen immer weiterzuentwickeln, um unseren Kunden das Maximum an technischem Know-how für eine nachhaltigere Produktion zu bieten.“ Von der Entwicklerseite fügt Lennart Beick hinzu: „Und nicht alle Vorteile lassen sich als Kennzahlen abbilden, wie soll man zum Beispiel Prozessstabilität als Performance-Indikator sauber darstellen?“ Für das gesamte Molken-Kompetenzteam herrscht immer Goldgräberstimmung rund um das weiße Gold. So gilt für die Lösungskompetenz auch in Zukunft: We do it your Whey. 

IDEAL Whey ist modular aufgebaut. Es können genau die Features genutzt werden, die einen Mehrwert bringen.“– Lennart Beick, Process Technology Manager