x

Der Kreis schließt sich

Datum: 01.12.2022Quelle: KHS

In der neuen Konzernstrategie der Salzgitter AG zählen Kreislaufwirtschaft, Partnerschaften und die Transformation zu den wichtigsten Themen. Im Gespräch geben Konzernchef Gunnar Groebler (rechts im Bild) und KHS-Geschäftsführer Kai Acker (links im Bild) Einblicke in die ehrgeizigen Ziele und sagen, welche Herausforderungen es auf dem Weg dorthin zu meistern gilt.

Vier klare Prinzipien

„Circularity umfasst ‚Reduce – Reuse – Recyle – Rethink‘, vier Prinzipien, die wir künftig bei jeder unserer Handlungen im Blick behalten“, erklärt Groebler. „Indem wir bewusster mit endlichen Ressourcen umgehen, minimieren wir diese im Wirtschaftskreislauf – das spiegelt sich im Begriff Reduce wider. Reuse bedeutet für uns, dass wir einmal der Natur entnommene Ressourcen möglichst lange in der wirtschaftlichen Verwendung halten. Mit Recycle meinen wir, dass Rohstoffe von bereits verwendeten Produkten wieder nutzbar gemacht werden, um so Ressourcen zu sparen. Und unter dem Motto Rethink hinterfragen wir kontinuierlich unsere Gewohnheiten und Prozesse.“

 

Kai Acker, Vorsitzender der Geschäftsführung des Dortmunder Systemanbieters von Getränkeabfüll- und Verpackungsanlagen KHS: „Für uns ist Circularity aus verschiedenen Blickwinkeln besonders relevant. Wir können die Behälter, die auf unseren Maschinen hergestellt oder abgefüllt werden, als zirkulär betrachten: Das gilt für PET, das beliebig oft recycelt werden kann, sofern es die notwendige Infrastruktur gibt, und bei dem wir Wege entwickeln, wie immer mehr Material eingespart werden kann. Und es trifft auf Mehrweg-Glasflaschen zu, die so lange wie möglich durch Rückführung, Reinigung und Wiederbefüllung in Umlauf gehalten werden. Bei Sekundärverpackungen engagieren wir uns unter dem Motto ‚Weniger ist mehr‘: Denken Sie nur an das Nature MultiPack, bei dem dank weniger Klebepunkte ganz auf weiteres Verpackungsmaterial verzichtet werden kann. Andere und, wie ich finde, für uns noch wichtigere Aspekte betreffen unsere Maschinen: Sie sind aus Stahl hergestellt, der für eine lange Lebensdauer sorgt und selbst nach seiner Verschrottung vollständig recycelt werden kann. Vor allem aber arbeiten wir seit Jahren daran, den Energie- und Ressourcenverbrauch unserer Anlagen zu senken sowie deren CO2-Fußabdruck zu verkleinern, zum Beispiel mit unserem Innofill Glass DRS ECO, mit dem bis zu 60 Prozent CO2 eingespart werden kann. Wir blicken über unseren ökologischen Tellerrand, indem wir sicherstellen, dass unsere Maschinen rPET-kompatibel sind. Und wir fokussieren uns auf ökonomische Ziele wie eine langfristig hohe Gesamtanlageneffektivität.“

 

Mensch als Transformationstreiber

Wesentlicher Teil der neuen Konzernstrategie ist es, den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken – ein Aspekt, der sich im erweiterten Unternehmensclaim „Mensch – Stahl – Technologie“ ausdrückt. „In unserer neuen Strategie geht der Mensch als Pionier voran und stellt das Gelingen der Unternehmensvision sicher“, verdeutlicht Groebler. „Er bringt seine Ideen ein, setzt sie um und treibt die Transformation der Salzgitter AG voran. Ohne unsere Mitarbeitenden ist alles, was wir uns vorstellen, nicht möglich.“

 

Im Zusammenhang mit dieser neuen Akzentsetzung weist Acker auf den zu erwartenden enormen Personalabgang hin: „In den nächsten 10 Jahren werden wir aufgrund des demographischen Wandels im gesamten Konzern zwischen 25 und 30 Prozent unserer Mitarbeitenden verlieren. Das stellt uns vor die Herausforderung, das vorhandene Know-how zu sichern und neues hinzuzugewinnen. Und es wirft die Frage auf, wie wir als Arbeitgeber so attraktiv bleiben, dass wir junge Menschen für uns begeistern können. Das ist ein globales Thema und eine spannende Aufgabe.“

 

Auf die Frage, wo die KHS im Rahmen des nachhaltigen und auf Kreislaufwirtschaft fokussierten Konzerns in 10 Jahren stehe, hat Acker eine klare Antwort: „Wir werden unsere Produkte auf ihre Kreislauffähigkeit hin genau überprüft und optimiert haben, sodass möglichst alle Komponenten am Ende des Maschinenlebenszyklus refurbished, reused oder recycelt werden können. Dabei werden wir uns weiterhin auf unser Kerngeschäft im Getränkebereich konzentrieren. Zusammen mit dem Markt, der angesichts der ansteigenden Weltbevölkerung weiterhin ein großes Potenzial verspricht, werden wir organisch wachsen.“

Werkstoff mit Zukunft

In der Kernkompetenz Getränkeabfüllung verfüge man neben dem Thema Keg vor allem in den Bereichen Glas, Dose und PET über drei enorm starke Standbeine. Gerade bei letzterem sieht Acker riesige Chancen: „Neben PET sprechen wir inzwischen über pflanzenbasierte Kunststoffe wie Polyethylenfuranoat (PEF), das vollständig wiederverwertbar ist und in dem die Branche eine vielversprechende Perspektive sieht. Meine persönliche Meinung ist, dass PET für Getränkeverpackungen derzeit der beste Werkstoff ist, den es gibt. Kunststoffflaschen sind leicht, gehen nicht kaputt und können endlos recycelt werden. In Deutschland zum Beispiel erreichen wir bei der Rohstoffrückgewinnung eine Quote von stolzen 99 Prozent. Prinzipiell ist das überall möglich, vorausgesetzt es gelingt uns, den Kreislauf zu schließen. Dafür müssen Anreize geschaffen werden, zum Beispiel durch die Einrichtung von Pfandsystemen. Dass dieses möglich ist, sehen wir zum Beispiel in Afrika, wo das Bewusstsein für diese Notwendigkeit derzeit mehr und mehr wächst und sich Strukturen für das Einsammeln von Plastikabfällen bilden. Anders als bei uns, wo man es gewohnt ist, Wasser aus der Leitung trinken zu können, geht das in den USA nicht überall – und in Afrika oder Asien schon gar nicht. Dort sind PET-Flaschen die günstigste und einfachste Möglichkeit, Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.“

Neben dem organischen Wachstum im Kerngeschäft sieht Acker die weitere Digitalisierung als Zukunftsthema. Auf diesem Feld habe KHS bereits viel vorzuweisen, werde sein Potenzial aber künftig noch verstärkt ausschöpfen. Zu den wichtigsten Aktivitäten zählt er in diesem Zusammenhang zum Beispiel Predictive Maintenance, die vorausschauende Wartung, ebenso wie die MES-Systeme, die der Anlagenbauer anbietet, oder die Automatisierungsbestrebungen sowie den Remote Diagnostic Service ReDiS, die Fernwartung für KHS-Maschinen und -Anlagen per Online-Verbindung.

Einen Wandel sieht Acker schließlich beim Thema Innovationen: Seien neue Technologien früher erst dann erfolgreich gewesen, wenn sie beim Getränkeabfüller einen Ergebnisvorteil erwirtschaftet hätten, rücke in Zukunft der CO2-Fußabdruck als Erfolgskriterium deutlich in den Vordergrund. Dennoch erwartet er auch in 10 oder 15 Jahren noch Preisdiskussionen.

 

Roland Sossna / moproweb

Artikel mit Bildern drucken Artikel ohne Bilder drucken

Newsletteranmeldung

Bitte geben Sie Ihre Daten an.
Felder mit * sind Pflichtfelder.
Bitte wählen Sie die passenden Newsletter aus:
Datenschutz:

Newsletterabmeldung

Die Abmeldung von unseren Newslettern ist über den Abmeldelink am Ende jedes Mailings möglich.