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Einkommen über den Markt

Datum: 14.02.2024Quelle: EMB

 

 

Das European Milk Board hat einen offenen Brief an die Europäische Kommission gesandt, den wir hier im Wortlaut wiedergeben:

Sehr geehrte Präsidentin der Europäischen Kommission,
sehr geehrter Kommissar für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung,

wir richten uns in diesem offenen Brief an Sie, da sich die Situation zum einen für die europäischen Landwirte und für die Produktion von Nahrungsmitteln und zum anderen für die EU als Ganzes dramatisch verschärft hat. Es vergeht kein Tag, an dem nicht zahlreiche und sehr starke Proteste und Aktionen von Bäuerinnen und Bauern in ganz Europa stattfinden. Die Zustimmung aus der Bevölkerung für die wichtigen Anliegen von uns Landwirten wächst, während gleichzeitig die Unterstützung für politische und staatliche Institutionen sinkt.

Wir möchten Sie dazu auffordern und gleichzeitig unsere Zusammenarbeit dafür anbieten, das landwirtschaftliche System wirkungsvoll und nachhaltig zu reformieren.

Es ist sehr wichtig, den künftigen Rahmen so zu konzipieren, dass grundlegende Änderungen und Reformen stattfinden.
Das Zeitalter der Abhängigkeit von öffentlichen Geldern,
das Zeitalter von einer unprofitablen und defizitären Lebensmittelproduktion auf der Erzeugerstufe,
das Zeitalter von Landwirten, die in Scharen den Sektor verlassen und wo junge Menschen keinerlei Möglichkeit sehen, in den Beruf einzusteigen –

–> Dieses Zeitalter ist an seinem Endpunkt angekommen.

Nutzen wir die Zeit jetzt, nutzen wir die Chance, das EU-Agrarsystem – den Agrarmarkt – so zu reformieren, dass sie für die Zukunft gerüstet sind. DAS EINKOMMEN ALS ERZEUGER ÜBER DEN MARKT ERWIRTSCHAFTEN ZU KÖNNEN, muss das Ziel dieser Reformen sein.

Proteste mit Subventionen temporär zu dämpfen und nur notdürftig Löcher und Defizite zu stopfen, ist keine nachhaltige Option. Staatliche Gelder oder Steuererleichterungen sind nicht die Lösung, denn diese Ressourcen sind endlich. Sie können im Rahmen des Green Deal als Anreiz und als Finanzierung für gewünschte Maßnahmen gesetzt werden – aber nur in Kombination mit Reformen, die am Markt ansetzen und dafür sorgen, dass die Landwirte am Markt ein angemessenes Einkommen generieren können.

Aus diesem Grund reihen wir uns als Vertreter von Erzeugerinnen und Erzeugern, die eine Zukunft mit Perspektive schaffen möchten, nicht in den Kanon all jener ein, die ein zukunftsloses System weiter aufrechterhalten wollen. Denn dies hat die Probleme und die Proteste erst erschaffen und wird die LandwirtInnen weiter ausnutzen.

Lassen Sie uns die Chance nutzen, wirkliche Lösungsmöglichkeiten zu besprechen und umzusetzen. Ja, diese Lösungsmöglichkeiten setzen am Markt und bei den Marktakteuren an. Sie setzen bei der Verteilung der Margen in der Wertschöpfungskette an. Eine Kette, in der durchaus mit Lebensmitteln Geld gemacht wird, das jedoch nicht bei den LandwirtInnen und ihren Familien ankommt. Der Agrarsektor muss weg von der Abhängigkeit von Steuergeldern hin zu einem ausgewogenen Sektor, bei dem die Margen fair verteilt sind zwischen den Marktakteuren. Solange das nicht angepackt wird, wird lediglich die aktuelle Linie weiterverfolgt, die uns Erzeuger in eine unwürdige Situation versetzt hat und die dazu geführt hat, dass Proteste die einzelnen Länder und die EU im Ganzen erschüttern.

Wir haben bald Wahlen in der EU und die große Unzufriedenheit der Landwirte beeinflusst nicht nur deren Wahlentscheidung, sondern hat auch Einfluss auf weitere Teile der Bevölkerung. Überzeugen und Unterstützung finden kann hier nur eine EU, die Perspektiven für die Landwirtschaft entwickelt. Wenn wir es gemeinsam schaffen, Perspektiven dafür zu entwickeln, dass nachhaltig das Einkommen der Erzeuger am Markt gesichert ist, wird Vertrauen geschaffen und damit Unterstützung für die EU und ihre Institutionen. Dafür muss sich die Produktion von Nahrungsmitteln von einem unprofitablen Zweig, der zudem an Subventionen hängt wie an einer Nadel mit Drogen, hin zu einer profitablen Branche entwickeln.
Wir können gemeinsam an einem Markt und einem Sektor arbeiten, der die jungen Menschen überzeugt, in den Beruf des Landwirts einzusteigen und der den Landwirten die Perspektive gibt, die sie benötigen, um für uns alle in Europa Lebensmittel zu produzieren. Wird das nicht in Angriff genommen, dann werden die LandwirtInnen – ein essentieller Pfeiler unserer Gesellschaft – weiter aus dem Wertesystem der EU ausgegrenzt, mit all den negativen Konsequenzen für sie und ihre Familien sowie für die Produktion von Nahrungsmitteln und die EU als Ganzes.

Wir möchten Sie daher dazu einladen und auffordern, bei einem baldigen Treffen die Möglichkeiten und Konzepte für essentielle Reformen des Agrarsektors gemeinsam zu besprechen. Bitte lassen Sie uns dafür Terminvorschläge zukommen.

Mit freundlichen Grüßen

EMB-Vorsitzender Kjartan Poulsen

 

Roland Sossna / moproweb

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