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„Jedes Bisschen hilft“

Datum: 2015-10-22 13:00:00Quelle: molkerei-industrie

 

In Leipzig schilderten Eckard Heuser (links), MIV-Hauptgeschäftsführer, und Hans Holtorf, geschäftsführender Gesellschafter der frischli Milchwerke und stellv. MIV-Vorsitzender, die aktuelle Marktlage aus Sicht der Milchindustrie (Foto: molkerei-industrie)

Die jüngste Anhebung der Konsummilchpreise durch Teile des deutschen Handels könnte im groben Schnitt den Durchschnittsmilchpreis um 0,5 Cent verbessern (sofern der gesamte deutsche LEH mitziehen würde). Allerdings wird dieses unabhängig von der Marktentwicklung gegebene „Geschenk“, so Hans Holtorf, stellv. Vorsitzender des Milchindustrieverbandes MIV, am heutigen 22. Oktober vor der Presse in Leipzig, auf Dauer nicht funktionieren – außerdem wird das Verwertungsgleichgewicht z.B. im Vergleich zur Verkäsung von Milch gestört, für die solche Konsummilchpreisanhebungen einen Wettbewerbsnachteil bilden. Aber, so Holtorf: „Jedes Bisschen hilft“.

Die gleiche Bewertung gab Holtorf auch zum möglichen Mopro-Verbrauchsanstieg als Folge des aktuellen Zustroms von Zuwanderern in Deutschland. Geht man von einer Million Flüchtlingen in diesem Jahr aus, so könnte dies für den Anfang einen Mehrabsatz von vielleicht 100 Mio. kg bedeuten, Tendenz allerdings steigend.

Bekenntnis zum Markt

Eingehend auf die aktuelle Marktlage sprachen sich Holtorf wie auch MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser gegen ein Revival der Milchquote aus. Die Quote habe die Milcherzeuger umgerechnet 1,5 Cent Milchgeld pro Jahr gekostet und dabei habe sie noch nicht einmal funktioniert. Dass eine Quote EU-weit noch einmal eingeführt würde, bezweifelt Heuser angesichts der Interessenlage in der Gemeinschaft. Die relativ schlechte Marktsituation könne nicht der nun ausgelaufenen Quotenregelung angelastet werden, denn schon Mitte des letzten Jahres sanken die Erlöse – trotz noch bestehender Milchmengenregelung. Ein freiwilliges Quotensubstitut wie es manche Erzeugerorganisationen oder Politiker favorisieren, werde nicht funktionieren, sagte Holtorf, da die Nachteile jeden vorstellbaren Nutzen überwiegen. Die Milchindustrie, so Heuser und Holtorf, bekenne sich eindeutig zum Markt. In diesem Zusammenhang erklärte Holtorf, dass ein höherer Interventionspreis die Preistäler nur verlängern würde, wenn auch das jeweilige Tief möglicherweise nicht so ausgeprägt wäre. Heuser ergänzte, dass die ganze Diskussion um neue Quotenregelungen sofort beendet sein wird, wenn es wieder auskömmliche Milchpreise gibt. An der von der EU-Kommission veröffentlichten Vorhersage eines gemittelten Milchpreises von ca. 33 Cent auf mittlere bis längere Sicht will der MIV jedenfalls nicht rütteln.

Funktioniert die Mindestpreisstrategie?

Im Inland haben günstigere Preise für Konsummilch keinen den Verbrauch steigernden Effekt gezeigt, tatsächlich ist der Absatz in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres um 1,5% gesunken. Gewinner waren Joghurt mit + 1,3% und Butter mit + 1,7% sowie SB-Käse mit + 3,1%. In Marktnischen wie Bio oder lactosefrei lassen sich weiterhin gute Margen erzielen, hier sind die Verbraucher offenbar bereit, mehr zu bezahlen. Offenbar ist eine ausschließliche Mindestpreisstrategie im Handel nicht die beste Lösung. Wie Heuser berichtete, ist Aldi der größte deutsche Verkäufer von Bio-Mopro. Zusammen mit Importware liegt der Marktanteil der Kategorie aktuell bei 4%, bezogen auf deutschen Rohstoff bei 2,5%. 

„Klare Ansage“

Wie Heuser berichtete, ist Deutschland mittlerweile Nettoexporteur bei Milch, der Handelsbilanzüberschuss liegt bei 10%, wobei 50% der deutschen Milch ausgeführt werden. Bei begrenzten Wachstumsmöglichkeiten im Heimatmarkt wird der Export für die Branche stetig wichtiger. Im Weltmarkt zeichnen sich aktuell Preissteigerungen ab, inwieweit die Entwicklung des GDT-Tenders aber schon jetzt nachhaltig ist, muss abgewartet werden. Die deutsche Milchindustrie ist jedenfalls eine der leistungsfähigsten der Welt – nicht umsonst kommen 2,3 Mio. t Rohstoff (entspr. 8% der deutschen Milchmenge) aus dem Ausland zur Verarbeitung nach Deutschland. Die Branche, sagte Holtorf, werde alles tun, um einen (nicht bezifferten) nachhaltigen Milchpreis zu erwirtschaften, durch Rationalisierung und klare Ansage an den Handel, dass nachhaltige Erzeugnisse auch einen entsprechenden Preis haben müssen.

 

Moproweb / moproweb

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