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Petra Wagner kommentiert

Datum: 2017-10-15 03:03:00Quelle: PW Marketing

 

Meine bisherigen Kommentare rund um das Themenfeld Lebensmittelpumpen beschäftigten sich mit den Themen M&A in der Branche und den zurzeit „gehypten“ hygienischen Schraubenspindelpumpen. Nun gibt es aktuell Anlass, beide Themenkomplexe zu verknüpfen, was aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit war. Mitte September postete die Pumpenfabrik Wangen eine Pressemitteilung auf ihrer Webseite mit dem Titel „Neuer Eigentümer: Silverfleet Capital investiert in Pumpenfabrik Wangen GmbH“. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an meinen Beitrag in molkerei-industrie 3/2016 unter der Überschrift „Wettbewerb belebt das Geschäft, der Aufstieg der hygienischen Schraubenspindelpumpe“, den ich mit der Frage schloss: „Wohin führt der Weg?“ Lassen sich aus dieser neuerlichen Transaktion und den Entwicklungen in der Branche seit Anfang 2016 also erste Rückschlüsse für die Beantwortung dieser Frage ziehen?

Bleiben wir zunächst bei den Fakten. Der Hype um die hygienischen Schraubenspindelpumpen ist ungebrochen. Musste ich vor eineinhalb Jahren noch feststellen, dass die ganz Großen der Branche keine eigenen Produkte anbieten, und der Markt von drei deutschen Spezialisten, Bornemann, Jung Process Systems und eben Wangen Pumpen dominiert wird, hat sich mittlerweile einiges getan. Im Frühjahr 2016 stellte zunächst Fristam Pumpen unter dem Namen FDS eine proprietäre Schraubenspindelpumpenbaureihe vor. Dann folgte SPX Flow mit einem eigenen Angebot, das unter dem Namen Universal TS vermarktet wird. Fehlen also nur noch Alfa Laval und GEA aus der Riege der marktführenden Unternehmen. Die Entwicklungen der letzten Monate verändern die Marktstatik für diese spezielle Pumpentechnik. Da ist viel Dynamik drin.

Der andere Aspekt dieser Geschichte ist der Verkauf von Wangen Pumpen an einen Finanzinvestor. Sahen wir bei den Deals GEA-Hilge (2015), Verder-Packo (2015) und auch Interpump-Inoxpa (2016) noch Industrie- bzw. Handelsunternehmen auf der Käuferseite, beteiligt sich jetzt mit Silverfleet Capital ein Finanzinvestor mehrheitlich an dem 1969 gegründeten Pumpenhersteller. Das Unternehmen aus dem Allgäu ist spezialisiert auf die Produktion von Exzenterschnecken- und eben auch Schraubenspindelpumpen, die sowohl in industriellen als auch hygienischen Anwendungen eingesetzt werden. Laut Bundesanzeiger lag der Wangen-Umsatz 2015 bei knapp 31,5 Mio. Euro, davon 60 % in Deutschland. Der oben bereits angesprochenen Pressemitteilung ist zu entnehmen, dass für 2017 ein Umsatz von 37 Mio. Euro erwartet wird. Die Zahl der Mitarbeiter liegt bei rund 200. Aus meiner Sicht stechen einige Details heraus, wenn man sich die Umsatzverteilung anschaut. Da ist zunächst die Bedeutung der 2012 eingeführten Schraubenspindelpumpe Wangen Twin. Ihr Umsatzanteil lag 2015 bereits bei 9 %. Das Brot-und-Butter-Geschäft sind aber nach wie vor die Exzenterschneckenpumpen. Diese werden zum überwiegenden Teil (ca. 50 %) in Biogasanwendungen eingesetzt. Der Umsatz kommt fast gänzlich aus Geschäften in Europa, ca. 60 % entfallen auf deutsche Kunden. Und noch eine weitere Kennzahl zur Umsatzverteilung. Ziemlich genau 50 % entfallen auf das Ersatzteilgeschäft. Soviel an dieser Stelle zu Wangen.

Interessant ist auch ein etwas genauerer Blick auf das aufkaufende Unternehmen Silverfleet Capital. Dazu dient mir zunächst ein Blick auf die Homepage und in die Zeitschrift VC Magazin. Silverfleet unterhält kleine Teams in München, London, Stockholm und Paris, die eigenen Angaben zufolge ca. 1,2 Mrd. Euro verwalten. Diese Private Equity Gesellschaft investiert typischerweise zwischen 75 und 350 Mio. Euro in europäische Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen und verfolgt dabei den sogenannten „Buy-and-build“-Ansatz. Vor allem in fragmentierten Märkten dient die initiale Investition als Plattform, um die herum dann strategisch sinnvoll weitere Firmen angedockt werden, um das Wachstum zu beschleunigen. Folgen wir dieser Logik, sollte die Pumpenfabrik Wangen als Plattform dienen, da es die erste Akquisition in diesem Marktsegment ist, jedenfalls soweit ich es recherchieren und beurteilen kann. Für die Zukunft lässt sich ergo von Silverfleet Capital noch einiges erwarten, nicht nur im Primärmarkt, um die regionale Reichweite oder das Produktspektrum zu vergrößern, sondern auch in den in der Wertschöpfungskette vor oder nachgelagerten Segmenten. Zumal als neuer Chairman in Wangen Bernd Stütz antritt, der ehemalige geschäftsführende Gesellschafter der Lewa GmbH.

Somit komme ich zum Abschluss noch einmal auf meine eingangs gestellte Frage zurück. Der Erfolg der Schraubenspindelpumpen für hygienische Anwendungen weckt offensichtlich Begehrlichkeiten. Das Marktvolumen wächst weltweit, mittlerweile gibt es eine größere Zahl von Anbietern, von denen die meisten hochspezialisiert sind. Ich persönlich wäre nicht überrascht, wenn wir mittelfristig noch weitere M&A-Meldungen in der Presse lesen würden. Noch ist aus meiner Sicht aber unklar, ob es sich in einem solchen Fall eher um eine Konsolidierung innerhalb der Branche oder mit externen Käufern, wie jetzt bei Wangen Pumpen, handeln wird. Lassen wir uns überraschen. Es bleibt weiterhin spannend.

 

 
Unsere Autorin Petra Wagner betreibt die Kommunikationsagentur PW Marketing und ist seit vielen Jahren auf die Zulieferbranche für Lebensmittelpumpen spezialisiert.

Moproweb / moproweb

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