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Produktion 2035: Das Gesicht der Fabrik von übermorgen

Datum: 2015-01-22 07:00:00Quelle: Akademie Fresenius


Produktion 2035: Was bringt die Zukunft?

 

Achte Produktionsleiter-Tagung der Akademie Fresenius wirft einen Blick auf die Fabrik von übermorgen

 

Veränderungen sind auch für lebensmittelproduzierende Betriebe ständige Begleiter: In den meisten Fabriken werden in regelmäßigen Abständen neue Technologien eingeführt und bestehende Prozesse fortlaufend auf Optimierung überprüft. Dennoch: Bedingt durch gesellschaftliche und technologische Umwälzungen wird für die Zukunft ein tiefgreifender Wandel des gesamten Arbeitsbereichs erwartet, der Produkte, Abläufe und Arbeitsweisen gleichermaßen verändern wird. Womit in den nächsten Jahrzehnten zu rechnen ist und worauf sich Unternehmen heute schon einstellen sollten, zeigte die achte Produktionsleiter-Tagung der Akademie Fresenius am 20. und 21. Januar 2015 in Dortmund auf. 

Produktion 2035: Das Gesicht der Fabrik von übermorgen – mit diesem Vortrag eröffnete Prof. Dr. Andreas Syska (Hochschule Niederrhein) die diesjährige Produktionsleiter-Tagung. Vielfalt, Flexibilität und permanenter Wandel werden demnach die Produktion der Zukunft prägen. Der Konsument und seine individuellen Wünsche stehen dabei im

Mittelpunkt: das Bedienen lokaler Mikromärkte, eine immer weiter wachsende Vielfalt an Produkten sowie eine extreme, global praktizierte Kundennähe sind im Jahr 2035 der neue Standard. Auch der Mitarbeiter von übermorgen ist ein anderer: “2035 werden die Mitarbeiter eher am System anstatt im System arbeiten”, prophezeit Syska. Die Folge sei ein fortlaufender Umbau der Fabrik und das stetige Adaptieren von unterschiedlichen Bedürfnissen und Denkweisen. Auch der demographische Wandel wird die Produktion beeinflussen:

Bedingt durch den wachsenden Anteil alter Menschen an der Bevölkerung werden auch in der Produktion mehr ältere Arbeitnehmer zu finden sein, die, entweder vollständig ins Unternehmen integriert oder auf freiberuflicher Basis als externe Berater, ihr Wissen an die junge Generation weitergeben. Diese “ausklingende Karriere” rund um oder jenseits des heutigen Rentenalters werde innerbetrieblich wie gesellschaftlich eine breite Akzeptanz finden, so Syska. Nichtsdestotrotz müsse sich die Fabrik der Zukunft aber auch auf die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer einstellen. Als Schlagworte nannte der Experte altersgerechte und Mehrgenerationenarbeitsplätze sowie unterstützende Angebote wie Assistenzsysteme, Wahrnehmungsverstärker bzw. -dämpfer (etwa für Lichtquellen oder Geräusche) und die Integration von körperlichem und mentalem Training in den Produktionsalltag. Der Wunschmitarbeiter des Jahres 2025 sei “fabrikgerecht”, d.h. auf seinen Arbeitsplatz bzw. der Arbeitsplatz auf ihn abgestimmt – so das Zukunftsszenario von Syska. 

Wikis, Augmented Reality und Co. verändern den Produktionsalltag 

Einige, bereits heute vorhandene und eingesetzte Technologien, werden laut Syska zukünftig deutlich an Bedeutung für die Produktion gewinnen und die dortigen Arbeitsprozesse beeinflussen. So werde der Wissensaustausch über Fachforen und Blogs zunehmen, ist sich der Experte sicher. Dank offener Systeme, den so genannten Wikis (prominentestes Beispiel: Wikipedia), in denen das Wissen und die Erfahrung der Nutzer gesammelt und in der Gemeinschaft weiterentwickelt werden, werde der Wissenserwerb künftig horizontal anstatt frontal verlaufen, so Syska. Die Schwarmintelligenz eröffne dabei vielfältige Möglichkeiten, unter anderem in der Weiterbildung, beeinflusse jedoch auch das Engineering, welches möglicherweise auch komplett durch den Schwarm ersetzt werden könnte, führte er weiter aus. Doch auch die Kehrseite der Entwicklung verschwieg Syska nicht: Die Schwarmintelligenz könne auch zu “Schwarmdummheit” führen.

Risiken lägen hier vor allen Dingen im geringen Spielraum für abweichende Gedanken und Minderheitsmeinungen sowie einer gewissen Risikoscheu bzw. abnehmenden Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten. Ebenfalls einen großen Einschnitt stellt die Nutzung von Augmented Reality-Technologie dar. Potenzielle Anwendungsfelder der IT-unterstützten Erweiterung der Realitätswahrnehmung seien z.B. die Zustandserfassung von Maschinen, die Darstellung von Auftragssituationen oder die Anzeige von Maschinen-Kennzahlen, erläuterte Syska. Im Jahr 2035 werde die physische Vernetzung des Mitarbeiters mit dem Internet eine große Rolle spielen. Neben Fakten könnten durch Augmented Reality-Technologie dann auch Sinneseindrücke für die Produktion nutzbar gemacht werden. Ein mit großer Sicherheit an Bedeutung wachsender Technologiezweig ist der 3D-Druck. Laut Syska werden für die Produktion dank verbesserter Werkstoffeigenschaften künftig breitere Anwendungen möglich sein. Auch die Ausweitung auf andere Werkstoffe ist bereits absehbar. Allerdings werde sich die Produktion bedingt durch die Möglichkeiten des 3D-Drucks auch immer mehr direkt beim Kunden abspielen. Der Produzent müsse sich deshalb zum “Befähiger des Kunden” wandeln, so Syska.

Industrie 4.0. auf dem Vormarsch 

Ein weiteres großes Zukunftsthema ist die “Industrie 4.0.”. Das von der Bundesregierung beworbene Zukunftsprojekt, das die intelligente Fabrik zum Ziel hat, setzt auf cyber-physikalische Systeme und intelligente Gegenstände. In der Produktion sei damit eine autonome Interaktion von Systemen möglich, die keine Eingriffe mehr von menschlicher Hand benötigt, erklärte Syska. So könnten Werkstücke beispielweise eigenständig Produktions- und Transportkapazitäten anfordern. Im Klartext: Technische Systeme gewinnen die planerische und dispositive Oberhand. Alle Prozesse werden dann noch mehr als heute der Wertschöpfung unterworfen sein, so der Experte. Die Gefahr liege vor allem in einem schleichenden Verlust der Entscheidungshoheit: Der Mitarbeiter könnte in diesem Szenario zum Objekt verkommen, das vom System bewegt wird. 

Gegen Ende seiner Präsentation verdeutlichte Syska, dass Veränderungen in der Produktion nicht nur vom technologischen Fortschritt ausgehen werden. Auch eine Veränderung des Denkens werde sich abzeichnen. Kennzeichnend für dieses sei mehr Offenheit für exotische Denkansätze und Sichtweisen, eine Zunahme an Experimentierfreude und die Etablierung offener, lernender Systeme. 

Die Fabrik der Zukunft ist smart

Dem Thema Industrie 4.0. widmete sich im Anschluss an Syska auch Phillipe Ramseier (Hauser Steuerungstechnik AG). Momentan könne jeder zweite Entscheider mit dem Begriff noch nichts anfangen, begann der Experte. Diese Revolution zu vernachlässigen sei jedoch gefährlich. Unter der Industrie 4.0. verstehe man die vertikale und horizontale Vernetzung von Menschen, Maschinen sowie Produktions- und Logistiksystemen, erläuterte Ramseier. Dabei kommunizieren alle Elemente untereinander. Auf diese Weise können zum Beispiel Nachbestellungen unkompliziert abgewickelt werden: Daten verbrauchter Mengen werden dabei direkt und selbständig an den Zulieferer geschickt, sodass Nachschub automatisch sichergestellt ist. Die Basis für die neue Industrie 4.0. ist die intelligente Automation oder das “Smart Factory”-Prinzip, das mit einem Echtzeit-Datenaustausch zwischen den Planungs- und Steuersystemen arbeitet. Intelligent bedeutet in diesem Zusammenhang, dass vernünftige und zweckvolle Entscheide vom System getroffen und vorgeschlagen werden. Analyse, Planung und Steuerung der Prozesse erfolgen in Echtzeit. In der Folge werden Effizienz und Flexibilität gesteigert sowie die Transparenz über die Produktion erhöht. Auch die Herstellung individualisierter Produkte ist auf diese Weise möglich. Doch die Smart Factory bietet noch weitere Vorteile: Durch sie kann eine verbesserte Durchgängigkeit im Auftragsmanagement und mehr Rückverfolgbarkeit gewährleistet werden. Daneben können durch die Optimierung der Anlagen auch massiv Kosten eingespart werden, so Ramseier. Beispielsweise senke eine automatische Auftragsübergabe die Betriebskosten. Auch Fehlerquellen würden sich reduzieren und die Datenqualität verbessere sich, ergänzte der Experte.

 Am Anfang der Industrie 4.0. steht in jedem Betrieb die Aufnahme von vielen Daten, da die Produktions- und Planungsabläufe aller Ebenen miteinander vernetzt werden müssen. Es erfolgt zunächst eine horizontale Integration, bevor die einzelnen Ebenen über die Smart Factory auch vertikal verbunden werden. Das Thema Datensicherheit dürfe dabei nicht zu kurz kommen, warnte Ramseier. Zu den gängigen Sicherheitsmaßnahmen in diesem Bereich gehören beispielsweise die Trennung von Anlagennetzwerk und

Büro- bzw. Firmennetzwerk und die Einrichtung von Userberechtigungen für Datenbankzugriffe. Abschließend riet Ramseier zu einer Step-by-Step-Umsetzung des Smart Factory-Konzepts in einzelnen Modulen, um die Chancen zu steigern und Risiken möglichst gering zu halten. Zudem ermögliche eine sukzessive Erweiterung allen Beteiligten, sich langsam an die neuen Prozesse zu gewöhnen, diese zu verstehen und zu “verdauen”, so Ramseier. Denn: Verständnis im Management und innerhalb der Organisation für die Neuerungen der Industrie 4.0. tragen entscheidend zu ihrer erfolgreichen Etablierung bei.

 

Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.

 

Kontakt: Die Akademie Fresenius GmbH, Annika Koterba, Alter Hellweg 46, 44379 Dortmund, Tel.: +49 231 75896-74, Fax: +49 231 75896-53 E-Mail akoterba@akademie-fresenius.de 

 

 

 

Moproweb / moproweb

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