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Politische Unsicherheiten

Datum: 17.03.2023Quelle: molkerei-industrie

Die Veranstalter des Berliner Milchforums 2023, Deutscher Bauernverband DBV und Milchindustrie-Verband MIV, nutzten das Event auch für die Information der Öffentlichkeit über die Milchwirtschaft aktuell bewegende Themen. Auf einer Pressekonferenz am 17. März in Berlin wies Karsten Schmal (links im Foto), DBV, darauf hin, dass die Versorgungssicherheit in der Diskussion oft zu kurz kommt. Da Auflagen für die Landwirtschaft, die aus dem Klimawandelkampf und dem Tierwohl herrühren, auf den Höfen höhere Kosten verursachen, müsse die Politik Wege aufzeigen, wie all dies finanziert werden kann.

Peter Stahl (rechts im Foto), MIV, ergänzte, dass es offenbar politischer Wille ist, die Zahl der Nutztiere zumindest in einigen Regionen zu reduzieren. Dies werde aber auf längere Sicht, die nächsten 10 bis 20 Jahre, zu höheren Preisen führen, weil die Rohstoffbasis entsprechend sinkt.

Von der Diskussion mit Agrarpolitikern, die am Vortag auf dem Berliner Milchforum stattfand, hatte sich Stahl „pfiffigere Aussagen“ und insgesamt mehr erhofft. Laut Schmal wurde auf dieser Veranstaltung offensichtlich, dass die Koalition beim Thema Umbau der Viehhaltung uneinig ist. Dies habe aber negative Folgen für die Bauernhöfe, da diese sich angesichts der allgemeinen Unsicherheit bzgl. kommender Auflagen nicht zu Stallbauten entschließen kann. Schließlich gehen die Höfe damit Abschreibungszeiträume von 20 Jahren ein. Wer keine Sicherheit hat, der würde dann eher zur Aufgabe der Milchproduktion neigen, so Schmal.

 

Hier die heutige Presseverlautbarung des MIV:

Molkereien weiter unter hohem Kostendruck
Berlin, 17. März 2023 – Angekündigte Werbeverbote, ein Rückgang der Verbrauchernachfrage für Molkereiprodukte und gleichzeitig steigende Milchanlieferungen beschäftigen die Milchwirtschaft im ersten Quartal 2023. Das berichtet der Vorsitzende des Milchindustrie-Verbandes, Peter Stahl in seiner Marktanalyse anlässlich des 13. Berliner Milchforums: „Die Verbraucher haben im vergangenen Jahr auf die inflationsbedingten Preissteigerungen reagiert und weniger Milch, Käse und Butter eingekauft. Gleichzeitig sind die Produktionskosten für die Molkereien weiter hoch. Nach Rekordpreisen zum Jahreswechsel haben wir in den vergangenen Wochen vereinzelt einen regelrechten Preissturz bei der Rohmilch erlebt. Wir erwarten, dass der Milchmarkt im laufenden Jahr weiter volatil bleibt.“

Molkereiwirtschaft geht bei Zuckerreduktion voran

Kontrovers diskutierte die Branche den Vorschlag der Bundesregierung, Werbeverbote für Kinderprodukte einzuführen. „Um es ganz klar zu sagen, natürlich tragen Unternehmen Verantwortung, gute und gesunde Produkte für Kinder herzustellen. Die Molkereiwirtschaft hat bereits vor Jahren freiwillig damit begonnen und den Zuckergehalt in Kinderprodukten um rund 20 Prozent reduziert“, führt der MIV-Vorsitzende weiter aus. Das jetzt vorgelegte Papier des BMEL geht aber weit darüber hinaus. Selbst ein Naturjoghurt mit 3,5 Prozent Fett dürfte in Zukunft gegenüber Kindern nicht mehr beworben werden, geschweige denn der Milcheisstand im Sommerfreibad eine Eisfahne tragen. Da hilft es nur wenig, dass für Trinkmilch seitens BMEL Abweichungen vom WHO-Nährwertprofil vorgesehen sind, da Milch für Kinder in der Wachstumsphase besonders wichtige Nährstoffe wie z. B. Calcium und Jod beinhaltet.

Absatz von Molkereiprodukten auf dem Stand von 2019

Die Analysen zum Kaufverhalten der Verbraucher in den drei vergangenen Jahren zeigen ein differenziertes Bild. So sind die Absatzzahlen im Lebensmitteleinzelhandel für das Jahr 2020 durch den Corona-Lockdown und die Schließung der Gastronomie segmentübergreifend exorbitant in die Höhe geschossen. Auch das Jahr 2021 war stark durch Corona beeinflusst und ist daher nicht einfach mit 2022 zu vergleichen. Richtig ist aber auch, dass die Absatzmengen von Milchprodukten im Lebensmitteleinzelhandel niedriger sind als in den Jahren zuvor und sich jetzt eher auf dem Niveau des Jahres 2019 bewegen. Die Gründe dafür sind vielfältig, das Preisargument hat jedoch viele Verbraucher veranlasst, günstige Milch, Butter und Käse, anstatt Marken- und Mehrwertprodukte zu kaufen. Nur die Weidemilch sticht hier hervor und konnte ein Wachstum von über 30 Prozent generieren. Zulegen konnten auch die pflanzlichen Alternativen, jedoch anders als in den Vorjahren nur um einen einstelligen Prozentsatz (7,3 Prozent). Dadurch wurde die Absatzmenge von Trinkmilch in Bioqualität auch in 2022 nicht erreicht.

Milchpreise sinken teils unter Vorjahresniveau

Auf der Angebotsseite wiederum haben die Rekordmilchpreise die Rohmilchproduktion der deutschen Erzeuger zu Jahresbeginn (+3,2 Prozent) angeregt. Doch auch in anderen Ländern haben die hohen Preise die Milchproduktion aktiviert, anders als in den Monaten zuvor sind aber auf dem Weltmarkt nicht mehr Höchstpreise zu erzielen. Die Milchpreise erreichen daher je nach Molkerei nicht mehr das Niveau aus 2022. „Die Molkereien haben die veränderten Kosten- und Rahmenbedingungen bei Molkereien und Erzeugern sehr wohl im Blick. Bereits jetzt aber von einer Preiskrise zu sprechen, dafür gibt es bei einem mittleren Preisniveau von über 50 Cent/ kg Rohmilch keine Veranlassung“, sagt der MIV-Vorsitzende.

Roland Sossna / moproweb

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