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Was sagt uns die Milchverpackung?

Datum: 08.04.2022 / Fot R. SoßnaQuelle: A, Kirschning Ort: Berlin

Was muss und was kann an Informationen auf dem Trinkmilchlabel stehen.Die Branche traf sich kürzlich hybrid zum 12. Berliner Milchforum und diskutierte im Podium viele Fragen rund um das Label auf Milchverpackungen. „Reicht künftig der Platz auf der Milchverpackung?“, lautete eine der vielen Kernfragen. Und weiter:  Wieviel Label brauchen wir? Braucht das Milchprodukt bald einen Beipackzettel? Wo stehen wir 2030? Sind wir momentan nicht eher in der Situation, die Versorgungssicherheit zu erhalten?

Das Thema wurde mit den Ereignissen der letzten Wochen nochmals auf den Kopf gestellt. Die Forderungen an Erzeuger und Verarbeiter steigen. Der Krieg in Europa trägt zusätzlich dazu bei, dass Futtermittel, vor allem das gentechnikfreie, knapper und teurer werden. Und nach wie vor stemmt die Branche die Herausforderungen der Coronapandemie, die Lieferketten stehen vor der Zerreißprobe.

Sind Label vielleicht eine Luxusdiskussion? Nein, denn trotz aller momentanen Umstände soll das Wohl der Tiere nicht aus den Augen verloren werden. Für Verbraucher sind Label ein Anhaltspunkt zum Tierwohl und zur Herkunft, auch wenn bei der umfangreichen Labellandschaft manchmal der Überblick, was hinter welchem Label steckt, verloren geht.

Was wäre die Lösung? Label sollten homogenisiert werden, verständlich mit mehr Überblick für alle Beteiligten. Bisher sind Label, die Haltung, Herkunft und andere Standards darstellen, eher ein Listungskriterium für den Handel. Der Kuh ist ein Label egal. Den Landwirt berührt das Label als Listungskriterium nicht, er braucht Anreize, die zusätzlichen Anforderungen mit Erlösen zu erwirtschaften und das mit realistischen Übergangsphasen. Milchviehhalter, die die Haltungsstufe 2 oder 3 erfüllen können, gäbe es jetzt wohl genug, aber die Absatzkanäle sind noch nicht ausreichend. Letztlich sollen doch alle interessierten Milchviehalter mitgenommen werden und nicht nur ein paar Auserwählte. Regionen warnen, Haltungsformen nicht auszuknipsen, denn nicht jede Region kann jede Haltungsform umsetzen. Der Verarbeiter braucht Einigkeit, denn er kann nicht unkontrolliert neue Anforderungen an seine Lieferanten weitergeben und ständig neue Verpackungen drucken. Der Handel sieht Label als Absatzgewinn, aber Label für Haltungsformen als gesetzlichen Standard kritisch. Der Mehrwert ginge damit womöglich verloren und naja, manchmal dauert die Umsetzung per Gesetz einfach zu lang. Der Verbraucher zeigt bedingte Zahlungsbereitschaft, der eine möchte einfach Milch, der andere achtet auch Tierwohl und Herkunft.

Die Branche ist sich trotz der unterschiedlichen Ansprüche einig: wir müssen uns zusammensetzen und gemeinsam eine Lösung finden, sozusagen bis der weiße Rauch aufsteigt. Den Labelprozess dürfen wir nicht aufhalten, aber mit Aufmaß weiterführen. Angekommen ist in der Diskussion auch die Frage, geben wir mit der Labelflut am Ende den Alternativprodukten eine noch größere Plattform, zumindest was das Tierwohl angeht. Doch diese Diskussion wurde mit einem Schmunzeln auf den Abend verlegt.

Anika Kirschning

 

Hans Wortelkamp

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