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wider. Während sich im Lebensmitteleinzelhandel
infolge der Konzentration auf einige
wenige Player die Strukturen bereits eindeutig
konstelliert haben, werden in der Ernährungswirtschaft
u. a. zwei maßgebliche Faktoren
an Bedeutung gewinnen. Zum einen werden
spezifische Investitionen in die Digitalisierung
den Konzentrationsdruck in der Branche erhöhen
und zugleich den Spezialisierungsgrad der
Unternehmen forcieren. Während das dafür
erforderliche Finanzvolumen primär für größere
Unternehmensstrukturen und Konzerne
spricht, lässt sich der zunehmende Spezialisierungsgrad
durchaus auch als eine Profilierungsmöglichkeit
für die mittelständischen
Erzeuger beschreiben. Zum anderen wird es
darum gehen, hinsichtlich der Mitarbeitergewinnung
und -bindung entsprechende Strategien
und Attraktionspotenziale zu entwickeln.
Hier sind die größeren Unternehmen und
Konzerne zwar oftmals mit mehr Ressourcen
ausgestattet, allerdings lassen sich auch deutliche
Alleinstellungsmerkmale der kleinen und
mittelständischen Betriebe herausarbeiten.
Entscheidend wird dabei sein, wie die Qualifikation
der Bewerber bzw. Mitarbeitenden in Bezug
auf Digitalisierung gewährleistet werden
kann und die unterschiedlichen Arbeitgeber
attraktive Instrumente zur Mitarbeitergewinnung
und -bindung entwickeln und nachhaltig
implementieren. Je nach Unternehmensbereich
werden diese Gestaltungsmöglichkeiten
sicherlich recht unterschiedlich ausfallen.
Abteilungen wie Vertrieb, Administration, HR
oder Finanzen lassen mögliche Spielräume
bezüglich Homeoffice, Vertrauensarbeitszeit
oder anderen Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodellen
eher zu, als dies für die produktionsbezogenen
Bereiche der Fall ist.
Die vorweg beschriebenen Entwicklungen
führen zu einem eindeutigen Anspruch an
eine steigende „Notwendigkeit für Weiterbildung“,
was sicherlich mit Themen wie lebenslanges
Lernen oder der Qualifizierung
für digitalisierte Prozesse on-the-job verbunden
ist. Aber, und das sind Bonuspunkte
der Digitalisierung, es wird ebenfalls eine
steigende „Work-Life-Balance für die Beschäftigten“
erwartet, wenn Homeoffice,
Arbeiten von unterwegs bzw. die Entflechtung
von Arbeitswelten durch die Digitalisierung
genutzt werden können. Inwiefern
die Aussage einer steigenden „Arbeitgeberattraktivität
und Wettbewerbsfähigkeit der
Branche“ wirklich zwangsläufig gegeben ist,
hängt sicherlich von der individuellen Ausprägung
und Struktur des jeweiligen Unternehmens
18 4/5 2021 | moproweb.de
ab. Die recht optimistische Aussage
darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass
jedes einzelne Unternehmen bezüglich seiner
Struktur und finanziellen Ausstattung,
aber auch seines individuellen Auftritts und
Erscheinungsbildes unterschiedlich positioniert
ist und wahrgenommen wird. Hier
geht es weniger um Unternehmensgröße
als vielmehr die Darstellung entsprechender
Vorzüge z. B. im Rahmen einer adäquaten
Employer Branding Strategie.
Sehr viel nüchterner und zutreffender
erscheint die Einschätzung der Befragten
hinsichtlich des „Bedarfs an Beschäftigten
insgesamt“. Es deckt sich mit den Erfahrungen
des Studienteams, dass zunehmende
Digitalisierung nicht automatisch mit
Arbeitsplatzverlusten einhergeht. Gleiches
gilt bezüglich der „Abwanderung von Arbeitsplätzen
ins Ausland“. Dennoch müssen
insbesondere zum Zeitpunkt des Beginns
der Digitalisierung bestehende Prozesse
und Strukturen, die Erwartung an die Mitarbeitenden,
aber auch die Befürchtungen
bestimmter Mitarbeitergruppierungen hinsichtlich
der Sicherheit ihrer Arbeitsplätze
besonders berücksichtigt werden, damit
die Mitarbeitenden inhaltlich und organisatorisch
„mitgenommen“ werden und weder
Frustrationen noch Verlustängste aufkommen.
Eine weitere positive Nachricht
verbindet sich mit der Einschätzung, dass
infolge von Digitalisierung, der Einführung
von Robotik und der kontinuierlichen Anpassung
digitalisierter Arbeitsabläufe der
„Einsatz körperlich schwerer Arbeit“ sinken
wird. Diese Einschätzung entspricht sicherlich
den Tatsachen, und lässt sich ebenfalls
auf manuelle oder monotone Aufgaben
übertragen.
Maßnahmen zu
Arbeiten 4.0
Insgesamt ist es notwendig, sich im Rahmen
der Digitalisierung sukzessive mit neuen Führungs
und Organisationsstrukturen auseinanderzusetzen
und gemeinsam mit der Belegschaft
Maßnahmen zu definieren, damit
Arbeiten 4.0 im Rahmen von Industrie 4.0
kompatibel gestaltet werden kann. Insofern
verwundert es nicht, dass die „Nutzung digitaler
Verwaltungsprozesse im Unternehmen“
am stärksten gequotet wird. Im Vergleich
zum Vorjahr hat die „Förderung digitaler Medien
zur internen Kommunikation“ verständlicherweise
zugenommen. Es gibt wohl kein
Unternehmen in der Ernährungs- und Genussmittelbranche,
welches nicht Videokonferenzen
und dergleichen infolge von Corona
eingesetzt hat – Tendenz auch weiterhin
sicherlich national wie international steigend.
Auch der Zusagewert bezüglich „zunehmend
orts- und zeitflexible Arbeitsmodelle
anbieten“ erstaunt nicht sonderlich – dies
allerdings nicht nur Corona-bedingt. Insgesamt
lässt sich, wie auch in anderen Branchen,
zumindest bei den verwaltungs- und
dienstleistungsnahen Unternehmensberei
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