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Tierwohl und „Rettung“

Datum: 2016-10-22 04:00:00Quelle: molkerei-industrie

 

Auch auf der diesjährigen MIV-Tagung kam die Diskussion nicht zu kurz – im Bild: Theo Müller bei einem Einwurf über Aussagen von Prof. Radermacher zur Bildung eines “milchwirtschaftlichen Gegenkartells” (alle Fotos in diesem Beitrag: molkerei-industrie)

 

 

Die Mittel für den Agrarhaushalt sollten zielgerichteter eingesetzt werden als bisher, wo sie einfach über der Landwirtschaft verrieselt werden. Dies erklärte Prof. Harald Grethe von der Humboldt- Universität zu Berlin in einem Vortrag vor der Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes (MIV) am 21. Oktober in Berlin. Grethe hob dabei auf ein von ihm vor eineinhalb Jahren im Regierungsauftrag erstelltes Gutachten zu Möglichkeiten der Verbesserung des Tierwohls ab. Um grundlegende Verbesserungen, gemeint ist vor allem die Intensivmast, zu erreichen, sind 3 bis 5 Mrd. € nötig. 20 – 30% davon könnten über ein staatliches Tierwohlsiegel hereingeholt werden. Als weitere Finanzierungsquellen stehen aus Sicht Grethes die Brancheninitiative Tierwohl (ca. 100 Mio. €) sowie staatliche Tierschutzzahlungen aus der 2. Säule der Agrarförderung (40 Mio. €) zur Verfügung. Damit kann der zu leistende Aufwand nicht bestritten werden. Im Rahmen einer langfristigen nationalen Strategie für Tierwohl sollten daher 15% der Mittel aus der 1. Säule in die 2. Säule übertragen werden, so Grethe, aus dessen Sicht sich die Direktzahlungen an die Bauern bereits heute nicht mehr begründen lassen. Die Direktzahlungen seien effektlos geworden, das Geld lande ohnehin eher bei den Bodeneigentümern. Daneben müssen lt. Grethe Ernährungs- und Agrarpolitik besser ineinander integriert werden.

Das Nachhaltigkeitsmodul für QM-Milch lobte Grethe als wichtigen proaktiven Schritt, den freiwillig zu gehen allemal besser sei als auf Vorschriften zu warten. Die moderne Milchviehhaltung bezeichnete Grethe als tierfreundlich, hier gebe es im Vergleich zur Mast keine so ausgeprägte Konkurrenz zwischen Tierwohl und Ökonomie. Da Weidehaltung aus Sicht des Tierwohls vorteilhaft und überdies gesellschaftlich gewollt ist, sollte die Politik Weidegangprämien aussetzen. Damit könnten Erzeugerbetriebe bei ca. 180 Kühen ökonomisch stehen bleiben und den Weidegang sicherstellen, anstatt immer weiter wachsen zu müssen, bis Größenordnungen erreicht sind, bei denen Weidegang technisch unmöglich wird. Das Nachhaltigkeitsmodul sollte aus Grethes Sicht um einen zentralen Indikator, nämlich die durchschnittliche Auftsallungszeit ergänzt werden. Hochleistungskühe seien nicht per se klimafreundlich, da sie oft vorzeitig abgehen.

 

Erneuerbare Energie für Afrika


Der Globalisierungsforscher und Club of Rome Mitglied Prof. Franz Josef Radermacher, Universität Ulm, machte das zu erwartende enorme Wachstum der Weltbevölkerung zum Thema. Allein in den letzten 15 Jahren wuchs die Zahl der Weltbevölkerung um das Dreifache der Einwohnerzahl Europas, bis 2050 werden möglicherweise noch einmal fünf „Europas“ dazukommen. Begeitet wird dies von einem Klimawandel, der die Äquatorialzone unbewohnbar machen wird. Denn die Erderwärmung wird sich trotz aller Klimaverträge nicht auf 2° C begrenzen lassen, so Radermacher. Im Endeffekt drohen eine komplette Ausblutung der Mittelschicht und die Bildung einer supranationalen Zweiklassengesellschaft. Um dem zu begegnen, müsse gerade in Afrika, dem Hotspot für Bevölkerungswachstum, Wohlstand für breite Schichten gebildet werden. Dies will Radermacher mit der Erzeugung erneuerbarer Energien erreichen, wofür sich das sonneneinstrahlungsreiche nördliche Afrika ideal anbietet. Die erzeugte Energie soll Afrika an die entwickelten Länder verkaufen, die Einnahmen sollen für Aufforstung degradierter Flächen, die Entwicklung der Landbewirtschaftung und zur Schaffung von Wohlstand verwendet werden, sagte Radermacher.

 

Moproweb / moproweb

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