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Wohl nur ein Zwischenhoch

Datum: 09.03.2024Quelle: VMB

Mitte Februar hat die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) die Zahlen der Milcherzeugung 2023 in Deutschland bekannt gegeben. Während in den vier Jahren zuvor, von 2019 bis 2022, von bayerischen Milcherzeugern (Erzeugerstandort) kontinuierlich weniger Milch erzeugt wurde, war dies im vergangenen Jahr anders. Am Ende stand über alle Milchsorten (konventionell und bio) ein Plus von 2,51 % im Vergleich zu 2022. Die 2023 in Bayern erzeugte Milchmenge von 7,72 Mio. t liegt aber unter der von 2019 (7,80 Mio. t) und sehr nahe an 2020 (7,76 Mio. t). 7,76 Mio. t wurden in Bayern übrigens auch im ersten „quotenfreien“ Jahr 2016 ermolken.
Während in Deutschland die Milchmenge 2023 um insgesamt 1,4 % anstieg, war Bayern zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern mit besagten 2,5 % Zunahme an der Spitze. Nur in Brandenburg ging 2023 die Milcherzeugung zurück. In allen Bundesländern war dabei eine Zweiteilung festzustellen: Legten Anfang 2023 die Milchmengen noch viel deutlicher zu, pendelte gegen Jahresende das Niveau meist Richtung Vorjahreslinie. Bayern lag im Januar 2023 bei der konventionell erzeugten Milch 3,5 % über dem Vorjahresmonat, bei Biomilch sogar 7,5 %, während im Dezember 2023 die Erzeugung nur jeweils 0,8 % über dem Vorjahresmonat lag. Durch den Anstieg der Milcherzeugung wurden von bayerischen Milcherzeugern in 2023 auch wieder mehr als 7 Mio. t konventionelle Milch erzeugt. Diese Grenze wurde in den Jahren 2021 und 2022 bereits unterschritten.
Bei Biomilch hat Bayern seine Spitzenstellung verteidigt: Mit einer Zunahme um 4,36 % auf 678 Mio. kg wurde 2023 abgeschlossen. Der Anteil Biomilch im Freistaat erhöhte sich somit auf 8,8 %. Nur Baden-Württemberg mit 8,2 % konnte annähernd mithalten. Bundesweit liegt der Anteil an Biomilch jetzt bei 4,4 %. Das Bundesland mit dem niedrigsten Biomilchanteil ist übrigens der benachbarte Freistaat Thüringen mit nur 1,3 %.
Ebenfalls gestiegen in 2023 ist die Milcherfassung bayerischer Molkereien von landwirtschaftlichen Erzeugern insgesamt, also auch von außerhalb des Erzeugerstandortes Bayern. Diese Menge lag 2023 bei 9,63 Mio. t und somit 3,2 % höher als 2022. Verglichen mit 2013, als von bayerischen Molkereien insgesamt 8,32 Mio. t erfasst und verarbeitet wurden, hat sich dieser “nicht-bayerische” Anteil vor allem aus den benachbarten Österreich, Tschechien, Sachsen, Thüringen, Hessen und Baden-Württemberg binnen 10 Jahren deutlich erhöht. Lag die Differenz zwischen Milch mit Erzeugerstandort Bayern und der insgesamt von bayerischen Molkereien verarbeiteten Milch im Jahr 2013 erst bei 832 Mio. kg, hat sich dies bis 2023 auf 1,90 Mio. t erhöht. Auch wenn zuletzt auch wieder bayerische Milchlieferanten zu Milchverarbeitern  ins benachbarte Baden-Württemberg gewechselt sind, dürfte gerade auf der Südschiene durch die Aufgabe des ehemaligen Campina-Standortes Heilbronn und auch durch die Akquise von Milch aus dem Schwarzwald der Zustrom aus dem Ländle nach Bayern eher wieder zunehmen.
Der Anstieg der Milcherzeugung in 2023 dürfte als Hintergrund die hohen Milchpreise Ende 2022/Anfang 2023 haben. Eine Trendumkehr dürfte dies keineswegs bedeuten, sondern eher ein Zwischenhoch darstellen! Die drohenden Auswirkungen der Novellierung des Tierschutzgesetzes und auch die wieder anziehende Dynamik bei der Haltungsformkennzeichnung in Verbindung mit einer grundsätzlich kritischen Haltung der Gesellschaft zur Nutztierhaltung werden wohl in Zukunft ganz andere Fragen aufwerfen.

 

Abb.: Pixabay

Dr. Hans-Jürgen Seufferlein / VMB

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