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„Das Rind als Ersatz-Mammut“

Datum: 2016-11-14 08:00:00Quelle: LVBM

Im Foto v.l.n.r: Milchprinzessin Eva-Maria Bäuml, Prof. Richard David Precht, der Vorsitzende der LVBM Günther Felßner und Milchkönigin Susanne Polz (Foto: Landesvereinigung der Bayerischen Milchwirtschaft; LVBM)

 

 

 

Gastredner auf der 59. LVBM-Mitgliederversammlung am 9. November im Haus der bayerischen Landwirtschaft in Herrsching war der aus den Medien bekannte Philosoph und Publizist Prof. Dr. Richard David Precht. Sein Thema lautete „Moralisch essen – Genuss und Verantwortung“.

Precht spannte während seines Vortrags einen weiten Bogen von der Notwendigkeit politischer Ökonomie, über die Ernährungsweisen unserer allerersten Vorfahren hin zur Massentierhaltung und Züchtung von Steaks im Reagenzglas. Richtig gelesen: Fleisch, das aus den Stammzellen von Rindern gezüchtet wurde. Wissenschaftler hatten diesen Versuch vor drei Jahren gewagt und laut Precht läge hier die Zukunft: Fleisch konsumieren ohne dass Tiere sterben müssten. Spätestens wenn Kinder mit dieser Idee aufwachsen, sei sie nicht mehr aufzuhalten und es ginge nun darum, bei diesem Geschäftsmodell mitzumachen und Einfluss zu nehmen oder das Feld anderen zu überlassen. Analogien sieht der Philosoph hier zu den Entwicklungen der Digitalwirtschaft, die hauptsächlich von US-Firmen bestimmt werde.

 

Warum Menschen so ticken, wie sie ticken begründet Precht unter anderem in den drei Ersatzreligionen: Liebe, Ernährung und Gesundheit. „Je mehr ich in mich hineinhorche, umso mehr Krankheiten finde ich“, erklärte der Gastredner. Direkt damit verbunden sei die ansteigende Zahl von Unverträglichkeiten wie Laktose-Intoleranz oder Trendernährungsweisen wie die derzeit angesagte Paleo-Diät, auch bekannt als Steinzeit-Ernährung. Erlaubt sind nährstoffreiche Lebensmittel, z.B. in Form von Nüssen, Fleisch, Gemüse und Eiern. Nicht erlaubt sind unter anderem Milch und Milchprodukte. Grundlage dieser Diät sei die Vorstellung, dass der Mensch ein Jäger sei und das Rind stelle laut Precht das heutige „Ersatz-Mammut“ dar – für den Philosophen handelt es sich hierbei um eine Fehlannahme. Diese Auffassung von steinzeitlicher Ernährung habe nicht viel mit menschlicher Ernährung zu tun.

 

Ist es nun richtig Fleisch zu essen oder nicht? Laut Precht eine kulturelle Frage, die von der Beziehung zu Tieren abhänge. So unterscheiden sich die Einstellungen zwischen Land und Stadt recht deutlich. Werden Tiere von Städtern eher als Haustiere angesehen, gelten sie auf dem Land klar als Nutztiere.

 

Interessierte lesen mehr von seinen Thesen in seinem neuesten Buch „Tiere denken. Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen“, erschienen im Goldmann Verlag.

Nicht auf der Versammlung entschieden wurde über die Zukunft der Finanzierung der Landesvereinigung. Hierfür ist in wenigen Tagen ein gesonderter Termin angesetzt.

 

Moproweb / moproweb

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