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Milchwirtschaft fordert politischen Rückenwind

Datum: 20.10.2023Quelle: molkerei-industrie

Anlässlich der Jahrestagung des Milchindustrie-Verbandes MIV am 20. Oktober in Salzburg zeichnete der Vorsitzende des Verbandes Peter Stahl (Foto) vor der Presse ein Stimmungsbild der Branche mit Einordnung aktueller politischer Entwicklungen. Aktuell hätten die Verbandsmitglieder hohe Produktionskosten, v.a. durch die gestiegenen Energiepreise, die Tarifabschlüsse und die kommende Anhebung der LKW-Maut.

Dies setze die heimische Milch unter Druck, die Branche sei darauf angewiesen, dass die Bundesregierung jetzt an geeigneten Rahmenbedingungen arbeitet, um dem Wirtschaftsstandort Deutschland Rückenwind zu verleihen, sagte Stahl. Die Milchindustrie stehe für Produkt-Vielfalt und die Innovationsfähigkeit einer mittelständisch geprägten Branche. Die aktuelle Überregulierung bedrohe die gebotene Vielfalt; hier müsse die Politik dringend gegensteuern.

Kostendruck

Die Molkereien unternehmen seit Jahren große Anstrengungen, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die MIV-Verbandsmitglieder hoffen daher, dass die Entscheidung zum Brennstoffemissionshandelsgesetz BEHG zu einer Entlastung der Branche führt. Aus Sicht des Verbandes sind die politischen Rahmenbedingungen der Auslöser für die sehr hohen Energie- und Strompreise. Das stellt die Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen und schmälert ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ihren europäischen Nachbarn. Es droht eine Abwanderung der Industrie, auch bei Molkereien, so der MIV. Ein zuletzt diskutierter vergünstigter Industriestrompreis wird der mittelständisch geprägten Lebensmittelwirtschaft nicht zugutekommen, obwohl auch sie unter den hohen Kosten leidet. Hier muss aus Sicht des Verbandes ganzheitlicher angesetzt werden, was auch Chancen zur Entlastung der Verbraucher bietet.

Preissensible Verbraucher

Die auf Molkereiseite gestiegenen Kosten u. a. für Energie, hohe Tarifabschlüsse und der bald steigenden Lkw-Maut werden sich in den Produktpreisen wiederfinden müssen. Milchprodukte sind kein Inflationstreiber – die Preise entsprechen den Dynamiken der heimischen und internationalen Märkte. Aktuell ist festzustellen, dass der Produktpreis für den Verbraucher einen besonders hohen Stellenwert in seiner Kaufentscheidung hat und günstige Produkte bevorzugt werden. Der Verbraucher folgt bei seinem Einkauf der marktwirtschaftlichen Logik, wobei politische Vorgaben wie die Forderung nach 30 Prozent Öko-Landbau diesem Prinzip widersprechen.

Staatliche Haltungskennzeichnung vor dem Praxistest

Vor diesem Hintergrund verfolgt die Branche mit Spannung die weitere Entwicklung bei den Gesetzgebungsverfahren. Mit der Kennzeichnung zum Tierwohl über QM+ und haltungsform.de hatte man wirtschaftsseitig bereits eine Initiative gestartet. Jetzt stecken die teilnehmenden Betriebe in einem Dilemma: Das staatliche System wird über das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz auch für den Milchbereich zeitversetzt kommen, ohne in die bereits bestehenden Haltungskennzeichnungen integrierbar zu sein.

Tierwohl ist richtig und wichtig. Aus Sicht des Verbands muss die Politik mit einer Überarbeitung des Tierschutzgesetzes die Rahmenbedingungen für Milcherzeuger verbessern. Ziel muss es sein, erstens eine praxisorientierte Umsetzung zu ermöglichen und zweitens eine verlässige Perspektive zu bieten. Investitionen in Stallbau und Tierhaltung erfolgen auf Jahrzehnte und nicht auf wenige Jahre. „Deutschland ist ein Gunststandort, um Milch zu produzieren. Wir sollten dieses Potenzial nutzen und durch kluge Entscheidungen den Milchsektor stärken. Unser gemeinsames Ziel ist eine ressourcenschonende Nutzung pflanzlicher Rohstoffe durch unsere Kühe. Die Molkereien stehen weiterhin bereit, um die Menschen mit leckeren Milchprodukten bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung zu unterstützen“, sagte Stahl.

 

 

Roland Sossna / moproweb

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