Lagerplatzbedarf am neuen Standort, es steigt jedoch der Bedarf
an Produktionskapazitäten und vice versa)
• Die Einführung von Konzepten zur Reduktion der Anzahl der Materialien
im Prozess (z. B. Analyse der Variantenbäume oder Einführung
von Late Conversion), um wiederum im Rahmen der Verlagerung
mit weniger Komplexität umgehen zu müssen
Im Ergebnis haben diese Optimierungen vielfach auch ohne eine
Optimierung des Manufacturing Footprints bereits positive Auswirkungen.
In Kombination mit verringerten Investitionen für die Verlagerung
erhöhen diese positiven Effekte auch das Ergebnis und die
Liquidität nochmals deutlich.
5. Verwenden Sie Netzwerkplanungstools
nur mit einer gesunden Skepsis
Am Markt stehen zur Entscheidungsunterstützung in Manufacturing
Footprint Projekten Netzwerkplanungstools (auch „Supply
Network Design“ Tools) zur Verfügung. Diese unterstützen beispielsweise
bei der Identifikation geographisch optimaler Standorte unter
Berücksichtigung von Eingangs- und Ausgangsmengen oder bei der
Bestimmung der optimalen Anzahl an Standorten. Im Regelfall führen
diese Tools allerdings erst ab einer gewissen Komplexität des
Netzwerks zu zusätzlichen Erkenntnisgewinnen, die die Kosten des
Einsatzes dieser Tools übersteigen. Hinzu kommt, dass die Ergebnisse
wesentlich von den gewählten Input-Parametern abhängig sind,
die selbst wiederum mit Unsicherheiten behaftet sind (siehe Punkt
6). Daher sollte der Einsatz dieser Werkzeuge mit einer gesunden
Portion an Skepsis angegangen werden. Die Kernfrage dabei lautet:
Für welche Einsichten wird das Werkzeug wirklich benötigt? Reichen
„hands-on“-Analysen in Eigenregie von erfahrenen Mitarbeitern auf,
um > 80 % der Optimierungspotentiale zielsicher zu identifizieren?
6. Denken Sie auch an morgen
Nach einer Analyse des bestehenden Netzwerks kristallisieren sich
im weiteren Verlauf des Projekts meistens relativ schnell die relevanten
Optionen heraus, die dann detailliert bewertet werden sollten.
Entscheidend hierbei ist es dann, nicht nur den aktuellen Status,
sondern insbesondere auch die erwartete zukünftige Entwicklung
der relevanten Faktoren einzubeziehen. Dieses gilt sowohl für den
Absatzbereich (z. B. Mengenentwicklungen oder Sortimentsverschiebungen),
aber auch für die wesentlichen Kostenfaktoren. So
sind beispielsweise Entwicklungen auf der Erzeugerseite ebenso
abzuschätzen wie auf der Absatzseite. Ebenso könnten zentralisierte
Produktionsstrukturen bei stark steigenden Transportpreisen
(Stichworte: CO2-Bepreisung, Fahrermangel, etc.) schnell wieder
hinterfragt werden. Um die Auswirkungen dieser Effekte auf den
Manufacturing Footprint zu bestimmen, bietet es sich an, in Form
von Sensitivitätsanalysen zu ermitteln, ab welchem Wert (z. B. ab
welchen Transportpreisen) sich Strukturen anders gestalten würden
und dann eine Abschätzung von Eintrittswahrscheinlichkeiten in den
nächsten Jahren vorzunehmen.
7. Bewerten Sie Ihre Optionen
umfassend
Nach der Analyse der relevanten Daten, der Optimierung des Geschäfts
und der Abschätzung zukünftiger Entwicklungen kristallisieren
sich in vielen Fällen einige relevante Veränderungsoptionen
26 9 2020 | moproweb.de
heraus. Diese sind dann umfassend zu bewerten, wobei eine Vielzahl
an Faktoren zu berücksichtigen sind. Hier einige Beispiele:
• Veränderung einzelner erfolgswirksamer Positionen (z. B. Personalkosten,
Energiekosten, Transportkosten, Lagerhaltungskosten,
Zinsen, etc.)
• Investitionsbedarfe (z. B. neue Anlagen, Restrukturierungskosten,
Umzugskosten, etc.)
• Auswirkungen auf Absätze und Umsätze (z. B. durch erhöhte Service
Level oder größere geographische Marktnähe)
• Auswirkungen auf die Milcherzeuger und die Rohmilchtransporte
• Flexibilität bei ungeplanten zukünftigen Entwicklungen, sowohl
auf der Absatzseite als auch auf der Kostenseite
• Auswirkungen auf die Marken und Unternehmensreputation
• Auswirkung auf den CO2-Footprint
• …
In der finalen Gegenüberstellung gilt es dann, alle qualitativen und
quantitativen Faktoren in einem integrierten Bewertungsmodell zusammenzuführen
und auf dieser Basis eine Auswahl zu treffen.
8. Für die Umsetzung:
Planen Sie jedes Detail
Die Umsetzung der Optimierung des Manufacturing Footprint ist akribisch
und umfassend zu planen. Kernelemente der erforderlichen
Umsetzungsplanung sind in Abbildung 2 dargestellt. Der Management
Fokus liegt dabei vielfach auf den vordergründig offensichtlichen
Themen, wie z. B. der Kündigung von Mietverträgen, der Beschaffung
von Grundstücken oder Maschinen oder der Einstellung
neuer Mitarbeiter.
Gleichzeitig werden aber die „Randbereiche“ bei der Planung
häufig sträflich vernachlässigt und nicht mit der nötigen Sorgfalt
verfolgt. Hierzu gehören beispielsweise die Definition einer Reallokationsstrategie
für jedes einzelne Material und jede einzelne Fertigware,
eine detaillierte IT-Strategie für die Abbildung der Verlagerung
in den IT-Systemen oder das Einholen aller behördlichen oder kundenbezogenen
Freigaben. Von besonderer Bedeutung ist dabei in
der Milchwirtschaft die Umsteuerung der Rohmilchmengen mit den
entsprechenden Effekten auf das gesamte Netzwerk. Grundsätzlich
kann jede nicht geplante und damit nicht durchgeführte Aktivität
zu Lieferproblemen und verärgerten Kunden im Zielszenario führen.
9. Betreiben Sie aktives
Risikomanagement
Im Zusammenhang mit den unter Punkt 6 beschriebenen Sensitivitätsanalysen
sollten nicht nur für alle zu bewertenden Faktoren
und Kostenpositionen Spannbreiten und Eintrittswahrscheinlichkeiten
ermittelt, sondern in ausgewählten Dimensionen auch konkrete
Fall-Back-Lösungen proaktiv ausgearbeitet werden. Es bietet
sich an in den für das Projekt elementaren Bereichen an Alternativoptionen
und Flexibilität aufzubauen. Dies muss zumindest in
folgenden Themenfeldern zwingend gegeben sein:
• Grundstücke & Gebäude: Schnell kann die priorisierte Grundstückswahl
z. B. aufgrund von Genehmigungsverfahren zum Erliegen kommen,
sodass in der Zielregion auch nach Identifikation der besten
Option, weitere Optionen bis zum Schluss verfolgt werden sollten.
• Maschinen & Werkzeuge: Nach der Entscheidung für ein Grundstück
sollte das Projekt auch bei ausverhandelten Verträgen mit
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